Antrittsrede von Gerd Jürgens
Projekte waren verführerisch, weil ich das System sehr gut kannte und weil alles so
viel schneller ging als bei Arabidopsis; allein schon die Generationszeit war 3-4-mal
länger bei Arabidopsis. Dennoch konnte ich die Anfangsschwierigkeiten überwin-
den und die ersten embryonalen Mustermutanten von Arabidopsis isolieren. Nach
einem Jahr der Basisarbeit stieß meine zukünftige Frau Ulrike Mayer dazu, und
dann haben wir gemeinsam für viele spätere Entwicklungen die Basis gelegt.
Der Rest ist schnell erzählt. Wir zogen 1989 nach München, wo ich an der
LMU auf eine C3-Professur für Genetik berufen worden war. Dort haben wir
mit einer kleinen Gruppe eine groß angelegte Suche nach embryonalen Muster-
mutanten durchgeführt, deren Ergebnisse beim ersten großen Internationalen
Arabidopsis A&mgress in Wien 1990 für Furore gesorgt haben. Es gab dann viel An-
erkennung: u. a. einen Ruf auf eine C4-Professur für Entwicklungsgenetik in Tü-
bingen 1994, den Leibniz-Preis 1995 etc. Es gab zwei Versuchungen ins Ausland zu
ziehen (San Diego 1996, Wien 2006), die aus verschiedenen Gründen schließlich
gescheitert sind. Aber auch Tübingen hat seine guten Seiten. Ich habe von 1997 bis
2009 einen recht erfolgreichen SFB koordiniert, an der Gründung des Zentrums
für Molekularbiologie der Pflanzen (ZMBP) 1999 mitgewirkt und bin seit 2008
zusätzlich Direktor am MPI für Entwicklungsbiologie.
Abschließend möchte ich noch ein paar Worte zu unserer Wissenschaft sagen.
Wir arbeiten an allgemeinen biologischen Problemen, die von Pflanzen auf ihre
spezifische Weise gelöst wurden - immerhin haben sich die heutigen Tier- und
Pflanzenarten seit über einer Milliarde Jahre aus einzelligen Vorfahren völlig di-
vergent entwickelt. Meine ursprüngliche Motivation war es herauszufmden, wie
die Körperorganisation einer Blütenpflanze während der Embryonalentwicklung
entsteht und welche molekularen Mechanismen diesem Prozess zu Grunde lie-
gen. Wir haben einiges herausgefunden, u. a. auch zur Rolle des Pflanzenhormons
Auxin als Signal in der frühen Embryogenese. Dennoch sind wir von einem me-
chanistischen Verständnis noch weit entfernt. Wir arbeiten weiter an dem Problem
am MPI. Am ZMBP hingegen konzentrieren wir uns auf zellbiologische Frage-
stellungen des Membrane Trafficking und der Fusion von subzellulären Membranen.
Insbesondere interessiert uns der molekulare Mechanismus der Cytokinese, d. h.
wie bei der Zellteilung die beiden Tochterzellen durch eine Membran voneinander
getrennt werden. Dieser Vorgang läuft bei Pflanzen völlig anders als bei Tieren und
Pilzen ab, und der molekulare Mechanismus scheint völlig verschieden zu sein.
Ich hoffe, Sie haben aus meiner Schilderung einen Eindruck gewonnen, wie
ich durch die moderne biologische Forschung gedriftet bin. Highlights waren si-
cher die Analyse der Musterbildung im Drosophila-Embryo und später die revolu-
tionäre Dekade der Arabidopsis-Eorschung in den 1990er Jahren. Ich hatte Glück,
zur richtigen Zeit am richtigen Platz zu sein und dann tun zu können, was ich für
richtig hielt.
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Projekte waren verführerisch, weil ich das System sehr gut kannte und weil alles so
viel schneller ging als bei Arabidopsis; allein schon die Generationszeit war 3-4-mal
länger bei Arabidopsis. Dennoch konnte ich die Anfangsschwierigkeiten überwin-
den und die ersten embryonalen Mustermutanten von Arabidopsis isolieren. Nach
einem Jahr der Basisarbeit stieß meine zukünftige Frau Ulrike Mayer dazu, und
dann haben wir gemeinsam für viele spätere Entwicklungen die Basis gelegt.
Der Rest ist schnell erzählt. Wir zogen 1989 nach München, wo ich an der
LMU auf eine C3-Professur für Genetik berufen worden war. Dort haben wir
mit einer kleinen Gruppe eine groß angelegte Suche nach embryonalen Muster-
mutanten durchgeführt, deren Ergebnisse beim ersten großen Internationalen
Arabidopsis A&mgress in Wien 1990 für Furore gesorgt haben. Es gab dann viel An-
erkennung: u. a. einen Ruf auf eine C4-Professur für Entwicklungsgenetik in Tü-
bingen 1994, den Leibniz-Preis 1995 etc. Es gab zwei Versuchungen ins Ausland zu
ziehen (San Diego 1996, Wien 2006), die aus verschiedenen Gründen schließlich
gescheitert sind. Aber auch Tübingen hat seine guten Seiten. Ich habe von 1997 bis
2009 einen recht erfolgreichen SFB koordiniert, an der Gründung des Zentrums
für Molekularbiologie der Pflanzen (ZMBP) 1999 mitgewirkt und bin seit 2008
zusätzlich Direktor am MPI für Entwicklungsbiologie.
Abschließend möchte ich noch ein paar Worte zu unserer Wissenschaft sagen.
Wir arbeiten an allgemeinen biologischen Problemen, die von Pflanzen auf ihre
spezifische Weise gelöst wurden - immerhin haben sich die heutigen Tier- und
Pflanzenarten seit über einer Milliarde Jahre aus einzelligen Vorfahren völlig di-
vergent entwickelt. Meine ursprüngliche Motivation war es herauszufmden, wie
die Körperorganisation einer Blütenpflanze während der Embryonalentwicklung
entsteht und welche molekularen Mechanismen diesem Prozess zu Grunde lie-
gen. Wir haben einiges herausgefunden, u. a. auch zur Rolle des Pflanzenhormons
Auxin als Signal in der frühen Embryogenese. Dennoch sind wir von einem me-
chanistischen Verständnis noch weit entfernt. Wir arbeiten weiter an dem Problem
am MPI. Am ZMBP hingegen konzentrieren wir uns auf zellbiologische Frage-
stellungen des Membrane Trafficking und der Fusion von subzellulären Membranen.
Insbesondere interessiert uns der molekulare Mechanismus der Cytokinese, d. h.
wie bei der Zellteilung die beiden Tochterzellen durch eine Membran voneinander
getrennt werden. Dieser Vorgang läuft bei Pflanzen völlig anders als bei Tieren und
Pilzen ab, und der molekulare Mechanismus scheint völlig verschieden zu sein.
Ich hoffe, Sie haben aus meiner Schilderung einen Eindruck gewonnen, wie
ich durch die moderne biologische Forschung gedriftet bin. Highlights waren si-
cher die Analyse der Musterbildung im Drosophila-Embryo und später die revolu-
tionäre Dekade der Arabidopsis-Eorschung in den 1990er Jahren. Ich hatte Glück,
zur richtigen Zeit am richtigen Platz zu sein und dann tun zu können, was ich für
richtig hielt.
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