Μουσών γοναί (fr. 9)
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επτά τέτοκεν ή γυνή Blaydes, „Nihil novare praestat, nam sequens senari-
us ordiri potuit a verbis τέκν’ επτά“ van Herwerden). Die Unsicherheit der
Paroimiographen über die Bedeutung der Wendung ist allerdings besser ver-
ständlich, wenn bei Polyzelos an dieser Stelle keine genauere Zahl genannt
wurde.
Interpretation Die Paroimiographen beziehen das von Polyzelos verwendete
Sprichwort auf eine Frau, die viele Töchter geboren hat, und die Annahme ist
naheliegend, dass es dabei um die Geburt der Musen durch Mnemosyne geht
(so schon Meineke I 281, II.2 871, und vgl. die Diskussion des Fragments von
Nesselrath 1995, 15-7). Der Sprecher könnte der in diesem Fall von Polyzelos
als Mnemosynes Ehemann dargestellte521 Zeus sein (vgl. Nesselrath 1997, 16:
„Was Polyzelus trying to make Zeus look like a down-to-earth father who feit
rather overwhelmed when being confronted with nine new-born daughters,
and who took refuge in a proverbial human example?“). Noch besser motiviert
wäre die Überraschung von Mnemosynes Mann aber vielleicht, wenn er nicht
mit Zeus identisch ist, und Zeus hier (wie auch sonst öfter in der Komödie,
vgl. Schol. Ar. Pac. 741b und e, und vgl. mit weiteren Belegen Pirrotta 2009,
118) als Ehebrecher auftrat (vgl. auch zu fr. 8).522 In jedem Fall ist das Fragment
ein interessantes Beispiel der für Mythenparodien im 4. Jh. v. Chr. insgesamt
charakteristischen Veralltäglichung des Mythos (vgl. Nesselrath 1990, 204-35
und Nesselrath 1997, 17 Anm. 45).
Das Fragment ist auch für die Frage der Zahl der Musen bei Polyzelos von
Interesse. Wenn Meinekes Korrektur der bei den Paroimiographen genannten
Zahl von hundert Töchtern der Kombe zu sieben Töchtern richtig ist (vgl. oben
zum Zitatkontext) und sich Polyzelos tatsächlich auf diese Geburt der Kombe
bezieht (vgl. zu alternativen Möglichkeiten unten zu ώσπερ Χαλκιδική), dann
könnte er die Zahl der Musen - wie Epich. fr. 39 und Myrsilos von Methymna
FGrHist 477 F 7 (vgl. zur Zahl der Musen Mayer 1933, 687-91) - mit sieben
angegeben haben (so Meineke II.2 871, Kock I 792, Mayer 1933, 688,62-5).
521 Zeus’ Verbindung mit Mnemosyne unterscheidet sich (wie auch die vorausge-
henden Verbindungen mit vorolympischen Göttinnen wie Metis, Themis und
Eurynome) von seinen späteren Liebschaften mit sterblichen Frauen (die - wie
Alkmene und Leda - neben Zeus als Liebhaber auch einen Ehemann haben kön-
nen). Natürlich ist aber auch nicht auszuschließen, dass Polyzelos den Mythos hier
stärker abwandelte.
522 Mehrfache Geburt ist sonst oft mit solchen Seitensprüngen verbunden, vgl. die
Kinder der Alkmene und Leda (vgl. West 1966, 175 adHes. Theog. 56).
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επτά τέτοκεν ή γυνή Blaydes, „Nihil novare praestat, nam sequens senari-
us ordiri potuit a verbis τέκν’ επτά“ van Herwerden). Die Unsicherheit der
Paroimiographen über die Bedeutung der Wendung ist allerdings besser ver-
ständlich, wenn bei Polyzelos an dieser Stelle keine genauere Zahl genannt
wurde.
Interpretation Die Paroimiographen beziehen das von Polyzelos verwendete
Sprichwort auf eine Frau, die viele Töchter geboren hat, und die Annahme ist
naheliegend, dass es dabei um die Geburt der Musen durch Mnemosyne geht
(so schon Meineke I 281, II.2 871, und vgl. die Diskussion des Fragments von
Nesselrath 1995, 15-7). Der Sprecher könnte der in diesem Fall von Polyzelos
als Mnemosynes Ehemann dargestellte521 Zeus sein (vgl. Nesselrath 1997, 16:
„Was Polyzelus trying to make Zeus look like a down-to-earth father who feit
rather overwhelmed when being confronted with nine new-born daughters,
and who took refuge in a proverbial human example?“). Noch besser motiviert
wäre die Überraschung von Mnemosynes Mann aber vielleicht, wenn er nicht
mit Zeus identisch ist, und Zeus hier (wie auch sonst öfter in der Komödie,
vgl. Schol. Ar. Pac. 741b und e, und vgl. mit weiteren Belegen Pirrotta 2009,
118) als Ehebrecher auftrat (vgl. auch zu fr. 8).522 In jedem Fall ist das Fragment
ein interessantes Beispiel der für Mythenparodien im 4. Jh. v. Chr. insgesamt
charakteristischen Veralltäglichung des Mythos (vgl. Nesselrath 1990, 204-35
und Nesselrath 1997, 17 Anm. 45).
Das Fragment ist auch für die Frage der Zahl der Musen bei Polyzelos von
Interesse. Wenn Meinekes Korrektur der bei den Paroimiographen genannten
Zahl von hundert Töchtern der Kombe zu sieben Töchtern richtig ist (vgl. oben
zum Zitatkontext) und sich Polyzelos tatsächlich auf diese Geburt der Kombe
bezieht (vgl. zu alternativen Möglichkeiten unten zu ώσπερ Χαλκιδική), dann
könnte er die Zahl der Musen - wie Epich. fr. 39 und Myrsilos von Methymna
FGrHist 477 F 7 (vgl. zur Zahl der Musen Mayer 1933, 687-91) - mit sieben
angegeben haben (so Meineke II.2 871, Kock I 792, Mayer 1933, 688,62-5).
521 Zeus’ Verbindung mit Mnemosyne unterscheidet sich (wie auch die vorausge-
henden Verbindungen mit vorolympischen Göttinnen wie Metis, Themis und
Eurynome) von seinen späteren Liebschaften mit sterblichen Frauen (die - wie
Alkmene und Leda - neben Zeus als Liebhaber auch einen Ehemann haben kön-
nen). Natürlich ist aber auch nicht auszuschließen, dass Polyzelos den Mythos hier
stärker abwandelte.
522 Mehrfache Geburt ist sonst oft mit solchen Seitensprüngen verbunden, vgl. die
Kinder der Alkmene und Leda (vgl. West 1966, 175 adHes. Theog. 56).