12. Mai 2012
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Es ist erstens das vielleicht bekannteste Vorhaben unserer Akademie, das „DEUTSCHE
RECHTSWÖRTERBUCH“:
— Erste Vorüberlegungen gehen wohl in das letzte Drittel des 19. Jahrhunderts
zurück. Der Startschuss erfolgte im Jahre 1897, als die Preußische Akademie der
Wissenschaften eine Gründungskommission einberief. In darauffolgenden Jah-
ren (1900 und 1903) sind in der Schweiz, rsp. in Österreich Kommissionen zur
Förderung des DRW gegründet worden. In diesen Kommissionen wirkten
führende Rechtshistoriker, Germanisten und Historiker mit; die Liste der über
die Jahre Mitarbeitenden liest sich wie ein Who-is-who der Wissenschaften.
— Dem zuerst publizierten Aufruf zur Mitarbeit war ein erstaunliches Echo
beschieden. Mehr als 250 Personen sollen sich gemeldet haben, die sich insbe-
sondere als sog. Verzettler engagierten: Frauen und Männer, Studierende und
höchst angesehene Wissenschaftler, Interessierte aus allen Bereichen (vom
Benediktinermönch bis zum Admiral). Diese Verzettler exzerpierten Quellen
und zeichneten aufgefundene Wörter, die vor 1700 im gesamten westgerma-
nischen Sprachraum gebräuchlich waren, auf Zetteln auf. — Die Vorstellung,
dass die Artikel von externen Autoren verfasst würden, ließ sich aufgrund
der damit uneinheitlichen Ergebnisse und des gleichermaßen nicht zur kon-
trollierenden Arbeitsfortschritts nicht durchhalten. Spätestens mit dem das
DRW seit 1905 lenkenden Freiherrn von Künßberg übernahmen die Mit-
arbeiter der Forschungsstelle, die von Anfang an in der HAW angesiedelt war,
diese Aufgabe.
— Die Finanzierung eines solchen Jahrhundertvorhabens stellt sich ebenfalls mehr
als unsicher und damit recht wechselhaft dar. Waren es zu Anfang wohl Mittel
aus einer privaten Stiftung (der Heckmann-Wentzel-Stiftung) und der preußi-
schen Akademie, so flössen diese während und gegen Ende des Ersten Welt-
kriegs so spärlich und wurden durch die nachfolgenden Wirtschaftsturbulenzen
so geschmälert, dass das Vorhaben nur durch die privaten Mittel der Freifrau von
Künßberg sinnvoll fortgeführt werden konnte. In ähnlicher Weise bewirkten
auch der Zweite Weltkrieg und vor allem die Zeit danach einen nicht nur
finanziellen Engpass in der Fortführung des Vorhabens. Die Berliner Akademie
konnte nicht mehr weiter finanzieren und zudem musste das Archiv der ca. 2,5
Mio. Belegzettel von den Besatzungsmächten erst wieder freigegeben werden.
— Nicht nur hinsichtlich der Arbeitsstellen sondern auch organisatorisch und
finanziell kam das Vorhaben im Jahre 1959 zur HAW. Mit der Übernahme der
gesicherten und systematisierten Finanzierung im Akademienprogramm und
den damit einhergehenden Regeln hinsichtlich begleitender Kommissionen
(seit 1972) und Evaluationen ist nun ein interdisziplinär zusammengesetztes und
bestens eingearbeitetes Team, geleitet von einem Rechtshistoriker und gegen-
wärtig dominiert von Sprachwissenschaftlern, tätig.
— Der gegenwärtige Bearbeitungsstand lässt sich am besten damit beschreiben,
dass derzeit schon über 90 000 Artikel zu Buchstabenbereichen von A bis S in
elf Bänden vorliegen. Bis zum Bearbeitungsende sind insgesamt 16 Bände mit
dann mehr als 25 000 Druckspalten anvisiert.
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Es ist erstens das vielleicht bekannteste Vorhaben unserer Akademie, das „DEUTSCHE
RECHTSWÖRTERBUCH“:
— Erste Vorüberlegungen gehen wohl in das letzte Drittel des 19. Jahrhunderts
zurück. Der Startschuss erfolgte im Jahre 1897, als die Preußische Akademie der
Wissenschaften eine Gründungskommission einberief. In darauffolgenden Jah-
ren (1900 und 1903) sind in der Schweiz, rsp. in Österreich Kommissionen zur
Förderung des DRW gegründet worden. In diesen Kommissionen wirkten
führende Rechtshistoriker, Germanisten und Historiker mit; die Liste der über
die Jahre Mitarbeitenden liest sich wie ein Who-is-who der Wissenschaften.
— Dem zuerst publizierten Aufruf zur Mitarbeit war ein erstaunliches Echo
beschieden. Mehr als 250 Personen sollen sich gemeldet haben, die sich insbe-
sondere als sog. Verzettler engagierten: Frauen und Männer, Studierende und
höchst angesehene Wissenschaftler, Interessierte aus allen Bereichen (vom
Benediktinermönch bis zum Admiral). Diese Verzettler exzerpierten Quellen
und zeichneten aufgefundene Wörter, die vor 1700 im gesamten westgerma-
nischen Sprachraum gebräuchlich waren, auf Zetteln auf. — Die Vorstellung,
dass die Artikel von externen Autoren verfasst würden, ließ sich aufgrund
der damit uneinheitlichen Ergebnisse und des gleichermaßen nicht zur kon-
trollierenden Arbeitsfortschritts nicht durchhalten. Spätestens mit dem das
DRW seit 1905 lenkenden Freiherrn von Künßberg übernahmen die Mit-
arbeiter der Forschungsstelle, die von Anfang an in der HAW angesiedelt war,
diese Aufgabe.
— Die Finanzierung eines solchen Jahrhundertvorhabens stellt sich ebenfalls mehr
als unsicher und damit recht wechselhaft dar. Waren es zu Anfang wohl Mittel
aus einer privaten Stiftung (der Heckmann-Wentzel-Stiftung) und der preußi-
schen Akademie, so flössen diese während und gegen Ende des Ersten Welt-
kriegs so spärlich und wurden durch die nachfolgenden Wirtschaftsturbulenzen
so geschmälert, dass das Vorhaben nur durch die privaten Mittel der Freifrau von
Künßberg sinnvoll fortgeführt werden konnte. In ähnlicher Weise bewirkten
auch der Zweite Weltkrieg und vor allem die Zeit danach einen nicht nur
finanziellen Engpass in der Fortführung des Vorhabens. Die Berliner Akademie
konnte nicht mehr weiter finanzieren und zudem musste das Archiv der ca. 2,5
Mio. Belegzettel von den Besatzungsmächten erst wieder freigegeben werden.
— Nicht nur hinsichtlich der Arbeitsstellen sondern auch organisatorisch und
finanziell kam das Vorhaben im Jahre 1959 zur HAW. Mit der Übernahme der
gesicherten und systematisierten Finanzierung im Akademienprogramm und
den damit einhergehenden Regeln hinsichtlich begleitender Kommissionen
(seit 1972) und Evaluationen ist nun ein interdisziplinär zusammengesetztes und
bestens eingearbeitetes Team, geleitet von einem Rechtshistoriker und gegen-
wärtig dominiert von Sprachwissenschaftlern, tätig.
— Der gegenwärtige Bearbeitungsstand lässt sich am besten damit beschreiben,
dass derzeit schon über 90 000 Artikel zu Buchstabenbereichen von A bis S in
elf Bänden vorliegen. Bis zum Bearbeitungsende sind insgesamt 16 Bände mit
dann mehr als 25 000 Druckspalten anvisiert.