Metadaten

Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2016 — 2017

DOI Kapitel:
A. Das akademische Jahr 2016
DOI Kapitel:
II. Wissenschaftliche Vorträge
DOI Artikel:
Mair, Christian: »It's good that everything's gone, except their language, which is everything«: Zur Definition des kommunikativen und kulturellen Raums der Weltsprache Englisch am Beginn des 21.Jahrhunderts
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.55652#0037
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
II. Wissenschaftliche Vorträge

Christian Mair
„»It's good that everything's gone, except their language, which is
everything«: Zur Definition des kommunikativen und kulturellen
Raums der Weltsprache Englisch am Beginn des 21. Jahrhunderts"
Sitzung der Philosophisch-historischen Klasse am 29. Januar 2016
Die Bestimmung der gegenwärtigen Rolle des Englischen im sprachlichen Gefüge
der Welt geht sinnvollerweise von den folgenden drei Prämissen aus, von denen
die ersten beiden weitgehend akzeptiert sind, die dritte jedoch möglicherweise
umstritten ist.
(1) Der Aufstieg des Englischen zu einer von mehreren Weltsprachen voll-
zog sich von der Mitte des 17. bis zum Ende des 19. Jahrhunderts und ist
im Wesentlichen Folge des britischen Kolonialismus (Auswanderung und
Gründung von Siedlerkolonien in Übersee, Etablierung des Englischen als
Verwaltungs- und Bildungssprache für nichtmuttersprachliche koloniale
„Untertanen“, dazu informelle Ausbreitungswege der Sprache wie Pidgini-
sierung und Kreolosierung1).
(2) Während des 20. Jahrhunderts wurde die Verbreitung des Englischen als Welt-
sprache zusätzlich durch die politische, wirtschaftliche und kulturelle Vor-
macht der Vereinigten Staaten von Amerika befördert.
(3) Seit dem letzten Drittel des 20. Jahrhunderts erleben wir die Durchsetzung
des Englischen als alleinige Lingua Franca (im Wesentlichen auf Kosten der an-
deren Weltsprachen). Diese Entwicklung ist mittlerweile weitgehend unab-
hängig vom jeweils wechselnden politischen Gewicht Großbritanniens und
der USA und Resultat von Prozessen politischer, wirtschaftlicher und kultu-
reller Globalisierung, in denen soziale Gruppen, Staaten und transnationale
Akteure ohne britische koloniale Vergangenheit oder direkte Affiliation mit
den USA eine zunehmend wichtige Rolle einnehmen.

1 Nach traditionellem Verständnis sind Pidgins informelle Behelfssprachen, die Sprechern
anderer Sprachen zur Verständigung in beschränkten Kontexten dienen (was sich in einem
reduzierten Vokabular und einer sehr simplen Grammatik widerspiegelt). Kreolsprachen
sind dagegen historisch auf Pidgins zurückgehende natürliche Sprachen (mit Vokabular und
Grammatik, die zu der für normale menschliche Kommunikation nötigen Komplexität ausge-
baut wurden).

37
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften