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Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2016 — 2017

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A. Das akademische Jahr 2016
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II. Wissenschaftliche Vorträge
DOI Artikel:
Grzeszick, Bernd: Zum Verhältnis von Recht und Philosophie. Einige Beobachtungen anhand ausgewählter Gerichtsentscheidungen
DOI Artikel:
Rietschel, Marcella: Und es gelingt doch!: zur Genetik psychiatrischer Störungen
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.55652#0048
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II. Wissenschaftliche Vorträge

Erst der Ansatz von Habermans mit den weiter zurückgenommenen und
mehr auf das Verfahren des Rechtssetzungsdiskurses bezogenen materialen An-
forderungen ist so weit mit den Grundlagen einer liberal-rechtsstaatlichen De-
mokratie kompatibel, dass ein fruchtbarer enger Dialog von Rechtsentscheidung
einerseits und Philosophie andererseits erfolgen kann, mit einer teilweise wech-
selseitigen Anlehnung bzw. Übernahme von Elementen, die die Entscheidung des
BVerfG zum Vertrag von Lissabon prägen.
Dass auch unter solchen Voraussetzungen das entscheidende Gericht zu
anderen Ergebnissen kommt als der Philosoph, sollte dann aber nicht irritieren,
sondern als Bereicherung und Anregung verstanden werden. Denn aus der Pers-
pektive des Rechts liegt ein besonderer Reiz der Philosophie eben darin, dass ih-
re Ergebnisse sich vom positiven Recht unterscheiden können. Philosophie kann
deshalb als Widerlager zum bestehenden Recht wirken: Als Grundlage einer kriti-
schen Reflexion des positiven Rechts, die zur Bestätigung oder Verwerfung führen
kann - entweder des bestehenden Rechts oder des philosophischen Ansatzes.
Marcella Rietschel
„Und es gelingt doch! Zur Genetik psychiatrischer Störungen"
Gesamtsitzung am 23. April 2016
Psychiatrische Störungen sind häufig. Beinahe jeder Zweite erleidet im Laufe seines
Lebens mindestens eine Krankheitsepisode, die in ihrer Schwere und Chronizität
unterschiedlich ausgeprägt sein kein. Obwohl psychiatrische Störungen schon seit
Jahrtausenden bekannt sind - bereits von Sokrates ist ein fundiertes Krankheits-
konzept der Depression überliefert - verfügt die moderne Medizin noch immer
nicht über ausreichend effizienten Therapien und Präventionshandhabungen. Die
Ursache hierfür liegt hauptsächlich darin, dass trotz intensiver Forschungsanstren-
gungen, die genauen Entstehungsmechanismen der unterschiedlichen Störungs-
bilder und insbesondere, die Prozesse, welche sich hierbei auf der biologischen
Ebene abspielen, weiterhin nicht bekannt sind. Nach der im 20. Jahrhundert
oftmals erbittert geführten „Nature versus Nurture“-Kontroverse besteht heute
weitgehend Konsens darüber, dass das Zusammenspiel anlagebedingter geneti-
scher Faktoren mit Umwelteinflüssen die Entstehung psychiatrischer Störungen
bedingt. In Hinblick auf die Umwelt, konnten eine Vielzahl von Faktoren identifi-
ziert werden, die das Erkrankungsrisiko erhöhen. Solche Faktoren sind insbeson-
dere traumatisierende und stressinduzierende Erlebnisse, wie frühes Kindheits-
trauma, Migration, Armut, soziale Ungerechtigkeit, Geburt und Leben in einer
Großstadt. Allerdings erhöht jeder einzelne dieser Risikofaktoren das individuelle
Erkrankungsrisiko in der Regel nur gering, wohingegen eine genetische Belastung

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