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Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2016 — 2017

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D. Antrittsreden, Nachrufe, Organe und Mitglieder
DOI Kapitel:
I. Antrittsreden
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Hasebrink, Burkhard: Antrittsrede vom 23. Juli 2016
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https://doi.org/10.11588/diglit.55652#0299
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D. Antrittsreden, Nachrufe, Organe, Mitglieder

impliziten Adressaten in den Predigten Eckharts zum Gegenstand hatten. Zudem
bin ich seit 2012 als Nachfolger Walter Haugs Mitherausgeber der „Bibliotheca
Germanica“. Die Kooperation mit Susanne Köbele und Ursula Peters (der jüngst
Udo Friedrich nachgefolgt ist) macht die Herausgeberschaft dieser Reihe persön-
lich wie wissenschaftlich zu einer außerordentlich reizvollen Aufgabe.
Im Zentrum stand aber über Jahre der Sonderforschungsbereich 1015 „Mu-
ße“, der 2012 von der DFG eingerichtet wurde. Besonders glücklich macht der
Umstand, dass inzwischen auch der Verlängerungsantrag dieses SFB bewilligt
wurde. Es ist der neuen Sprecherin Elisabeth Cheaure hervorragend gelungen,
den Schwerpunkt konsequent auf die Aktualität des Themas zu konzentrieren und
weitere Fächer mit Gegenwartsbezug zu gewinnen. Die Spannung zwischen her-
meneutischen und empirischen Zugängen macht die Forschung zu Praktiken der
Muße auch methodisch und theoretisch zu einem mitreißenden Unternehmen.
Hier ist die Handschrift des zweiten Sprechers, des Ethnologen Gregor Döbler,
deutlich zu spüren. Was wäre der SFB „Muße“ schließlich ohne Peter Philipp
Riedl? Er wurde vom secretarius des SFB zu einem seiner führenden Köpfe.
In den vergangenen Jahren musste ich kürzertreten. Kurz vor dem Weih-
nachtstag 2014 wurde eine schwere Erkrankung diagnostiziert. Zudem hatten sich
seit Mitte der 90er Jahre motorische Einschränkungen bemerkbar gemacht. Umso
dankbarer bin ich, dass ich trotz der Behinderung viele meiner Pläne realisieren
konnte. In den vergangenen Monaten erfuhr ich sehr große Unterstützung durch
die Kolleginnen der Germanistischen Mediävistik Freiburg, die mir so manche
Unannehmlichkeit des Unibetriebs vom Eeibe hielten, wofür ich ebenfalls sehr
dankbar bin. Ich lernte nicht nur in der Rehabilitation das Eaufband kennen, son-
dern konnte aufgrund eines Forschungsjahrs auch wieder in die Forschung zu-
rückkehren.
So arbeite ich in diesem Winter in Berlin. Seit Jahren zieht es mich immer
wieder in die dortige Staatsbibliothek, die einen der größten Schätze mittelalter-
licher Handschriften beherbergt, darunter mehr als vierzig Handschriften mit
Texten Meister Eckharts. Hier konnte ich vor einigen Jahren einen unbekannten
Textzeugen der berühmten „Armutspredigt“ nachweisen. Derzeit arbeite ich am
Grimm-Zentrum der Humboldt-Universität. Ich untersuche dort handschriftli-
che Einträge Jacob Grimms in Editionen mittelalterlicher Texte, aber vor allem die
nahezu unbekannte Bibliothek des Eckhartforschers Adolf Spamer, der vor dem
ersten Weltkrieg direkt drei wichtige Publikationen zur handschriftlichen Über-
lieferung der deutschen Schriften Eckharts vorgelegt hatte. Damals wünschte man
sich eine vollständige Übersicht über alle diese Handschriften. Dieser Wunsch
ist bis heute nicht erfüllt, und so verstehe ich meine forschungsgeschichtlichen
Studien als Plädoyer für eine digitale Plattform der Überlieferung der deutschen
Schriften Meister Eckharts. Vielleicht kann ich Ihnen demnächst mehr über dieses
Vorhaben berichten.

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