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Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2016 — 2017

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A. Das akademische Jahr 2016
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III. Veranstaltungen
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Mitarbeitervortragsreihe „Wir forschen. Für Sie“
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Bagordo, Andreas: Fragmentarisch. Komisch. Gut: aus der Arbeit an den Fragmenten der griechischen Komödie
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Wesche, Markus: »Ein höchst ehrwürdiger Raub.«: der heilige Dionysius Areopagita in Regensburg
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https://doi.org/10.11588/diglit.55652#0091
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Mitarbeitervortragsreihe „Wir forschen. Für Sie'

Frauen behaupten, ein nicht zu bestimmendes Unrecht erlitten zu haben, und,
wahrscheinlich damit die Männer mit diesem Unrecht aufhören, einen Plan zu
deren Ungunsten anvisieren; im Anschluss daran dreht sich das Gespräch um die
mögliche Lösung des Problems, die - zumindest aus der Sicht der Frau B - im Ge-
brauch eines ledernen Penis (olisbos) bestehen würde; auf die zurückweisende Re-
aktion der Frau A, die aus verschiedenen Gründen dagegen argumentiert, u. a. mit
technischen Defiziten des milesischen Manufakts, kontert die Frau B mit einem
einzigen, aber entscheidenden Vorteil (die naturgetreue Ähnlichkeit), von dem sie
gehört habe; aber auch darauf reagiert die Frau A ironisch, indem sie allerdings
eine direkte, aber anscheinend enttäuschende Erfahrung mit dem olisbos implizit
bekennt; die Frau B zeigt sich langsam resigniert, wobei ihr letzter Überzeugungs-
versuch wohl ebenfalls zum Scheitern bestimmt zu sein scheint.
Die merkwürdige Kombination von komischen Rezepten und kanonischen
Tragikern ist hingegen Gegenstand von Aristophanes fr. 595 K.-A.: das Aristopha-
nes-Zitat wird in einem Abschnitt aus der Euripides-Biographie des Satyros zitiert,
in dem es — im breiteren Kontext von Euripides’ Anfeindungen in Athen — speziell
um das getrübte Verhältnis zu seinen Konkurrenten geht; das Fragment lässt sich
als ein Rezept für die Komposition einer Tragödie interpretieren, welches aus So-
phokles, etwas Aischylos und dem ganzen Euripides besteht und wahrscheinlich von
einem der minderwertigen Tragiker-Kollegen ausgesprochen wird; die Verspot-
tung des witzlosen und doch geschwätzigen Charakters der euripideischen Tragödie
dreht sich um das Wortspiel halas/lalas („Salz/Geschwätz“); die Essmetaphorik für
literaturkritische Äußerungen ist in der Komödie durchaus geläufig, wobei unser
Papyrusfragment das wohl früheste bekannte Beispiel für die namentliche Zusam-
menstellung der drei großen - Aischylos, Sophokles, Euripides - darstellt, welche
später den Dreierkanon bilden werden (hier in noch deutlicherer Form als in den
Fröschen).
Prof Di: Andreas Bagordo lehrt an der Universität Freiburg. Schwerpunkte seiner Forschung
sind die frühgriechische Lyrik, das attische und römische Drama und die hellenistische Dich-
tung. Er ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Freiburger Forschungsprojekt der Heidelberger
Akademie der Wissenschaften „Kommentierung der Fragmente der griechischen Komödie“.
„»Ein höchst ehrwürdiger Raub.«
Der heilige Dionysius Areopagita in Regensburg"
Mitarbeitervortrag von Markus Wes ehe am 20. Juli 2016
Als 1049 die Benediktinermönche von St. Emmeram in Regensburg das baufällige
Westwerk ihrer Klosterkirche abbrechen ließen, tauchten unversehens drei Zie-
gelsteine auf, die mit altertümlich wirkenden Buchstaben bedeckt waren. Auf dem

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