1. Zeiten des Umbruchs? (WIN-Programm)
umfasst. Nach Abschluss der osteologischen Untersuchungen hinsichtlich des
Alters und Geschlechts der Individuen bzw. der genetischen Geschlechtsbestim-
mung wird zu beurteilen sein, ob hier die zuvor über mehrere Jahrhunderte do-
kumentierte Dominanz ortsfremder Frauen zugunsten anderer Mobilitätsformen
zurücktritt, die nun verstärkt auch Männer und Kinder einschließen.
Für die als ortsfremd identifizierten Individuen des Glockenbecherkom-
plexes und der frühen Bronzezeit erfolgten vertiefende Analysen zur genaueren
Eingrenzung des Zeitpunktes des Ortswechsels innerhalb der Kindheit. Dazu
wurden zusätzlich zu den bereits vorliegenden Daten der zweiten Backenzäh-
ne, die den Zeitraum zwischen dem 3. und 7. Lebensjahr widerspiegeln, die
Weisheitszähne untersucht, deren Zahnkronen zwischen dem 7. und ca. 16. Le-
bensjahr angelegt werden. Für die meisten Frauen entsprachen die Isotopenver-
hältnisse beider untersuchter Zähne einander sehr gut und belegten, dass ihre
Residenzwechsel in das Lechtal erst nach Abschluss der Zahnschmelzbildung,
also im frühen Erwachsenenalter oder sogar noch später erfolgten. Lediglich bei
einer Frau folgte auf ein ortsfremdes Isotopensignal im zweiten Molar ein ortsty-
pisches im Weisheitszahn, was als Hinweis auf einen Wohnortwechsel noch wäh-
rend der Kindheit zu werten ist.
Für zwei Männer wurden Zahnpaare aus erstem Backenzahn und Weisheits-
zahn untersucht. Anders als bei den Frauen entsprechen die in der frühesten Kind-
heit angelegten Isotopenverhältnisse denjenigen des Lechtals, während diejenigen
der Weisheitszähne auf längere Aufenthalte in der Fremde verweisen. Um die sich
hier andcutenden, stark geschlechtsabhängigen Mobilitätsregeln auf eine breitere
Datenbasis zu stellen, wird der Datensatz von Zahnpaaren derzeit erweitert, so
dass zukünftig exemplarisch von allen erwachsenen Individuen des Gräberfeldes
Königsbrunn „Obere Kreuzstrasse“ Daten einer früh und einer spät während der
Kindheit ausgebildeten Zahnkrone vorliegen werden.
Metall verso rgu ng
Die Analyse von Metallfunden konzentrierte sich 2016 auf die glockenbecherzeit-
lichen Kupfer- und Bronzefunde aus den Gräbern von Biberbach-Markt. Dabei
handelt es sich um einen Pfriem aus Grab 1 sowie um einen Dolch und einen
Pfriem aus Grab 3. Die Untersuchungen mit energiedispersiver Röntgenfluores-
zenzanalyse (ED-RFA) an Spanproben der Metallfunde zeigen, dass die beiden
Pfrieme aus Zinnbronze gefertigt wurden, während der Dolch aus unlegiertem
Kupfer besteht.
Anhand der Spurenelementgehalte wird deutlich, dass sowohl für den Dolch
als auch für die beiden Pfrieme die gleiche Kupfersorte verwendet wurde. Die
Untersuchungen hinsichtlich der Bleiisotopenverhältnisse mittels Massenspekt-
rometrie mit induktiv gekoppeltem Plasma (ICP-MS) deuten auf eine Herkunft
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umfasst. Nach Abschluss der osteologischen Untersuchungen hinsichtlich des
Alters und Geschlechts der Individuen bzw. der genetischen Geschlechtsbestim-
mung wird zu beurteilen sein, ob hier die zuvor über mehrere Jahrhunderte do-
kumentierte Dominanz ortsfremder Frauen zugunsten anderer Mobilitätsformen
zurücktritt, die nun verstärkt auch Männer und Kinder einschließen.
Für die als ortsfremd identifizierten Individuen des Glockenbecherkom-
plexes und der frühen Bronzezeit erfolgten vertiefende Analysen zur genaueren
Eingrenzung des Zeitpunktes des Ortswechsels innerhalb der Kindheit. Dazu
wurden zusätzlich zu den bereits vorliegenden Daten der zweiten Backenzäh-
ne, die den Zeitraum zwischen dem 3. und 7. Lebensjahr widerspiegeln, die
Weisheitszähne untersucht, deren Zahnkronen zwischen dem 7. und ca. 16. Le-
bensjahr angelegt werden. Für die meisten Frauen entsprachen die Isotopenver-
hältnisse beider untersuchter Zähne einander sehr gut und belegten, dass ihre
Residenzwechsel in das Lechtal erst nach Abschluss der Zahnschmelzbildung,
also im frühen Erwachsenenalter oder sogar noch später erfolgten. Lediglich bei
einer Frau folgte auf ein ortsfremdes Isotopensignal im zweiten Molar ein ortsty-
pisches im Weisheitszahn, was als Hinweis auf einen Wohnortwechsel noch wäh-
rend der Kindheit zu werten ist.
Für zwei Männer wurden Zahnpaare aus erstem Backenzahn und Weisheits-
zahn untersucht. Anders als bei den Frauen entsprechen die in der frühesten Kind-
heit angelegten Isotopenverhältnisse denjenigen des Lechtals, während diejenigen
der Weisheitszähne auf längere Aufenthalte in der Fremde verweisen. Um die sich
hier andcutenden, stark geschlechtsabhängigen Mobilitätsregeln auf eine breitere
Datenbasis zu stellen, wird der Datensatz von Zahnpaaren derzeit erweitert, so
dass zukünftig exemplarisch von allen erwachsenen Individuen des Gräberfeldes
Königsbrunn „Obere Kreuzstrasse“ Daten einer früh und einer spät während der
Kindheit ausgebildeten Zahnkrone vorliegen werden.
Metall verso rgu ng
Die Analyse von Metallfunden konzentrierte sich 2016 auf die glockenbecherzeit-
lichen Kupfer- und Bronzefunde aus den Gräbern von Biberbach-Markt. Dabei
handelt es sich um einen Pfriem aus Grab 1 sowie um einen Dolch und einen
Pfriem aus Grab 3. Die Untersuchungen mit energiedispersiver Röntgenfluores-
zenzanalyse (ED-RFA) an Spanproben der Metallfunde zeigen, dass die beiden
Pfrieme aus Zinnbronze gefertigt wurden, während der Dolch aus unlegiertem
Kupfer besteht.
Anhand der Spurenelementgehalte wird deutlich, dass sowohl für den Dolch
als auch für die beiden Pfrieme die gleiche Kupfersorte verwendet wurde. Die
Untersuchungen hinsichtlich der Bleiisotopenverhältnisse mittels Massenspekt-
rometrie mit induktiv gekoppeltem Plasma (ICP-MS) deuten auf eine Herkunft
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