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Jaspers, Karl; Immel, Oliver [Hrsg.]; Schwabe AG [Hrsg.]; Fuchs, Thomas [Hrsg.]; Halfwassen, Jens [Hrsg.]; Schulz, Reinhard [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Akademie der Wissenschaften zu Göttingen [Hrsg.]
Karl Jaspers Gesamtausgabe (Abteilung 1, Band 21): Schriften zur Universitätsidee — Basel: Schwabe Verlag, 2016

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https://doi.org/10.11588/diglit.51221#0016
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Einleitung des Herausgebers

XV

3. Die Idee der Universität 1923
Die Idee der Universität von 1923 war das erste Buch ideengeschichtlichen und zeitdia-
gnostischen Charakters, das Jaspers nach seinem 1922 erfolgten Antritt als Ordinarius
der Philosophie39 an der Universität Heidelberg veröffentlichte. Die Schrift, die sich
spätestens seit 1919 in Planung befand,40 ist dem Kieler Mathematikprofessor und
Freund Otto Toeplitz41 gewidmet, der - wie sein Briefwechsel mit Jaspers zeigt - bereits
in die Entwicklung und Diskussion eines früheren Manuskripts der Idee der Universität
einbezogen worden war.42
Jaspers selbst nennt als Anlass für die Veröffentlichung »[i]mmer erneute Diskussi-
onen mit Studenten und Professoren,«43 sowie »allerlei Reformen«, die die Universität

39 Jaspers war 1920 als Psychologe in Heidelberg Extraordinarius für Philosophie geworden, 1922 er-
hielt er dort ein Ordinariat für Philosophie (vgl. »Karl Jaspers - Ein Selbstporträt« [1966/67]; vgl.
zu Jaspers’ Berufung auch: C. Tilitzki: Die deutsche Universitätsphilosophie in der Weimarer Republik
und im Dritten Reich, Bd. 1, Berlin 2002, 94,107).
40 Jaspers hielt im Sommersemester 1919 eine Vorlesung zum Thema »Psychologie der geistigen Ar-
beit und des akademischen Studiums«. Am 30. September 1919 erbat er in einem Brief an den Ver-
leger Ferdinand Springer dessen Meinung zu seinem Plan, ein kleines Buch mit dem Titel Ȇber
geistige Existenz und akademisches Studium« zu schreiben (vgl. H.-F. Fulda: »Der Philosoph Karl
Jaspers«, in: J.-F. Leonhard [Hg.]: Karl Jaspers in seiner Heidelberger Zeit, Heidelberg 1983, 83-123,
103). Eine Mappe mit Arbeitsmaterial zu diesem Projekt ist im Nachlass Jaspers vorhanden, je-
doch kein Manuskript. Der einzige Hinweis von Jaspers, dass die Schrift in wesentlichen Teilen
bereits einige Zeit vor ihrer Veröffentlichung nicht nur geplant, sondern auch verfasst worden
war, findet sich in seiner Philosophischen Autobiographie. Dort heißt es: »Zwei Schriften - über
Strindberg und van Gogh (1922) und über die Universitätsidee (1923) - waren Redaktionen von
Manuskripten, die aus der Zeit vor Antritt meines Ordinariats stammten« (ebd., 41-42).
41 Der Mathematiker Otto Toeplitz (1881-1940) war seit 1920 Professor für Mathematik in Kiel und
mit Jaspers spätestens seit 1911 befreundet (vgl. Postkarte von Toeplitz an Jaspers vom 1. Juli 1912,
DLA, A: Jaspers). Toeplitz war 1921 in Kiel, wie auch in Bonn, wohin er 1928 gewechselt war, eine
treibende Kraft für an Jaspers ergangene Rufe. 1933 wurde er aufgrund seiner jüdischen Herkunft
zwangspensioniert, organisierte während der NS-Zeit die Ausreise jüdischer Studenten in die USA
und wanderte 1938 nach Palästina aus.
42 Ein Brief von Toeplitz an Jaspers vom 22. März 1921 zeugt von einem frühen, im Nachlass nicht
vorhandenen Entwurf des erstmals 1919 in einem Brief an Ferdinand Springer genannten Buch-
projekts (vgl. Fußnote Nr. 40). In jenem Brief schreibt Toeplitz: »[S]eitdem Sie Ihre Jdee der Uni-
versität geschrieben haben, hat die äußere Konstellation unserer Universitäten sich von Grund
aus geändert. Damals war es die materielle Not, von der man Gefahren für den >Geist< der Univer-
sität fürchten musste. Heute hat die Überfüllung der Hörsäle eine viel ernstere Gefahr akut ge-
macht: der Ausgleich zwischen Forschung und Lehre [...] hat eine Belastung erfahren« (DLA, A:
Jaspers).
43 So in einem Brief an seinen Verleger Ferdinand Springer vom 1. März 1923: »Ich schreibe eine
kleine Broschüre (Die Idee der Universität, mit Untertitel evtl, und ihre Wechselwirkung mit Ge-
sellschaft, Staat und Volk,)... Anlaß: Immer erneute Diskussionen mit Studenten und Professo-
ren« (in: H.-F. Fulda: »Der Philosoph Karl Jaspers«, 106). Die Bemerkung zu den »Diskussionen«
bezieht sich mit hoher Wahrscheinlichkeit auf Gespräche, die im Zusammenhang mit seiner Vor-
lesung »Psychologie der geistigen Arbeit und des akademischen Studiums« im Sommersemester
1919 geführt wurden.
 
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