13. The Role ofCulture in Early Expansions ofHumans
menschlichen Entwicklungsgeschichte gesehen werden, sondern als Ineinander-
greifen mehrerer gradueller Prozesse in evolutionären, individuellen und histo-
risch-sozialen Entwicklungsdimensionen mit sich verstärkenden Elementen. Ein
Entwicklungsmodell beschreibt verschiedene Stufen kumulativer Kulturfähigkeit
von der Akkumulation von Traditionen über kulturelle Modifikationen bis hin zu
einfacher und erweiterter vermittelter Kultur. Die zunehmenden Fähigkeiten zu
kumulativer Kultur erlauben zwar komplexere kulturelle Ausdrucksformen, füh-
ren allerdings im Einzelnen nicht notwendigerweise zu immer effizienteren und
komplexeren Lösungen.
Von zwei Seiten genähert wurde sich der Frage, wie (kumulativ?) innovati-
onsfähig die Hersteller der frühesten Steingeräteformen des Oldowan und sei-
ner Vorformen von ca. 3,3 bis 1,7 Millionen Jahren waren. Der Vergleich von
Verhaltensformen mit Schlaginstrumenten verschiedener Affenarten mit unter-
schiedlichen Herstellungsformen früher schneidender Steingeräte in Bezug auf
Aufmerksamkeitsschwerpunkte, technologische Handlungsschritte und -effekte
weist nicht nur auf höhere Komplexität, sondern auch auf eine bislang kaum un-
tersuchte kulturelle Variabilität im frühen menschlichen Verhalten hin. Darüber
hinaus sind veränderte Mechanismen der kulturellen Weitergabe zu vermuten.
Diese frühen Veränderungen des kulturellen Verhaltens werden nun betrachtet
hinsichtlich der durch sie eröffneten Möglichkeiten räumlich zu expandieren,
bzw. ob und inwieweit Expansionen menschlichen Werkzeuggebrauch und die
Entwicklung der Werkzeugtechnologien gefördert haben könnten. Fallstudi-
en zum Innovationsverhalten in den Bereichen technische Feuernutzung und
Knochengeräte im Middle Stone Age in Südafrika, zur Verbreitung von Ocker-
nutzung im Mittelpaläolithikum und Middle Stone Age sowie zum Innovati-
onsgehalt des ca. 250.000 Jahre alten bearbeiteten Tuffbrockens von Berekhat
Ram, dessen Form einer weiblichen Figurine ähnelt, ergänzten den Innovations-
schwerpunkt.
Wie kulturelle und natürliche Dimensionen in Wechselwirkung stehen und
sich in den verschiedenen Expansionsformen auswirken, bildete einen weiteren
Schwerpunkt der Arbeit 2016. Eine Systematik unterschiedlicher Umweltbegriffe
wurde erarbeitet und deren Beziehungen untereinander geklärt. Insbesondere im
Ressourcenraum („resource space“) wird der Umweltbegriff durch kulturelle Kom-
ponenten erweitert. Mithilfe agentenbasierter Modellierungen lassen sich Wech-
selwirkungen vieler, sehr unterschiedlicher Faktoren untersuchen. ROCEEH
wendet agentenbasierte Modelle im Rahmen zweier Doktorarbeiten auf unter-
schiedliche Fragestellungen an. Zum einen hat ein Vergleich unterschiedlicher
„Out of Africa“-Hypothesen zum Ziel, einen integrativen Ansatz zu erarbeiten,
der kulturelle, populationsdynamische sowie umweltbezogene Faktoren umfasst.
Zum anderen wird Insel-Migration sowie die Evolution der Säugetiere auf In-
seln modelliert. Wie der Fund von Hominiden auf der indonesischen Insel Flores
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menschlichen Entwicklungsgeschichte gesehen werden, sondern als Ineinander-
greifen mehrerer gradueller Prozesse in evolutionären, individuellen und histo-
risch-sozialen Entwicklungsdimensionen mit sich verstärkenden Elementen. Ein
Entwicklungsmodell beschreibt verschiedene Stufen kumulativer Kulturfähigkeit
von der Akkumulation von Traditionen über kulturelle Modifikationen bis hin zu
einfacher und erweiterter vermittelter Kultur. Die zunehmenden Fähigkeiten zu
kumulativer Kultur erlauben zwar komplexere kulturelle Ausdrucksformen, füh-
ren allerdings im Einzelnen nicht notwendigerweise zu immer effizienteren und
komplexeren Lösungen.
Von zwei Seiten genähert wurde sich der Frage, wie (kumulativ?) innovati-
onsfähig die Hersteller der frühesten Steingeräteformen des Oldowan und sei-
ner Vorformen von ca. 3,3 bis 1,7 Millionen Jahren waren. Der Vergleich von
Verhaltensformen mit Schlaginstrumenten verschiedener Affenarten mit unter-
schiedlichen Herstellungsformen früher schneidender Steingeräte in Bezug auf
Aufmerksamkeitsschwerpunkte, technologische Handlungsschritte und -effekte
weist nicht nur auf höhere Komplexität, sondern auch auf eine bislang kaum un-
tersuchte kulturelle Variabilität im frühen menschlichen Verhalten hin. Darüber
hinaus sind veränderte Mechanismen der kulturellen Weitergabe zu vermuten.
Diese frühen Veränderungen des kulturellen Verhaltens werden nun betrachtet
hinsichtlich der durch sie eröffneten Möglichkeiten räumlich zu expandieren,
bzw. ob und inwieweit Expansionen menschlichen Werkzeuggebrauch und die
Entwicklung der Werkzeugtechnologien gefördert haben könnten. Fallstudi-
en zum Innovationsverhalten in den Bereichen technische Feuernutzung und
Knochengeräte im Middle Stone Age in Südafrika, zur Verbreitung von Ocker-
nutzung im Mittelpaläolithikum und Middle Stone Age sowie zum Innovati-
onsgehalt des ca. 250.000 Jahre alten bearbeiteten Tuffbrockens von Berekhat
Ram, dessen Form einer weiblichen Figurine ähnelt, ergänzten den Innovations-
schwerpunkt.
Wie kulturelle und natürliche Dimensionen in Wechselwirkung stehen und
sich in den verschiedenen Expansionsformen auswirken, bildete einen weiteren
Schwerpunkt der Arbeit 2016. Eine Systematik unterschiedlicher Umweltbegriffe
wurde erarbeitet und deren Beziehungen untereinander geklärt. Insbesondere im
Ressourcenraum („resource space“) wird der Umweltbegriff durch kulturelle Kom-
ponenten erweitert. Mithilfe agentenbasierter Modellierungen lassen sich Wech-
selwirkungen vieler, sehr unterschiedlicher Faktoren untersuchen. ROCEEH
wendet agentenbasierte Modelle im Rahmen zweier Doktorarbeiten auf unter-
schiedliche Fragestellungen an. Zum einen hat ein Vergleich unterschiedlicher
„Out of Africa“-Hypothesen zum Ziel, einen integrativen Ansatz zu erarbeiten,
der kulturelle, populationsdynamische sowie umweltbezogene Faktoren umfasst.
Zum anderen wird Insel-Migration sowie die Evolution der Säugetiere auf In-
seln modelliert. Wie der Fund von Hominiden auf der indonesischen Insel Flores
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