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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 17): Die letzten Strassburger Jahre: 1546 - 1549 — Gütersloh, 1981

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https://doi.org/10.11588/diglit.30258#0391
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3. BRIEFMEMORANDUM

387

Von gedechtnus der Heyligen jn der messen197.
Zu dem gantzen articul: Es ist jha ein seer alter prauch, das man der H. Märtyrer vnnd
hernacher auch anderer Heyligen jn haltung des H. Abentmals gedencket, Got für sie
dancksaget vnnd bittet, jren fustapffen nachzuvolgen. Hernacher hat man auch angefan-
5 gen zu betten, das er vns vmb der Heiligen gepett vnnd verdienst willen wolle sein gnad
vnnd hilff beweysen. - Das erst vnd eltist ist auch das best vnnd sicherist. Der Herre hat
ja gesagt: was wir den vatter bitten in seinem namen, das werde er vnns geben198. Dar-
umb haben auch die Eltisten Collecten von den Heyligen nichts in sich dan gedechtnus
der gaben Gottes, die er seinen heyligen verluhen hat, vnnd gepett, das er vns gebe,
10 | [76] | jrer lehr vnnd leben nachzuvolgen.-3 Hernacher hat man wol auch Collecten
gemacht, da Gott gepetten würdt, er wolle vnns helffen vmb seiner lieben Heiligen
furbit vnnd verdienst willen. Das hat aber dannoch der liebe got verhietet199, das nach in
keine Collecten komen ist, das man die Heyligen selb anspreche, das sie solten vor vns
bitten.
15 Wille man nun ein recht Christliche hertzliche Vergleichung machen jm Herren, So
lasse man vns vmbs Herren willen bleyben bey dem besseren vnnd sicheren, das wir der
waren Heyligen mit herlichem lob gedencken, Got für sie dancksagen vnnd betten, das
er vns wolle geben, jrem glauben nachzufolgen. Das leret die H. Schrifft, vnnd also
habens die Eltisten vnnd besten Kirchen gehalten vnnd kan nichts dan besserung brin-
20 gen. So aber das hochpreysen der Verdiensten vnnd vorbitt200 der Heiligen so schwere
ergernuß des glaubens bracht hat, wie leider noch vil zu vil voraugen. Darzu ob wol die
alten etwan auch gepettet haben, Got wolle der Alten seiner lieben Knechten Abraham,
Isaac, | [77] | Jacob vnnd Dauidts eingedenck sein vnnd jnen vmb deren willen gnad
thun, so wurdt doch in dem als mit einbracht die gedechtnus der verheyssung gottes, die
25 er den Ertz Vatteren auch für jren samen vnnd nachkomen gethan hat vnnd jrer furbit
vnnd verdienst nicht gedacht.
Wiewolb wir gernc gestohn, das vns Got vil guts thut, auch vmb seiner lieben Heili-
gen willen, wie er verheissen hat, guts zuthun in tausset geschlecht denen, die jn lieben
vnnd seine gepot bewaren201, So zweyfelt vnns auch nit daran, alle lieben Heyligen, die
30 bey Christo seindt, betten vor vnns on vnderlaß.
Nach damit vnnser glaub vnnd tröst gantz vnnd Rhein bleybe vff den verdienst vnnd
vorbitt vnnsers lieben Herren Jesu Christi, durch das doch allein der Heiligen wolthun
vnnd furbit bey Got alles ansehen hat, So wurdts freylich allen denen, die die eher202
Christi - welche warlich vil jar einer mit dem hocher- | [78] | heben der Heiligen ver-
35 dienst vnnd furbit beschwerlich ist verletzet worden vnnd noch - vnnd auch wäre
a) spätestens hier endet die Parenthese, deren Schlußzeichen zu setzen vergessen ist.
b) Or.: Viewol. - c) Or.: ger.
197. Art. 23 »Von der gedechtnus der haylligen im opffer der meß und von irer fürbitt, so darin
begert wirdet. Auch kürtzlich: von anruffen der heylligen« (Mehlhausen, S. 122-126).
198. Vgl. Jo 16,23.
199. Bisher noch ... verhütet.
200. Fürbitte.
201. Vgl. 2M0S 20,6; 5M0S 5,10.
202. Ehre.
 
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