B. Die Forschungsvorhaben
Forschungsstellenleiter (Heidelberg): das ordentliche Mitglied der Akademie Jens
Halfwassen sowie Prof Dr. Dr. Thomas Fuchs
Mitarbeiter (Heidelberg): Dr. Dirk Fonfara, Dr. Dominic Kaegi (Projektkoordina-
tion), Dr. Bernd Weidmann
Im November 2016 erhielt der frühere bayerische Kultusminister Hans Maier den
Dolf-Sternberger-Preis für politische Rede. Sternberger, auf den der Begriff des
Verfassungspatriotismus zurückgeht, war einer der profiliertesten Politikwissen-
schaftler und Publizisten der westdeutschen Bundesrepublik - und Schüler von
Karl Jaspers. Unter dem NS-Regime teilten sie das Stigma „jüdischer Versippung“;
gemeinsam mit Alfred Weber und Werner Krauss gründeten Jaspers und Sternber-
ger 1945 Die Wandlung. In die unmittelbare Nachkriegszeit fällt für beide auch die
Hochphase eines intensiven, nicht immer konfliktfreien, stets jedoch produktiven
Austauschs, der bis in die späten 1960er Jahre reichte.
Es scheint symptomatisch, dass solche Zusammenhänge heute nur noch Spe-
zialisten bekannt sind. Und Sternberger ist nur ein besonders prominentes Bei-
spiel dafür, wie oberflächlich Dementi verbliebener Aktualität ausfallen, die sich
häufig mit Jaspers verbinden. Offensichtlich gibt es als Schwundstufe dessen, was
Gadamer „wirkungsgeschichtliches Bewußtsein“ nannte, auch ein wirkungsge-
schichtliches Kurzzeitgedächtnis. Eben deshalb sind sog. Langzeitprojekte, immer
schon ein Alleinstellungsmerkmal von Akademien, unverzichtbar - Projekte, die
nicht nur lange dauern (das auch), sondern Quellen dokumentieren und kontex-
tualisieren im Vertrauen auf zukünftig differenziertere Rezeptionsverhältnisse:
Aktualität, richtig verstanden, ist selbst ein Langzeitprojekt.
2016 bedeutete für die KJG ein wegweisendesJahr. Zu nennen ist an erster
Stelle die Straffung des Editionsplans. Sie stellt sicher, dass das Gesamtvorhaben
ohne wesentliche Abstriche im vorgesehenen Bewilligungszeitraum bis 2029 abge-
schlossen werden kann. Verabschiedet wurde darüber hinaus im Zuge der Durch-
führungskontrolle ein ausführliches, von den projektbetreuenden Akademien
gemeinsam erarbeitetes Digitalisierungskonzept. Es soll in zwei Stufen realisiert
werden: mittelfristig durch die Umstellung auf Eigenproduktion der einzelnen
Bände (ab 2018), langfristig durch den Aufbau eines Jaspers-Portals, das den elek-
tronischen Textbestand mit Digitalisaten aus dem Nachlass Jaspers4 im Deutschen
Literaturarchiv sowie der Jaspers-Bibliothek in Oldenburg verbindet. Vor diesem
Hintergrund ist die Verlängerung der zur Nachlasserschließung eingerichteten
Stelle am DLA ein wichtiges Signal: Die Karl Jaspers-Stiftung (Basel) wird die
genannte Stelle bis 2019 weiterfinanzieren, mit der Option auf ein zusätzliches
Jahr 2020.
Zum Stand der Bandbearbeitung: Abgeschlossen wurden aus der ersten Ab-
teilung die Bände 1/8 (Schriften zur Existenzphilosophie, Publikationsdatum 2017);
1/10 (Vom Ursprung und Ziel der Geschichte, Publikationsdatum 2017); 1/13 (Der phi-
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Forschungsstellenleiter (Heidelberg): das ordentliche Mitglied der Akademie Jens
Halfwassen sowie Prof Dr. Dr. Thomas Fuchs
Mitarbeiter (Heidelberg): Dr. Dirk Fonfara, Dr. Dominic Kaegi (Projektkoordina-
tion), Dr. Bernd Weidmann
Im November 2016 erhielt der frühere bayerische Kultusminister Hans Maier den
Dolf-Sternberger-Preis für politische Rede. Sternberger, auf den der Begriff des
Verfassungspatriotismus zurückgeht, war einer der profiliertesten Politikwissen-
schaftler und Publizisten der westdeutschen Bundesrepublik - und Schüler von
Karl Jaspers. Unter dem NS-Regime teilten sie das Stigma „jüdischer Versippung“;
gemeinsam mit Alfred Weber und Werner Krauss gründeten Jaspers und Sternber-
ger 1945 Die Wandlung. In die unmittelbare Nachkriegszeit fällt für beide auch die
Hochphase eines intensiven, nicht immer konfliktfreien, stets jedoch produktiven
Austauschs, der bis in die späten 1960er Jahre reichte.
Es scheint symptomatisch, dass solche Zusammenhänge heute nur noch Spe-
zialisten bekannt sind. Und Sternberger ist nur ein besonders prominentes Bei-
spiel dafür, wie oberflächlich Dementi verbliebener Aktualität ausfallen, die sich
häufig mit Jaspers verbinden. Offensichtlich gibt es als Schwundstufe dessen, was
Gadamer „wirkungsgeschichtliches Bewußtsein“ nannte, auch ein wirkungsge-
schichtliches Kurzzeitgedächtnis. Eben deshalb sind sog. Langzeitprojekte, immer
schon ein Alleinstellungsmerkmal von Akademien, unverzichtbar - Projekte, die
nicht nur lange dauern (das auch), sondern Quellen dokumentieren und kontex-
tualisieren im Vertrauen auf zukünftig differenziertere Rezeptionsverhältnisse:
Aktualität, richtig verstanden, ist selbst ein Langzeitprojekt.
2016 bedeutete für die KJG ein wegweisendesJahr. Zu nennen ist an erster
Stelle die Straffung des Editionsplans. Sie stellt sicher, dass das Gesamtvorhaben
ohne wesentliche Abstriche im vorgesehenen Bewilligungszeitraum bis 2029 abge-
schlossen werden kann. Verabschiedet wurde darüber hinaus im Zuge der Durch-
führungskontrolle ein ausführliches, von den projektbetreuenden Akademien
gemeinsam erarbeitetes Digitalisierungskonzept. Es soll in zwei Stufen realisiert
werden: mittelfristig durch die Umstellung auf Eigenproduktion der einzelnen
Bände (ab 2018), langfristig durch den Aufbau eines Jaspers-Portals, das den elek-
tronischen Textbestand mit Digitalisaten aus dem Nachlass Jaspers4 im Deutschen
Literaturarchiv sowie der Jaspers-Bibliothek in Oldenburg verbindet. Vor diesem
Hintergrund ist die Verlängerung der zur Nachlasserschließung eingerichteten
Stelle am DLA ein wichtiges Signal: Die Karl Jaspers-Stiftung (Basel) wird die
genannte Stelle bis 2019 weiterfinanzieren, mit der Option auf ein zusätzliches
Jahr 2020.
Zum Stand der Bandbearbeitung: Abgeschlossen wurden aus der ersten Ab-
teilung die Bände 1/8 (Schriften zur Existenzphilosophie, Publikationsdatum 2017);
1/10 (Vom Ursprung und Ziel der Geschichte, Publikationsdatum 2017); 1/13 (Der phi-
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