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Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2020 — 2021

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A. Das akademische Jahr 2020
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II. Veranstaltungen
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Kimpel, Isabel: Mit Bibel und Spaten: Tagung der Forschungsstelle „Klöster im Hochmittelalter. Innovationslabore europäischer Lebensentwürfe und Ordnungsmodelle“ vom 30. September bis 2. Oktober 2020 in Magdeburg
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https://doi.org/10.11588/diglit.61621#0076
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II. Veranstaltungen

Ausdruck gebracht wird und als Grundlage für die Frage nach der Eigenständig-
keit einer prämonstratensischen Liturgie in Sachsen herangezogen werden kann.
Aufgrund des inhaltlichen Hinweises, dass die Drucke nach einem wahrhaftigen
Exemplar aus Premontre gesetzt worden waren, formulierte Lohse zwei entgegen-
gesetzte Thesen: Entweder habe seit dem 12. Jahrhundert ein Ordinarius antiquus
in Magdeburg vorgelegen, somit gäbe es keinen sächsischen Sonderweg. Oder eine
Vorlage sei erst im letzten Viertel des 15. Jahrhunderts nach Magdeburg gekom-
men, es habe folglich eine eigenständige Liturgie in Sachsen gegeben. Um eine
der Thesen mit Gewissheit verifizieren zu können, plädierte Lohse für weitere
vergleichende Untersuchungen liturgischer Quellen.
Den Aspekt der Etablierung des Ordens seit 1120 entfaltete Ingrid Ehlers-
Kisseler (Bad Nauheim) in ihrem Beitrag „Die Ausbreitung der Prämonstratenser
im Reich bis zur Mitte des 12. Jahrhunderts“. Überzeugend konnte sie nachwei-
sen, dass es seit der ersten Gründung von Premontre keinen Einbruch in der an-
steigenden Ausbreitung im Hochmittelalter gab. Als Erklärung dieser statistischen
Ergebnisse erörterte Ehlers-Kisseler drei wesentliche Merkmale der ansteigenden
Ausbreitung im 12. Jahrhundert. Durch die Anbindung an Bischöfe, Reformkreise
und reformorientierte Geistliche konnte Norbert von Xanten ein Netzwerk etab-
lieren, das auf seinem persönlichen Charisma beruhte und sich durch Neugrün-
dungen verschiedener Stifter ausbaute.
Julia Becker (Heidelberg) referierte über „Einheit des Glaubens versus Viel-
falt apostolischer Lebensformen: Anselm von Havelberg und sein Anticimenon“.
Die Stoßrichtung des Beitrags bildete zugleich die Richtung der gesamten Tagung
ab, bei der die Frage nach Einheit oder Vielfalt einen wichtigen Diskussionspunkt
darstellte. In drei Büchern stellt Anselm die Organisation, den Ritus und die Li-
turgie der Ost- und Westkirche gegenüber und zeigt hierbei seine Erklärungsan-
sätze für die Vielfalt von Lebensformen in gleichzeitiger Einheit des Glaubens auf
Der Fortschritt richte sich nicht gegen die Einheit des Glaubens, sondern rücke
die Religiösen durch die Annäherung an die apostolische Lebensweise näher an
Christus selbst.
Jörg Sonntag (Dresden) betrachtete zu Beginn des zweiten Veranstaltungstags
„Reinigungsrituale hochmittelalterlicher Prämonstratenser im Spiegel von Tradi-
tion und Innovation“ unter dem Leitthema „Der Körper als Bußinstrument“. In
einem ersten Teil stellte er verschiedene Bestrafungstechniken und Bußübungen
vor, wie sie in den Statuten von ca. 1130 festgehalten wurden. Als besonderes Ritu-
al beleuchtete Sonntag die Fußwaschung, bei der die Konventsbrüder gegenseitig
als Fußwäscher fungierten, nach dem Vorbild der Fußwaschung der Jünger durch
Christus (Joh. 13).
Den Lebensalltag der Prämonstratenser analysierte Mirko Breitenstein (Dres-
den) unter der Fragestellung „Was ein Mönch wissen muss“. Er stellte das Werk De
institutione clericornm von Philipp von Harveng in den Mittelpunkt seines Vortrags

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