III. Veranstaltungen
Friedrich, ergänzten das theologische Profil durch Zeugnisse über Bucer als Ver-
mittler im persönlichen Umfeld, als Freund und Familienvater insbesondere aus
denjahren 1531 bis 1533.
Thomas Wilhelmi gewährte einen kritischen Rückblick auf die Arbeit der
Bucer-Forschungsstelle in den letzten Jahrzehnten und wies dabei, wie schon
Greschat in seinem Beitrag, auf die Folgen der nicht optimalen Festlegungen - ins-
besondere die Trennung zwischen lateinischen und deutschen Texten - und auch
auf die umständehalber nicht umfassenden und nicht systematischen Recherchen
und die daraus resultierenden Vorgehenweisen hin. Im Laufe der letzten Jahre
konnten noch erstaunlich viele Texte gefunden und in den letzten beiden Bänden
ediert werden. Ein Verzeichnis weiterer, zum großen Teil lateinischer noch nicht
edierter Texte wird bis zum Jahresende fertiggestellt.
Eike Wolgast erhellte einen wichtigen Aspekt des bislang vergleichsweise we-
nig erforschten reformatorischen Wirkens Bucers am Ende seiner Straßburger
Zeit, nach der Niederlage der Protestanten im Schmalkaldischen Krieges. Durch
den Vergleich der Reaktionen Bucers und des Stättmeisters Jakob Sturm auf die
Einführung des Augsburger Interims 1548 in Straßburg konnte Wolgast bei Bucer
Tendenzen eines gesinnungsethischen Rigorismus herausarbeiten. Der Stättmeis-
ter wie der Reformator suchten gleichermaßen „der Stadt Bestes“. Im Unterschied
zu dem eher pragmatisch agierenden Sturm war Bucer durch ein vom Alten Tes-
tament geprägtes Heilsverständnis und Geschichtsbild bestimmt. So setzte er
1548/49 alle Hoffnung auf Buße und Umkehr und sah darin allein die notwendige,
aber auch erfolgversprechende Voraussetzung für Gottes Hilfe. Wie seinem Volk
Israel würde dieser sie auch der Stadt Straßburg zukommen lassen. Die Nieder-
lage im Schmalkaldischen Krieg und die dramatischen Folgen waren als Strafe zu
deuten. Umso wichtiger wurde für Bucer in diesen Jahren der Kampf um die Kir-
chenzucht als wesentliches Medium der Buße. Dagegen konnte Sturm durch sein
Taktieren Straßburg recht lange vor der Einführung des Interims, das den meisten
evangelischen Errungenschaften ein Ende bereitete, schützen.
Die besondere Qualität des Kolloquiums bestand in der Möglichkeit, im
Anschluss an die Vorträge mit Bucer-Spezialisten aus dem In- und Ausland den
vorgestellten Ertrag der Arbeiten an der Herausgabe der Schriften Martin Bucers
zu diskutieren. Darüber hinaus bot das begrenzte Format der Tagung die Chance
eines intensiven Gesprächs über die bis in die Gegenwart reichende Wirkungsge-
schichte der reformatorischen Theologie des Straßburgers, der Jahrhunderte lang
um seiner unablässigen Vermittlungsbemühungen kritisch bewertet und in seiner
Bedeutung für die europäische Reformationsgeschichte unterschätzt wurde.
Zum Abschluss konnte das Vorhaben einer vollständigen Digitalisierung der
Ausgabe der Deutschen Schriften Martin Bucers vorgestellt werden. Dank der
Kompetenz der Universitätsbibliothek Heidelberg, der finanziellen Unterstüt-
zung durch die Heidelberger Akademie der Wissenschaften und des großzügigen
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Friedrich, ergänzten das theologische Profil durch Zeugnisse über Bucer als Ver-
mittler im persönlichen Umfeld, als Freund und Familienvater insbesondere aus
denjahren 1531 bis 1533.
Thomas Wilhelmi gewährte einen kritischen Rückblick auf die Arbeit der
Bucer-Forschungsstelle in den letzten Jahrzehnten und wies dabei, wie schon
Greschat in seinem Beitrag, auf die Folgen der nicht optimalen Festlegungen - ins-
besondere die Trennung zwischen lateinischen und deutschen Texten - und auch
auf die umständehalber nicht umfassenden und nicht systematischen Recherchen
und die daraus resultierenden Vorgehenweisen hin. Im Laufe der letzten Jahre
konnten noch erstaunlich viele Texte gefunden und in den letzten beiden Bänden
ediert werden. Ein Verzeichnis weiterer, zum großen Teil lateinischer noch nicht
edierter Texte wird bis zum Jahresende fertiggestellt.
Eike Wolgast erhellte einen wichtigen Aspekt des bislang vergleichsweise we-
nig erforschten reformatorischen Wirkens Bucers am Ende seiner Straßburger
Zeit, nach der Niederlage der Protestanten im Schmalkaldischen Krieges. Durch
den Vergleich der Reaktionen Bucers und des Stättmeisters Jakob Sturm auf die
Einführung des Augsburger Interims 1548 in Straßburg konnte Wolgast bei Bucer
Tendenzen eines gesinnungsethischen Rigorismus herausarbeiten. Der Stättmeis-
ter wie der Reformator suchten gleichermaßen „der Stadt Bestes“. Im Unterschied
zu dem eher pragmatisch agierenden Sturm war Bucer durch ein vom Alten Tes-
tament geprägtes Heilsverständnis und Geschichtsbild bestimmt. So setzte er
1548/49 alle Hoffnung auf Buße und Umkehr und sah darin allein die notwendige,
aber auch erfolgversprechende Voraussetzung für Gottes Hilfe. Wie seinem Volk
Israel würde dieser sie auch der Stadt Straßburg zukommen lassen. Die Nieder-
lage im Schmalkaldischen Krieg und die dramatischen Folgen waren als Strafe zu
deuten. Umso wichtiger wurde für Bucer in diesen Jahren der Kampf um die Kir-
chenzucht als wesentliches Medium der Buße. Dagegen konnte Sturm durch sein
Taktieren Straßburg recht lange vor der Einführung des Interims, das den meisten
evangelischen Errungenschaften ein Ende bereitete, schützen.
Die besondere Qualität des Kolloquiums bestand in der Möglichkeit, im
Anschluss an die Vorträge mit Bucer-Spezialisten aus dem In- und Ausland den
vorgestellten Ertrag der Arbeiten an der Herausgabe der Schriften Martin Bucers
zu diskutieren. Darüber hinaus bot das begrenzte Format der Tagung die Chance
eines intensiven Gesprächs über die bis in die Gegenwart reichende Wirkungsge-
schichte der reformatorischen Theologie des Straßburgers, der Jahrhunderte lang
um seiner unablässigen Vermittlungsbemühungen kritisch bewertet und in seiner
Bedeutung für die europäische Reformationsgeschichte unterschätzt wurde.
Zum Abschluss konnte das Vorhaben einer vollständigen Digitalisierung der
Ausgabe der Deutschen Schriften Martin Bucers vorgestellt werden. Dank der
Kompetenz der Universitätsbibliothek Heidelberg, der finanziellen Unterstüt-
zung durch die Heidelberger Akademie der Wissenschaften und des großzügigen
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