Gerhard Kaiser
175
GERHARD KAISER
(2.9.1927-2.8.2012)
Der Freiburger Germanist Gerhard Kaiser ist am 2. August 2012, kurz vor Voll-
endung des 85. Lebensjahres, seinem Krebsleiden erlegen. Geboren 1927 im thürin-
gischen Tannroda nahe Weimar, hatte er als Siebzehnjähriger das Kriegsende erlebt.
Prägend waren für ihn mehrere große Krisenerfahrungen: der Zusammenbruch
Deutschlands 1945, die Flucht aus der DDR, der er 1950 enttäuscht den Rücken
kehrte, um gemeinsam mit seiner Frau in der Bundesrepublik neu anzufangen,
schließlich die bei ihm lange nachwirkende Studenten-Revolution von 1968,
welche die Universität tiefgreifend verwandelte.
Nach dem Abitur im Jahr 1946 am Weimarer Gymnasium erhielt Gerhard
Kaiser am Deutschen Theaterinstitut, ebenfalls in Weimar, eine Ausbildung als
Schauspieler und Regisseur. Sein Studium der Germanistik und Geschichte begann
er 1949 an der Humboldt-Universität. Nach der Flucht setzte er das Studium an
der Universität München als Stipendiat der ‘Studienstiftung des Deutschen Volkes’
fort. Er schloss es 1954 mit dem Staatsexamen, 1956 mit der Promotion in
Geschichte bei Franz Schnabel ab. Auf die Assistenten-Jahre am Germanistischen
Institut der Universität Mainz folgte 1962 die Habilitation. Bereits 1963 wurde
Gerhard Kaiser als Ordinarius für Neuere deutsche Literaturgeschichte an die Uni-
versität des Saarlandes in Saarbrücken berufen. Der Universität Freiburg, deren Ruf
er 1966 annahm, blieb er nach den abgelehnten Rufen aus Basel, Wien und
München über die Jahrzehnte hinweg bis zu seinem Eintritt in den vorzeitigen
Ruhestand 1990 treu. 1975 wurde Gerhard Kaiser ordentliches Mitglied der Hei-
delberger Akademie der Wissenschaften, 1993 Korrespondierendes Mitglied der
Sächsischen Akademie der Wissenschaften in Leipzig. Seine vielfältigen Brücken-
schläge zwischen Literatur und Religion würdigte 1995 die Evangelisch-theologi-
sche Fakultät der Eberhard-Karls-Universität Tübingen mit der Verleihung des
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GERHARD KAISER
(2.9.1927-2.8.2012)
Der Freiburger Germanist Gerhard Kaiser ist am 2. August 2012, kurz vor Voll-
endung des 85. Lebensjahres, seinem Krebsleiden erlegen. Geboren 1927 im thürin-
gischen Tannroda nahe Weimar, hatte er als Siebzehnjähriger das Kriegsende erlebt.
Prägend waren für ihn mehrere große Krisenerfahrungen: der Zusammenbruch
Deutschlands 1945, die Flucht aus der DDR, der er 1950 enttäuscht den Rücken
kehrte, um gemeinsam mit seiner Frau in der Bundesrepublik neu anzufangen,
schließlich die bei ihm lange nachwirkende Studenten-Revolution von 1968,
welche die Universität tiefgreifend verwandelte.
Nach dem Abitur im Jahr 1946 am Weimarer Gymnasium erhielt Gerhard
Kaiser am Deutschen Theaterinstitut, ebenfalls in Weimar, eine Ausbildung als
Schauspieler und Regisseur. Sein Studium der Germanistik und Geschichte begann
er 1949 an der Humboldt-Universität. Nach der Flucht setzte er das Studium an
der Universität München als Stipendiat der ‘Studienstiftung des Deutschen Volkes’
fort. Er schloss es 1954 mit dem Staatsexamen, 1956 mit der Promotion in
Geschichte bei Franz Schnabel ab. Auf die Assistenten-Jahre am Germanistischen
Institut der Universität Mainz folgte 1962 die Habilitation. Bereits 1963 wurde
Gerhard Kaiser als Ordinarius für Neuere deutsche Literaturgeschichte an die Uni-
versität des Saarlandes in Saarbrücken berufen. Der Universität Freiburg, deren Ruf
er 1966 annahm, blieb er nach den abgelehnten Rufen aus Basel, Wien und
München über die Jahrzehnte hinweg bis zu seinem Eintritt in den vorzeitigen
Ruhestand 1990 treu. 1975 wurde Gerhard Kaiser ordentliches Mitglied der Hei-
delberger Akademie der Wissenschaften, 1993 Korrespondierendes Mitglied der
Sächsischen Akademie der Wissenschaften in Leipzig. Seine vielfältigen Brücken-
schläge zwischen Literatur und Religion würdigte 1995 die Evangelisch-theologi-
sche Fakultät der Eberhard-Karls-Universität Tübingen mit der Verleihung des