Metadaten

Jaspers, Karl; Immel, Oliver [Editor]; Schwabe AG [Editor]; Fuchs, Thomas [Editor]; Halfwassen, Jens [Editor]; Schulz, Reinhard [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Akademie der Wissenschaften zu Göttingen [Editor]
Karl Jaspers Gesamtausgabe (Abteilung 1, Band 21): Schriften zur Universitätsidee — Basel: Schwabe Verlag, 2016

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.51221#0032
License: Free access  - all rights reserved

DWork-Logo
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Einleitung des Herausgebers

XXXI

keine Universitätsleitung mehr bestand, bildete dieser Ausschuss bis zur Wahl des ers-
ten Nachkriegsrektors Karl Heinrich Bauer und des Senats im August 1945 das maßge-
bende Beratungsgremium für alle konzeptuellen und administrativen Fragen zur Wie-
dereröffnung der Universität.127 Jaspers wurde 1. Senator und am 26. Juli 1946 zum
»Ehrensenator« ernannt.128 Nach Wiederaufnahme des Lehrbetriebs der philosophi-
schen Fakultät am 13. Dezember 1945129 setzte sich Jaspers im Wintersemester 1945/46
in seiner Vorlesung über »Die geistige Situation in Deutschland« mit der »Schuldfrage«
auseinander.130 In diesem Zusammenhang nahm er u.a. eine Unterscheidung und Zu-
ordnung verschiedener Schuldbegriffe vor und trat der weit verbreiteten, in sich nicht
differenzierten These einer »Kollektivschuld« des deutschen Volkes an den Verbrechen
des NS-Regimes entgegen.131 Neben der Wiedereröffnung der Universität, die Jaspers
trotz seiner Krankheit energisch mit vorangetrieben hatte, versuchte er auch publizis-
tisch eine geistige Erneuerung Deutschlands zu fördern. Gemeinsam mit dem Polito-
logen Dolf Sternberger, dem Romanisten Werner Krauss und dem Soziologen Alfred
Weber gründete er die von November 1945 bis 1949 erschienene Monatszeitschrift Die
Wandlung, die als eines der bedeutsamsten deutschen Publikationsorgane Intellektu-
eller in der Nachkriegszeit gilt.
7. Die Idee der Universität 1946
Die I946er-Ausgabe der Idee der Universität, die Jaspers dem neuen Rektor der Heidel-
berger Universität, Karl Heinrich Bauer,132 widmete, war das erste Buch, das er nach
dem Krieg veröffentlichte.133 Die Überarbeitung der Schrift war bereits im Mai 1945

127 Vgl. ebd., 138.
128 Vgl. ebd., 148.
129 Vgl. ebd., 147.
130 Einen Teil der Vorlesungsreihe veröffentlichte Jaspers unter dem Titel »Die Schuldfrage« [1946].
131 Vgl. hierzu auch: K. Jaspers: »Antwort an Sigrid Undset« [1945].
132 Der Chirurg Karl Heinrich Bauer (1890-1978) wurde im August 1945 zum ersten Nachkriegsrektor
der Universität Heidelberg gewählt. Jaspers hatte Bauer beim ersten Treffen des Dreizehneraus-
schusses am 5. April 1945 kennen gelernt. Bauer sah sich bereits 1946 sowohl aus gesundheitlichen
wie auch politischen Gründen veranlasst, sein Amt als Rektor der Universität Heidelberg nieder-
zulegen. Er war vom amerikanischen Nachrichtendienst CIC beschuldigt worden, frühere nati-
onalsozialistische Offiziere bei der Immatrikulation begünstigt sowie antisemitische Äußerun-
gen von sich gegeben zu haben. Die Art des Verhörs und die damit einhergegangenen Drohungen
haben Bauer angeblich zur Niederlegung seines Amtes veranlasst, auch wenn er die Vorwürfe ve-
hement bestritt (vgl. K. Jaspers, K. H. Bauer: Briefwechsel, 83-85 [Bauer an Jaspers, n. Januar 1968]).
133 Kurz nach Erscheinen des Bandes war das Gerücht aufgekommen, Die Idee der Universität sei in
der sowjetischen Besatzungszone verboten worden. Obwohl verschiedene Quellen dieses Verbot
zu bestätigen scheinen (vgl. »Wissenschaftliches Kolloquium: >Hochschul- und Wissenschafts-
politik der SMAD< vom 30.8. bis 4.9.1992 in Gosen bei Berlin - Protokollauszüge«, in: M. Heine-
mann [Hg.]: Hochschuloffiziere und Wiederaufbau des Hochschulwesens in Deutschland 1945-1949,
Berlin 2000, 202; H. Götze: Der Springer-Verlag. Stationen einer Geschichte. Teil II: 1945-1992, Ber-
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften