16. Metaphern und Modelle (WIN-Programm)
16. Metaphern und Modelle -
Zur Übersetzung von Wissen in Verstehen
Kollegiat: Dr. Chris Thomale1
Mitarbeiter: Vanessa Grifo1, Christoph Lukas1 (bis 30.6.2016), Ann-Cathrin
Maier1 (seit 16.10.2016), Karolin Salmen (seit 16.8.2016)
1 Institut für ausländisches und internationales Privat- und Wirtschaftsrecht, Universität Hei-
delberg
Das WIN-Forschungsprojekt behandelt das Phänomen des Metaphern- und Mo-
dellgebrauchs im wissenschaftlichen Diskurs. Ausgangspunkt ist die Überzeugung,
dass es sich um ein Optimierungsproblem handelt: Metaphern und „Modelle“, hier
reduktionistisch als systematisierte Metapher verstanden, sind zugleich Boden und
Grenze wissenschaftlicher Erkenntnis. Dies stellt die Frage nach dem angemesse-
nen Umgang mit ihnen. Darin liegt erstens eine ideengeschichtliche Dimension,
insofern im Stile Hans Blumenbergs die Genealogie des Metapherngebrauchs un-
tersucht werden kann, Metaphern also gleichsam als Zweck an sich zu analysieren
sind. Hinzu kommt zweitens die heuristische Bedeutung von Metaphern: Unter
der Annahme, dass Metaphern und Modelle begrenzt fungibel sind, stellt sich die
Frage, ob sich wissenschaftstheoretische oder -ethische Kriterien für den Einsatz
von Metaphern und Modellen formulieren lassen. Daran knüpft schließlich eine
dritte, rhetorisch-politische Bedeutung der wissenschaftlichen Metapher: Meta-
phern und Modelle können insbesondere in den Gesellschaftswissenschaften zu
Trägern impliziter politischer Präferenzen des Verwenders werden. Lassen sich
solche Metaphern als vermeintlich unverdächtige, wissenschaftliche Terminologie
etablierten, drängen sie der Allgemeinheit zugleich diese impliziten Präferenzen
auf. Metaphern gefährden also nichts weniger als die Herrschaftsfreiheit des sozi-
alwissenschaftlichen Diskurses.
Im Jahr 2016 wurde zunächst die im Vorjahr begonnene Metaphernstudie
zur prokreativen Praxis der sogenannten Leihmutterschaft vorangetrieben. Neben
zwei Anschlussaufsätzen zum im November 2015 publizierten Buch „Mietmut-
terschaft - Eine international-privatrechtliche Kritik“ (Mohr Siebeck Verlag, Tü-
bingen) erschien Chris Thomale im Europäischen Parlament als Sachverständiger
zum Thema. Die englischsprachige Stellungnahme ist zur Veröffentlichung vor-
gesehen.
Dazu wurde ein Modell erarbeitet, um insbesondere die rhetorisch-politische
Bedeutung der wissenschaftlichen Metapher empirisch zu erforschen. Dieses Mo-
dell einer metaphor impact analysis (kurz: MIA) soll nun in die Praxis umgesetzt
werden. Dazu wurde eine Verlängerung des WIN-Projekts beantragt.
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16. Metaphern und Modelle -
Zur Übersetzung von Wissen in Verstehen
Kollegiat: Dr. Chris Thomale1
Mitarbeiter: Vanessa Grifo1, Christoph Lukas1 (bis 30.6.2016), Ann-Cathrin
Maier1 (seit 16.10.2016), Karolin Salmen (seit 16.8.2016)
1 Institut für ausländisches und internationales Privat- und Wirtschaftsrecht, Universität Hei-
delberg
Das WIN-Forschungsprojekt behandelt das Phänomen des Metaphern- und Mo-
dellgebrauchs im wissenschaftlichen Diskurs. Ausgangspunkt ist die Überzeugung,
dass es sich um ein Optimierungsproblem handelt: Metaphern und „Modelle“, hier
reduktionistisch als systematisierte Metapher verstanden, sind zugleich Boden und
Grenze wissenschaftlicher Erkenntnis. Dies stellt die Frage nach dem angemesse-
nen Umgang mit ihnen. Darin liegt erstens eine ideengeschichtliche Dimension,
insofern im Stile Hans Blumenbergs die Genealogie des Metapherngebrauchs un-
tersucht werden kann, Metaphern also gleichsam als Zweck an sich zu analysieren
sind. Hinzu kommt zweitens die heuristische Bedeutung von Metaphern: Unter
der Annahme, dass Metaphern und Modelle begrenzt fungibel sind, stellt sich die
Frage, ob sich wissenschaftstheoretische oder -ethische Kriterien für den Einsatz
von Metaphern und Modellen formulieren lassen. Daran knüpft schließlich eine
dritte, rhetorisch-politische Bedeutung der wissenschaftlichen Metapher: Meta-
phern und Modelle können insbesondere in den Gesellschaftswissenschaften zu
Trägern impliziter politischer Präferenzen des Verwenders werden. Lassen sich
solche Metaphern als vermeintlich unverdächtige, wissenschaftliche Terminologie
etablierten, drängen sie der Allgemeinheit zugleich diese impliziten Präferenzen
auf. Metaphern gefährden also nichts weniger als die Herrschaftsfreiheit des sozi-
alwissenschaftlichen Diskurses.
Im Jahr 2016 wurde zunächst die im Vorjahr begonnene Metaphernstudie
zur prokreativen Praxis der sogenannten Leihmutterschaft vorangetrieben. Neben
zwei Anschlussaufsätzen zum im November 2015 publizierten Buch „Mietmut-
terschaft - Eine international-privatrechtliche Kritik“ (Mohr Siebeck Verlag, Tü-
bingen) erschien Chris Thomale im Europäischen Parlament als Sachverständiger
zum Thema. Die englischsprachige Stellungnahme ist zur Veröffentlichung vor-
gesehen.
Dazu wurde ein Modell erarbeitet, um insbesondere die rhetorisch-politische
Bedeutung der wissenschaftlichen Metapher empirisch zu erforschen. Dieses Mo-
dell einer metaphor impact analysis (kurz: MIA) soll nun in die Praxis umgesetzt
werden. Dazu wurde eine Verlängerung des WIN-Projekts beantragt.
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