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Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2020 — 2021

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C. Die Forschungsvorhaben
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II. Tätigkeitsberichte
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19. Theologenbriefwechsel im Südwesten des Reichs in der Frühen Neuzeit (1550−1620)
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https://doi.org/10.11588/diglit.61621#0262
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C. Die Forschungsvorhaben

die für die Frage nach dem Zusammenhang von Konfessionalisierung, Territori-
alstaatsbildung und Säkularisierung besonders relevant sind, zum Abdruck kom-
men. Es werden Briefe kurpfälzischer Theologen bis zum Jahr 1583 ausgewählt,
da in diesem die Phase der Relutheranisierung unter Kurfürst Ludwig VI. ende-
te. Sein Vater Friedrich III. hatte nach Streitigkeiten um die Gegenwart Christi
im Abendmahl an der Heidelberger Heiliggeistkirche die pfälzische Reformati-
on im calvinisch-reformierten Sinn weitergeführt. 1563 ließ er den unter seiner
aktiven Beteiligung entstandenen Heidelberger Katechismus drucken, der über
die engen Verbindungen in die Niederlande zu einer der wichtigsten Bekennt-
nisschriften des weltweiten Reformiertentums wurde und dies bis in die Gegen-
wart geblieben ist. Als Hauptverfasser gilt mit guten Gründen der Heidelberger
Dogmatikprofessor Zacharias Ursinus. In unserer Datenbank sind bislang knapp
300 Briefe von und an Ursinus verzeichnet bzw. erfasst. Davon wurden elf Brie-
fe aus dem Zeitraum 1560 bis 1578 für den geplanten Editionsband ausgewählt.
Sie umfassen Ursinus’ letztes Wittenberger Studienjahr, die Tätigkeit im Diens-
te Kurfürst Friedrichs III. an der Universität Heidelberg und Stellungnahmen
zu den theologischen Debatten seiner Zeit. Auch formulierte Ursinus Kritik an
dem aus seiner Sicht übermäßigen Einfluss Kaspar Olevians am Hof und äußerte
in Briefen seine Bestürzung über die Maßnahmen Ludwigs VI. zur Relutherani-
sierung der Pfalz ab 1576.
Ein weiterer Arbeitsschwerpunkt war die Erschließung der Korrespondenz
Hieronymus Zanchis. Der Fokus richtete sich dabei auf die Zeit von Zanchis Tä-
tigkeit in Heidelberg (ab 1568) und in Neustadt an der Haardt (ab 1577). Es wur-
den aber auch einzelne Briefe von bzw. an Zanchi aus der Zeit vor dessen Berufung
nach Heidelberg bearbeitet (Straßburg, Chiavenna). Einen weiteren Schwerpunkt
bildete die Erschließung der Korrespondenz der Theologen aus der Phase der Re-
lutheranisierung der Kurpfalz seit 1576. Hierzu wurden vor allem die Briefe von
Timotheus Kirchner und Philipp Marbach aufgenommen. Eine wichtige Rolle
spielen in diesen Briefen die Arbeiten an der Apologie des Konkordienbuches und
die Streitigkeiten um den Entwurf der Apologie mit den Helmstedter Theologen
(vor allem mit Tilemann Heshusius), die auch durch das Quedlinburger Kolloqui-
um von 1583 nicht beseitigt werden konnten.
Unter den wichtigen Autoren des Bandes „Kurpfalz I“ ist ferner der Hei-
delberger Medizinprofessor und einflussreiche Leibarzt des Kurfürsten, Thomas
Erastus. Er war zwar strenggenommen „nur ein Laientheologe“, aber als Mitglied
des Kirchenrats und Autor mehrerer Schriften zum Abendmahlsverständnis ein
zentraler Akteur beim Übergang der Kurpfalz zum reformierten Protestantis-
mus. Von und an Erastus, der ein weitgespanntes Korrespondenz-Netzwerk so-
wohl mit Theologen als auch mit Naturwissenschaftlern unterhielt, sind rund
700 Briefe in unserer Datenbank verzeichnet, von denen gut 200 vollständig er-

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