Metadaten

Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2016 — 2017

DOI Kapitel:
A. Das akademische Jahr 2016
DOI Kapitel:
I. Jahresfeier am 21.Mai 2016
DOI Kapitel:
Festvortrag von Johannes Krause: „Die genetische Herkunft der Europäer: Biologische Anpassung und Mobilität in der Vorgeschichte“
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.55652#0024
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
I. Jahresfeier am 21. Mai 2016

Festvortrag von Johannes Krause*
„Die genetische Herkunft der Europäer:
Biologische Anpassung und Mobilität in der Vorgeschichte"

Die Genom-Revolution
Genetische For-
schung erlebte im
vergangenen Jahr-
zehnt eine wahre
Revolution. Mit
der Entwicklung
hochmoderner
DNA-Sequenzier-
technologien wurde
es im Laufe von
nur wenigen Jahren
möglich, die Leis-
tungsfähigkeit und
Effizienz genomi-
scher Untersuchungen um einen Faktor von zehn Millionen zu vervielfachen. Im
Jahr 2016 verfügen wir über Technologien, die es uns erlauben, für nur noch weni-
ge hundert Euro und innerhalb weniger Stunden ganze menschliche Genome mit
ihren Millarden von Basenpaaren zu entschlüsseln. Mit dem Ergebnis, dass wir
aktuell in einer Art „Sequenzierzeitalter“ leben, in dem bereits jetzt Zehntausende
Genome von Menschen aus der ganzen Welt entschlüsselt sind - und täglich neue
hinzukommen.
Der Reiz und die Hoffnung dieser massiven genetischen Forschung besteht
darin, Antworten auf große Fragen der Menschheitsgeschichte zu finden: Wie hat
sich der Mensch entwickelt und woher kommt er? Welche Rolle spielen Gene für
die Entwicklung und Ausbreitung von Krankheiten? Welche genetisch bedingten
Gemeinsamkeiten und Unterschiede gibt es zwischen menschlichen Populatio-
nen? So hat die Genetik, entgegen ihrer fatalen Assoziation mit rassistischen und
kolonialistischen Regimes im 19. und 20. Jahrhundert die Erkenntnis geliefert, dass
ein Großteil der genetischen Vielfalt nicht zwischen unterschiedlichen menschli-
chen Populationen besteht, sondern gerade innerhalb einer einzelnen Population
existiert: Mehr als 80 % aller genetischen Unterschiede in der DNA-Sequenz von


* Prof. Dr. Johannes Krause ist Direktor am Max-Planck-Institut für Menschheitsgeschichte
in Jena. Von 2013 bis 2016 war er Kollegiat im WIN-Kollcg der Heidelberger Akademie der
Wissenschaften.

24
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften