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Orth, Christian; Nicochares
Fragmenta comica (FrC) ; Kommentierung der Fragmente der griechischen Komödie (Band 9,3): Nikochares - Xenophon: Einleitung, Übersetzung, Kommentar — Heidelberg: Verlag Antike, 2015

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https://doi.org/10.11588/diglit.52132#0163
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Philyllios

wieder thematisierte) angebliche Trunksucht der Frauen diesen Unterschied
dann ins Gegenteil verkehrt. Im weiteren Verlauf dieses Fests trinken dann
tatsächlich Männer und Frauen, wenn auch in getrennten Gruppen (946-8).
Wenn die in dem Fragment beschriebene Situation eine mit einem Trink-
gelage kombinierte pannychis ist, an der Männer und Frauen teilnehmen,205
dann könnte hier der Anlass beschrieben worden sein, an dem Herakles Auge
begegnet und Telephos zeugt (vgl. Edmonds I 902 Anm. b, Koenen 1969, 11,
Hunter 1983, 105).206 Denn nach dem wahrscheinlich auf Euripides’ Auge
zu beziehenden Bericht des Moses von Chorene, Progymn. 3,3 (armenisch;
ins Lateinische übersetzt von A. Mai/J. Zohrab, 1818) = Eur. Αυγή test, üb
Kannicht (dum in Arcadiae quadam urbe festum Minervae celebraretur (aiunt),
cum eiusdem sacerdote Augea Aleifilia choreas in nocturnis sacris agitante rem
Hercules habuit...) wurde Auge von Herakles gerade auf einer solchen pan-
nychis geschwängert.207
Genauere Einzelheiten enthält eine leider sehr lückenhaft auf Papyrus er-
haltene Hypothesis von Euripides’ Auge, die unterschiedlich ergänzt worden
ist (vgl. besonders Koenen 1969, Luppe 1983, Kannicht 2004, 332-3, Barrett
2007, Collard/Cropp 2008a, 264-7).
Einigkeit herrscht darüber, dass dort in Zeile 7-8 (ή δέ τής π«[ ... / ... ]
στάσης χο[...) von einer Pannychis mit Tänzen die Rede ist. Zeile 10-1 (... ]
ητα πλυν[ ... / ... ]λησιον κρη[ ...) wird dagegen allgemein auf das Waschen
eines Gewands der Athene an dem Brunnenhaus bezogen,208 an dem Auge von

205 Andere Möglichkeiten wären z. B. ein Symposion in einer verkehrten Welt, an dem
anstelle von Hetären trunksüchtige alte Frauen teilnehmen, oder ein Bericht eines
Besuchers der Unterwelt, der diese nach seiner Rückkehr als einen Ort darstellt,
an dem die Menschen die ganze Zeit trinken (zu Vorstellungen von ständigem
Weingenuss in der Unterwelt vgl. Pherecr. fr. 113,30-1, Ar. fr. 504,8-9, Plat. Resp.
363c-d; vgl. Orth 2013 (FrC 9.1), 307. 393).
206 Alternativ könnte man z. B. auch an eine Hochzeitsfeier denken (zu einer pan-
nychis auf einer Hochzeit vgl. Posidipp. fr. 28,22 [vgl. 19]), vgl. Edmonds I 903
Anm. e, Hunter 1983, 105. Allerdings lässt sich eine solche weit weniger gut in
einer Komödienhandlung über Auge unterbringen.
207 Eine Pannychis ist im Kontext eines Athene-Fests auch für die athenischen Pana-
thenäen bezeugt (vgl. Parker 2005, 166. 182).
208 Das Fest wird allgemein mit den Plynteria identifiziert (vgl. Collard/ Cropp 2008a.
265 Anm. 1; vgl. zu den Plynteria Parker 2005,478-9). Mit Barretts Rekonstruktion
der Hypothesis (s.u.) besteht dazu aber kein Anlass mehr (Barrett 2007, 454: „In
particular, I think that by the end of my discussion the Tegeate πλυντήρια will
have disappeared“).
 
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