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Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2016 — 2017

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C. Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses
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https://doi.org/10.11588/diglit.55652#0263
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C. Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses

13. Thermischer Komfort und Schmerz:
Reflexionen zur Methodik und deren Auswirkungen
Kollegiaten: Dr. Susanne Becker1, Dr. Marcel Schweiker2
Mitarbeiter: Xaver Fuchs1
1 Institut für Neuropsychologie und Klinische Psychologie, Zentralinstitut für Seelische Ge-
sundheit, Mannheim
2 Fachgebiet Bauphysik und Technischer Ausbau, Karlsruher Institut für Technologie (KIT)
Einleitung und Stand des Forschungsgebiets
Thermischer Komfort und Schmerz gehen einerseits auf überlappende neurophy-
siologische Mechanismen zurück, andererseits teilen sie viele Phänomene hinsicht-
lich Wahrnehmung und Verhaltenskonsequenzen. Eines der geteilten Phänomene
ist die Adaption. Adaption ist die Anpassung der Reaktionen des menschlichen
Warn- und Alarmsystems, um den Effekt von wiederholten Störreizen auf die
Funktions- und Leistungsfähigkeit zu verringern. Im Rahmen dieses Projekts
werden als prototypische Störreize zum einen globale Reize, durch globalen ther-
mischen Diskomfort (zu warme oder kalte Raumbedingungen) erzeugt, und zum
anderen lokale Reize, durch heiße/kalte/schmerzhafte, räumlich beschränkte Reize
(z.B. eine kleine Fläche des Unterarms) erzeugt, betrachtet. Die physiologische
Adaption des Körpers an wiederholt warme Umgebungstemperaturen führt z. B.
dazu, dass sich die Zusammensetzung des Schweißes verändert, wodurch die Ver-
dunstung effektiver und der Mineralienverlust verringert wird. Dadurch ergibt
sich eine geringere Belastung des Organismus, die Aufrechterhaltung der Leis-
tungsfähigkeit und eine Reduktion der Risiken gesundheitlicher Schäden. Adap-
tive Modelle der Komfortforschung sehen den Menschen als aktiven Gestalter,
dessen Empfinden sich an unterschiedliche Umgebungsbedingungen adaptiert.
Als Hypothesen werden physiologische, psychologische und verhaltensbasierte
Adaptionen genannt (de Dear, Brager, & Cooper, 1997). Allerdings basieren diese
adaptiven Modelle, bis auf wenige Ausnahmen (Schweiker et al., 2012; Schweiker
& Wagner, 2015), lediglich auf Regressionsanalysen physikalischer Bedingungen
mit der beobachteten Komfortempfmdung.
Die Schmerzwahrnehmung zeichnet sich durch eine hohe Adaptionsfähigkeit
aus. Derselbe Reiz kann z. B. von der gleichen Person an einem Tag als schmerz-
haft und am nächsten Tag als nicht schmerzhaft empfunden werden. Verschiedens-
te Faktoren tragen zu dieser Adaption bei, wodurch für eine optimale Anpassung
an Umweltbedingungen und Körperzustände gesorgt wird. Solche Faktoren kön-
nen z. B. Dauer und Frequenz der Stimulation und Gefühle oder Gedanken sein
(Bushnell, Ceko, & Low, 2013; Woolf & Salter, 2000).

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