Metadaten

Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2012 — 2013

DOI Kapitel:
I. Das Geschäftsjahr 2012
DOI Artikel:
Wulfmeyer, Volker: Antrittsrede von Herrn Volker Wulfmeyer: an der Heidelberger Akademie der Wissenschaften vom 21. Januar 2012
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.55656#0122
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Volker Wulfmeyer

141

die Erinnerung an wichtige, deutschsprachige wissenschaftliche Leistungen in unse-
rer „Classic Paper Series“ durch eine englische Übersetzung derselbigen zu erinnern
(s. z.B. http://www.schweizerbart.de/journals/metz/classic).
Anhand dieser Beispiele ergibt sich eines meiner Forschungsgebiete: Die
Untersuchung der Auswirkungen des gegenwärtigen Klimawandels mit Messungen
und mit regionalen Klimamodellen. Die Grundlage dazu stellt das Verständnis von
Rückkopplungsprozessen im Landsystem dar. Dieses System besteht aus den Kom-
partimenten, Boden, Vegetation und der Atmosphäre inklusive der Rolle des Men-
schen. Dessen Einfluss auf die Entwicklung dieses Systems ist überall auf der Erde
erkennbar, wichtige Beispiele sind der Klimawandel aber auch starke Beeinflussun-
gen lokaler Verhältnisse durch die Änderung der Landbedeckung wie die Abholzung
von Wäldern. Die wissenschaftlichen Schlüsselfragen, die mich bewegen, lauten
unter anderem: Wie beeinflusst die Landoberfläche den Niederschlag und seine Vor-
hersagbarkeit? Wie groß sind die regionalen Wasser- und Materieflüsse und wie
ändern sich diese durch den Klimawandel? Wo liegen die Grenzen der Vorhersag-
barkeit von extremen Ereignissen insbesondere in Bezug auf den Niederschlag? Die
Fragen untersuchen wir mit der neuesten Generation von regionalen Wettervorher-
sage- und Klimamodellen, die an meinem Institut permanent verfeinert werden.
Ohne Messungen der relevanten Prozesse können diese Modelle nicht verifiziert
und verbessert werden. Denn wie kann man das Klima- und Wetter verstehen, wenn
man es nicht einmal messen kann? Gerade beim Wasserkreislauf und der Luftfeuch-
tigkeit herrschen hier noch große Lücken. Eine Schlüsseltechnologie, die ich an
meinem Institut dazu einsetze, ist die Laserfernerkundung, die auch als „Light
Detection and Ranging (Lidar)“ in Analogie zum Radar (Radio Detection and
Ranging) bezeichnet wird. Diese Methode stellt momentan das genaueste Fern-
erkundungsverfahren zur Untersuchung von Wasserdampfverteilungen dar, also des
wichtigsten Treibhausgases auf der Erde. Aber auch andere wichtige Variablen wie der
Wind oder die Temperatur können damit gemessen werden. Mit diesem Verfahren
stieg ich in die Atmosphärenwissenschaft ein. Ich komme also aus dem Bereich der
Messtechnik, um zu Fragen der Wetter- und Klimaforschung beizutragen. Wie bin
ich dazu gekommen?
Geboren bin ich 1965 in Bad Driburg in Nordrhein-Westfalen. Als ich vier
Jahre alt war, zog unsere Familie berufsbedingt nach Achim bei Bremen um, wo ich
mit meinem Bruder aufwuchs. Bis zur 10. Klasse meines Schulbesuchs am Gymna-
sium Achim war kaum erkennbar, dass ich mich für irgendwelche mathematischen
oder naturwissenschaftlichen Probleme interessierte. Ich trieb mich viel lieber auf
der Straße mit meinen Freunden herum und maß mich in unseren Fußballmann-
schaften mit anderen Kindern in der von uns gegründeten Straßenliga. Aus irgend-
welchen Gründen begann ich mich in der 10. Klasse aber verstärkt für die Natur-
wissenschaften insbesondere die Physik zu interessieren. Ich kann nicht behaupten,
mich übermäßig um die Lösung der Hausaufgaben in Mathematik und Physik
gekümmert zu haben. Entweder löste ich diese schon in der Schule oder auf dem
Nachhauseweg, bevor ich mich wieder nach draußen begab. Ferner begann ich
diesem Zeitraum mein Interesse für die klassische Musik. Ich nahm Unterricht im
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften