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Orth, Christian; Nicochares
Fragmenta comica (FrC) ; Kommentierung der Fragmente der griechischen Komödie (Band 9,3): Nikochares - Xenophon: Einleitung, Übersetzung, Kommentar — Heidelberg: Verlag Antike, 2015

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https://doi.org/10.11588/diglit.52132#0385
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380

Sannyrion

μεν} πέλανον ξήμεϊς οί θεοί,} / ά καλεϊτ’ άσέμνως άλφιθ’ ύμεϊς οί βροτοί Cobet
1878). Eine lebendigere, und damit auch plausiblere, Gesprächssituation ergibt
sich z. B. mit der Annahme, dass in Vers 1 ein Gott das Wort πελανόν einfach
verwendet und daraufhin (vielleicht auf Nachfrage eines Gesprächspartners,
oder aber auch gleich in Vorwegnahme einer solchen möglichen Nachfrage)
dieses Wort mit dem unter Menschen üblichen Ausdruck glossiert; vgl. z. B.
Stratt. fr. 29 (zitiert unten zur Interpretation).
Eine (an sich einfache) Änderung zu άσέμνως (Meineke; vgl. Chaerem.
TrGF 71 F 36,3 άσεμνος) in Vers 2 ist unnötig und zerstört die Pointe (vgl.
unten zu 2 σεμνώς). Ähnliches gilt für weitere Korrekturvorschläge (vgl. den
kritischen Apparat).
Interpretation Das unterschiedliche Vokabular verschiedener Gruppen wird
auch sonst in der Komödie häufiger thematisiert.558 Vgl. z. B. Epich. fr. 84 κόγ-
χος, άν τέλλιν καλέομες, Stratt. fr. 29 ή σφύραινα δ’ έστι τίς; /:: κέστραν μεν
ύμμες ώττικοι κικλήσκετε und fr. 49 (über den böotischen Dialekt), Apollod.
Caryst. fr. 32 ψεί δ’ δτιψ καλοΰμεν ράφανον, ύμεϊς δ’ οί ξένοι / κράμβην,
Antiph. fr. 223,5-6.
Unterschiede in dem von Menschen und Göttern verwendeten Vokabular
werden seit Homer (II. 1,402-4. 2,813-4. 14,290-1. 20,74, Od. 10,305. 12,61) in
der Literatur immer wieder erwähnt (vgl. mit umfangreichen Belegen und
weiterer Literatur West 1966, 386-8 ad Hes. Theog. 831-5); in der Komödie
vgl. Cratin. fr. 258 (mit Kassel/Austin ad L).
Aus der Anrede ύμεϊς οί βροτοί ergibt sich, dass der Sprecher selbst kein
Mensch ist, sondern ein Gott oder göttliches Wesen.559 ύμεϊς οί βροτοί bezieht
sich inhaltlich auf die Menschheit allgemein (oder zumindest die Griechisch
sprechende); direkt angesprochen werden hier entweder eine oder mehrere
Personen auf der Bühne oder das Theaterpublikum (in letzterem Fall könnte
das Fragment aus einem Prolog mit göttlichem Sprecher stammen,560 vgl. dazu
zu Philyll. fr. 7).
Die Vorstellung, dass πελανός in der Göttersprache die gleiche Bedeutung
hat wie άλφιτα in derjenigen der Menschen, geht von der Vorstellung aus,
dass die Götter ihre Nahrung aus Opfern beziehen (vgl. Ar. Av. 1515-24,
Plut. 1098-145). Wie die άλφιτα für die Menschen, so ist der πελανός für
die Götter das Grundnahrungsmittel (gemeinsam ist beiden zudem, dass es

558 Wie häufig solche Bemerkungen tatsächlich waren, lässt sich aufgrund der erhalte-
nen Fragmente jedoch nicht abschätzen, da entsprechende Passagen natürlich für
Lexikographen besonders interessant waren.
559 Storey, FOCIII 219: „this implies a divine or semidivine figure“.
560 Vermutet von Edmonds I 883 mit Anm. f.
 
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