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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Editor]; Neuser, Wilhelm H. [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Strohm, Christoph [Editor]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 17): Die letzten Strassburger Jahre: 1546 - 1549 — Gütersloh, 1981

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https://doi.org/10.11588/diglit.30258#0402
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398

DIE LETZTEN STRASSBURGER JAHRE 1546-1549

Dokument 4
Brief Bucers an Caspar Cruciger
(zwischen 5. und 9. April 1548)
Die Korrespondenz zwischen Martin Bucer und Caspar Cruciger kann sicherlich nicht
als reichhaltig bezeichnet werden1. Um so bedauerlicher ist es, daß uns das Schreiben
des Wittenbergers an den Straßburger während der so entscheidenden Tage von dessen
Aufenthalt in Augsburg 1548 nicht erhalten ist2. Was Bucer als Anlaß seines Antwort-
briefes an Cruciger erwähnt, reicht selbst für Vermutungen nicht aus3. Schon von der
4. Zeile ab kommt Bucer in seiner Antwort zur eigenen Sache, d. h. er beginnt ausführ-
lich über seine Lage in Augsburg zu berichten. Der Ton dieses Briefes ist deshalb ein
ganz anderer als in dem Schreiben an Julius Pflug. Hier wendet Bucer sich in einer viel
persönlicheren Weise an einen Glaubensgenossen und Mitkämpfer während der Tage
der Religionsgespräche in Worms und Regensburg4, dem er sich und seine Probleme
unbefangen anvertraut. Darin besteht - mehr noch als Bucers Berichterstattung bezüg-
lich seiner Stellungnahme zum Interim - der Wert dieses Dokumentes.
Inhalt
Schon am Anfang erfahren wir eine Reihe historischer Details, die Punkt für Punkt für
unsere Beurteilung von Bucers Lage in Augsburg wichtig sind. So wird u. a. bestätigt,
daß der Aufenthalt in der kurfürstlichen Herberge als Hausarrest bezeichnet werden
muß. Unmißverständlich kommt auch Bucers Erstaunen über den kaiserlichen Rat-
schlag und dessen Absichten zum Ausdruck: Bucer wundert sich, ja vor Bestürzung
1. In AST wird nur ein Brief von dem Wittenberger Caspar Cruciger (1504-1548) an B. aufge-
führt. Vgl. Adam, Inventaire, Sp. 197, AST 155, Nr. 135 (vom 21. Juni [1548] und Sp. 311, AST
181 (VE 16), Nr. 20. Vgl. auch Rott, Correspondance, S. 27. Zu Caspar Cruciger d. Ä. s. RE 4,
5. 343; Th. Presset: Caspar Cruciger. Nach gleichzeitigen Quellen. Elberfeld 1862.
2. Am 21. Juni 1548 schrieb Cruciger dem Straßburger aufs neue. Dieser Brief ist bei Presset,
S. 84f., abgedruckt (Cruciger ad Martinum Bucerum, dd. Witebergae, die 21. Junii [ex collect. Sim-
leriana.]). Aus diesem Schreiben geht hervor, daß B.s Augsburger Brief an Cruciger nie in dessen
Besitz gekommen ist: Sed ex certis hominibus interea comperimus, te etiam, cum Augustae esses, ad
nos dedisse literas, et ut audio, peculiares etiam ad me {Presset, S. 84). Adam, Inventaire, datiert
diesen Brief irrtümlich auf den 21. Juni 1545; s. oben, Anm. 1.
3. Aus dem Anfang von B.s Brief könnte nur geschlossen werden, daß er den Brief des Witten-
bergers schon zu Beginn seines Aufenthalts in Augsburg bekommen hatte: quas litteras hic primum
accepi (s. unten, S. 400). Der Anlaß des Schreibens bleibt aber völlig unklar. Nur dürfte B. die strikt
ablehnende Haltung Crucigers zum Interimstext kaum unbekannt geblieben sein. Schon am 24. Ja-
nuar 1548 hatte der Wittenberger sich, zusammen mit Melanchthon und Maior, zum ganzen Inte-
rimsunternehmen kritisch geäußert. Vgl. Presset, S. 67.
4. Als Schüler Melanchthons beteiligte sich Cruciger an den beiden genannten Religionsgesprä-
chen. Vgl. RE 21, S. 489-496 (Worms) und RE 16, S. 545-552 (Regensburg). C. Augustijn: De
godsdienstgesprekken tussen Rooms-Katholieken en Protestanten van 1538 tot 1541. Haarlem
1967. bes. S. 56-58 und 83-86.
 
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