Antrittsrede von Irmgard Männlein-Robert
Vor allem aber danke ich Ihnen sehr für die ehrenvolle Aufnahme in die Hei-
delberger Akademie der Wissenschaften und freue mich sehr auf den weiteren
Austausch. Besten Dank für Ihre Aufmerksamkeit!
Irmgard Männlein-Robert
Antrittsrede vom 29. Oktober 2016
Sehr geehrter Herr Präsident,
sehr geehrte Damen und Herren Sekretäre,
meine sehr geehrten Damen und Herren,
ich kann nicht sagen, dass ich meine akademische
Karriere in irgendeiner Weise geplant oder geahnt
hätte: Vielmehr verdanke ich meinen Werdegang
einer ganzen Reihe von Menschen, die an entschei-
denden Stellen, in zugespitzten, vielleicht sogar kri-
tischen Momenten, an mich geglaubt und mir das
auch so kommuniziert haben. Einige von diesen
für mich wichtigen Personen sind heute hier, einige
nicht. An erster Stelle stehen natürlich meine Eltern,
Agnes und Rudolf Männlein: Ich wurde am 2. Februar 1970 als deren jüngste von
drei Töchtern im mittelfränkischen Ansbach geboren, wuchs unbeschwert auf
und besuchte den humanistischen Zweig des Gymnasium Carolinum in Ansbach,
einem der ältesten Gymnasien Bayerns, an dem auch mein Vater fast 40 Jahre als
Studiendirektor für Griechisch, Latein und Deutsch wirkte. Ich lernte Klavier und
Orgel und begleitete zwar viele Jahre lang katholische Gottesdienste, galt aber den
meisten Pfarrern als rebellisch, da ich feste, vermutlich krypto-protestantische
Vorstellungen von Kirchenmusik und Gesangstempo hatte. Viel Zeit verbrachte
ich als Jugendliche auch in Turnhallen, wo ich bis zum Abitur im Rhönradturnen
(einer Disziplin des Kunstturnens) das Niveau einer Leistungssportlerin erreichte
und entsprechende Wettkämpfe bestritt. In der Schule entwickelte ich ähnlichen
Ehrgeiz zunächst vor allem im Griechischen, das ich an Stelle von Französisch
gewählt hatte - zur Freude meines altphilologischen Vaters und zum Leidwesen
meiner Mutter, die sich eine „modernere“ Tochter gewünscht hätte. Griechisch
war von der erste Stunde an meine Leidenschaft, denn ich wollte unbedingt die
faszinierenden Texte Homers, Platons und der attischen Tragiker übersetzen und
verstehen. Nach dem Abitur im Sommer 1989 wollte ich dann auch Klassische
Philologie und Germanistik studieren, und nicht etwa Sinologie oder Medizin,
wie mir das von den damaligen Schulleitern des Gymnasium Carolinum wieder-
holt als zukunftsträchtig für die Besten nahegelegt wurde.
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Vor allem aber danke ich Ihnen sehr für die ehrenvolle Aufnahme in die Hei-
delberger Akademie der Wissenschaften und freue mich sehr auf den weiteren
Austausch. Besten Dank für Ihre Aufmerksamkeit!
Irmgard Männlein-Robert
Antrittsrede vom 29. Oktober 2016
Sehr geehrter Herr Präsident,
sehr geehrte Damen und Herren Sekretäre,
meine sehr geehrten Damen und Herren,
ich kann nicht sagen, dass ich meine akademische
Karriere in irgendeiner Weise geplant oder geahnt
hätte: Vielmehr verdanke ich meinen Werdegang
einer ganzen Reihe von Menschen, die an entschei-
denden Stellen, in zugespitzten, vielleicht sogar kri-
tischen Momenten, an mich geglaubt und mir das
auch so kommuniziert haben. Einige von diesen
für mich wichtigen Personen sind heute hier, einige
nicht. An erster Stelle stehen natürlich meine Eltern,
Agnes und Rudolf Männlein: Ich wurde am 2. Februar 1970 als deren jüngste von
drei Töchtern im mittelfränkischen Ansbach geboren, wuchs unbeschwert auf
und besuchte den humanistischen Zweig des Gymnasium Carolinum in Ansbach,
einem der ältesten Gymnasien Bayerns, an dem auch mein Vater fast 40 Jahre als
Studiendirektor für Griechisch, Latein und Deutsch wirkte. Ich lernte Klavier und
Orgel und begleitete zwar viele Jahre lang katholische Gottesdienste, galt aber den
meisten Pfarrern als rebellisch, da ich feste, vermutlich krypto-protestantische
Vorstellungen von Kirchenmusik und Gesangstempo hatte. Viel Zeit verbrachte
ich als Jugendliche auch in Turnhallen, wo ich bis zum Abitur im Rhönradturnen
(einer Disziplin des Kunstturnens) das Niveau einer Leistungssportlerin erreichte
und entsprechende Wettkämpfe bestritt. In der Schule entwickelte ich ähnlichen
Ehrgeiz zunächst vor allem im Griechischen, das ich an Stelle von Französisch
gewählt hatte - zur Freude meines altphilologischen Vaters und zum Leidwesen
meiner Mutter, die sich eine „modernere“ Tochter gewünscht hätte. Griechisch
war von der erste Stunde an meine Leidenschaft, denn ich wollte unbedingt die
faszinierenden Texte Homers, Platons und der attischen Tragiker übersetzen und
verstehen. Nach dem Abitur im Sommer 1989 wollte ich dann auch Klassische
Philologie und Germanistik studieren, und nicht etwa Sinologie oder Medizin,
wie mir das von den damaligen Schulleitern des Gymnasium Carolinum wieder-
holt als zukunftsträchtig für die Besten nahegelegt wurde.
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