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Jaspers, Karl; Immel, Oliver [Hrsg.]; Schwabe AG [Hrsg.]; Fuchs, Thomas [Hrsg.]; Halfwassen, Jens [Hrsg.]; Schulz, Reinhard [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Akademie der Wissenschaften zu Göttingen [Hrsg.]
Karl Jaspers Gesamtausgabe (Abteilung 1, Band 21): Schriften zur Universitätsidee — Basel: Schwabe Verlag, 2016

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https://doi.org/10.11588/diglit.51221#0031
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XXX

Einleitung des Herausgebers

mannigfache Probleme - von zerstörten Universitätsgebäuden über fehlendes Material
bis hin zur Rückgewinnung eines qualifizierten Lehrkörpers bei gleichzeitiger Entnazi-
fizierung Deutschlands.118 Insbesondere das letztgenannte bildete ein Schlüsselproblem
auch für die von Zerstörungen verschonte Universität Heidelberg.119 In organisatori-
scher und struktureller Hinsicht knüpfte die von den Besatzungsmächten entnazifi-
zierte Universität der Nachkriegszeit restaurativ an die liberale Universität der Weimarer
Republik anI2° und griff das von Carl Heinrich Becker forcierte Verständnis der Hoch-
schule als Stätte der staatsbürgerlichen demokratischen Erziehung auf.121 Die akademi-
sche Selbstverwaltung und ihre weitgehende Autonomie gegenüber dem Staat wurden
als Grundsätze fixiert, Rektorats- und Senatsverfassungen wurden ebenso nach den al-
ten Modellen wiederhergestellt wie die Studentenvertretung in Form der »Allgemeinen
Studentenausschüsse«.122 Die Zahl der Studierenden stieg in der Folgezeit von 95000
(1948) auf 123 000 (1955) an und erreichte 1960, kurz vor dem Abschluss der dritten Fas-
sung der Idee der Universität, die Zahl von 207 000 immatrikulierten Studierenden.123
Die Universität Heidelberg war am 1. April 1945 nach dem Einmarsch der amerika-
nischen Truppen in Heidelberg geschlossen worden.124 Bereits wenige Tage später war
auf Veranlassung Emil Henks125 unter Aufsicht und Assistenz des amerikanischen
Nachrichtendienstes »Counter Intelligence Corps« (CIC) die Gründung eines Aus-
schusses zur Wiedereröffnung der Universität eingeleitet worden, der später als
»Dreizehnerausschuss«126 bekannt wurde. Da nach der Schließung der Universität

118 Vgl. H. A. Koch: UGI, 213; R. A. Müller: GdU, 102.
119 Vgl. H. Lehmann: »Vorwort«, in: J. C. Heß, H. Lehmann, V. Sellin (Hg.): Heidelberg 1945, Stuttgart
1996,9-12,9; vgl. hierzu auch: V. Sellin: »Die Universität Heidelberg im Jahre 1945«, in: ebd., 91-106.
120 Vgl. H. Schelsky: Einsamkeit und Freiheit. Idee und Gestalt der deutschen Universität und ihrer Refor-
men, Reinbek bei Hamburg 1963,177.
121 Vgl. H. Kuhn: »Universität vor Machtergreifung«, 40.
122 Vgl. R. A. Müller: GdU, 102.
123 H. A. Koch: UGI, 215.
124 Vgl. K. H. Bauer (Hg.): Vom neuen Geist der Universität. Dokumente, Reden und Vorträge 1945/46, Ber-
lin, Heidelberg 1947,1.
125 Emil Henk (1893-1969) war Fabrikant, Journalist und ein Freund von Jaspers. Er hatte in Heidel-
berg Literaturwissenschaft studiert und war seit 1926 Mitglied der SPD. Henk führte nach 1933
eine Widerstandsgruppe gegen das NS-Regime und war von 1934 bis 1936 im KZ Osthofen inhaf-
tiert. Durch den Kontakt zu einer Berliner Polizeiärztin bezog er Informationen über Aktionen
des Regimes gegen sogenannte »Mischehen«, die er an Jaspers weitergab und damit dessen Frau
Gertrud die Möglichkeit gab, in prekären Situationen unterzutauchen - in einem Fall in seiner ei-
genen Wohnung. Nach dem Krieg war Henk von 1950 bis 1952 sowie von 1956 bis 1960 Landtags-
abgeordneter der SPD in Baden-Württemberg.
126 Dem Ausschuss gehörten neben Karl Jaspers noch Karl Heinrich Bauer, Martin Dibelius, Ernst Engel-
king, Fritz Ernst, Karl Freudenberg, Wolfgang Gentner, Renatus Hupfeld, Walter Jellinek, Curt Oehme,
Alexander Mitscherlich, Gustav Radbruch, Otto Regenbogen und Alfred Weber an (vgl. K. H. Bauer
[Hg]: Vom neuen Geist der Universität, 1). Das erste Treffen des Dreizehnerausschusses fand am 5. April
1945 in Jaspers’ Haus statt (vgl. hierzu auch J.-F. Leonhard: »Neubeginn und Weggang. Karl Jaspers in
Heidelberg von 1945-1948«, in: ders. [Hg.]: Heidelberger Zeit, 125-157, bes. 128-130,137-138).
 
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