27. Oktober 2012
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private Verschuldung in Fremdwährung und dem klaren Ziel des Euro-Beitritts mit
hohen Kosten verbunden gewesen, während die Kosten einer internen Anpassung
durch die flexiblen Arbeitsmärkte, starke Lohnzuwächse in der Boomphase, niedrige
Haushaltsdefizite und Staatsverschuldung abgefedert wurden.
Vergleicht man diese Fälle mit den Peripherieländern der Eurozone, zeigt sich
dass die Wähler in diesen Staaten eine ähnlich hohe oder sogar höhere Verwundbar-
keit gegenüber einer externen Anpassung haben, gleichzeitig aber eine wesentlich
höherer Verwundbarkeit gegenüber interner Anpassung aufweisen als die Wähler in
den baltischen Staaten. In solchen Situationen bestehen für demokratische Politiker
starke Anreize, statt auf tiefgreifende Reformen auf die kurz- bzw. mittelfristige
Lösung der Defizit-Finanzierung (z.B. durch von anderen Staaten bereit gestellte
Finanzmittel) zu setzen. Da die Zahlungsbereitschaft der anderen Staaten jedoch
meist begrenzt ist, endet diese Strategie endet oft mit einem Crash, wenn die Finan-
zierung nicht mehr ausreicht. Die Währungskrisen in Mexiko (1994), Thailand
(1997) oder Südkorea (1997) sind lebhafte Beispiele für einen solchen Krisenverlauf.
Insgesamt lässt sich also sagen, dass die europäischen Staaten trotz ökonomischer
Zwänge zwar einen nicht unerheblichen Handlungsspielraum haben, dieser jedoch
durch starke Verteilungskonflikte einengt wird. Dabei gibt es sowohl Konflikte inner-
halb der Staaten darüber, welche Gruppen die (Haupt-)Kosten der Anpassung tragen
sollen als auch zwischen den Staaten darüber, wer anpassen soll (Defizit- vs. Über-
schussländer) und zu welchen Konditionen soll Finanzhilfe bereitgestellt werden.
Durch diese Verteilungskonflikte wird die Lösungsfindung politisch schwierig.
Bibliographie
Eichengreen, Barry, 1992: Golden Fetters:The Gold Standard and the Great Depression.
New York: Oxford University Press.
Simmons, Beth, 1994: Who Adjusts? Domestic Sources ofForeign Economic Policy Düring
the InterwarYears. Princeton, NJ: Princeton University Press.
Walter, Stefanie, im Erscheinen: Financial Crises and the Politics of Macroeconomic Adjust-
inent. Cambridge: Cambridge University Press.
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private Verschuldung in Fremdwährung und dem klaren Ziel des Euro-Beitritts mit
hohen Kosten verbunden gewesen, während die Kosten einer internen Anpassung
durch die flexiblen Arbeitsmärkte, starke Lohnzuwächse in der Boomphase, niedrige
Haushaltsdefizite und Staatsverschuldung abgefedert wurden.
Vergleicht man diese Fälle mit den Peripherieländern der Eurozone, zeigt sich
dass die Wähler in diesen Staaten eine ähnlich hohe oder sogar höhere Verwundbar-
keit gegenüber einer externen Anpassung haben, gleichzeitig aber eine wesentlich
höherer Verwundbarkeit gegenüber interner Anpassung aufweisen als die Wähler in
den baltischen Staaten. In solchen Situationen bestehen für demokratische Politiker
starke Anreize, statt auf tiefgreifende Reformen auf die kurz- bzw. mittelfristige
Lösung der Defizit-Finanzierung (z.B. durch von anderen Staaten bereit gestellte
Finanzmittel) zu setzen. Da die Zahlungsbereitschaft der anderen Staaten jedoch
meist begrenzt ist, endet diese Strategie endet oft mit einem Crash, wenn die Finan-
zierung nicht mehr ausreicht. Die Währungskrisen in Mexiko (1994), Thailand
(1997) oder Südkorea (1997) sind lebhafte Beispiele für einen solchen Krisenverlauf.
Insgesamt lässt sich also sagen, dass die europäischen Staaten trotz ökonomischer
Zwänge zwar einen nicht unerheblichen Handlungsspielraum haben, dieser jedoch
durch starke Verteilungskonflikte einengt wird. Dabei gibt es sowohl Konflikte inner-
halb der Staaten darüber, welche Gruppen die (Haupt-)Kosten der Anpassung tragen
sollen als auch zwischen den Staaten darüber, wer anpassen soll (Defizit- vs. Über-
schussländer) und zu welchen Konditionen soll Finanzhilfe bereitgestellt werden.
Durch diese Verteilungskonflikte wird die Lösungsfindung politisch schwierig.
Bibliographie
Eichengreen, Barry, 1992: Golden Fetters:The Gold Standard and the Great Depression.
New York: Oxford University Press.
Simmons, Beth, 1994: Who Adjusts? Domestic Sources ofForeign Economic Policy Düring
the InterwarYears. Princeton, NJ: Princeton University Press.
Walter, Stefanie, im Erscheinen: Financial Crises and the Politics of Macroeconomic Adjust-
inent. Cambridge: Cambridge University Press.