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Jaspers, Karl; Immel, Oliver [Hrsg.]; Schwabe AG [Hrsg.]; Fuchs, Thomas [Hrsg.]; Halfwassen, Jens [Hrsg.]; Schulz, Reinhard [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Akademie der Wissenschaften zu Göttingen [Hrsg.]
Karl Jaspers Gesamtausgabe (Abteilung 1, Band 21): Schriften zur Universitätsidee — Basel: Schwabe Verlag, 2016

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https://doi.org/10.11588/diglit.51221#0035
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XXXIV

Einleitung des Herausgebers

zweiten Ausgabe der Idee als »Haltung der Wissenschaftlichkeit«,145 der er neben der
Existenz als zweites wesentliches Moment die Vernunft zur Seite stellt. Die wissen-
schaftliche Haltung sei eine Bildung zur Vernunft, die dem Menschen durch eine zeit-
weise Suspendierung der eigenen Wertungen146 den weitesten Raum eröffne. Dass Bil-
dung als vernunftorientierte Haltung der Wissenschaftlichkeit und der existentielle
Ernst und Drang des unbedingten Wissenwollens in der zweiten Version der Idee der
Universität zusätzlich mit einem deutlich existentiell gefärbten Kommunikationskon-
zept verklammert werden, lässt mit Blick auf die damit verbundenen Anforderungen
an den Einzelnen einmal mehr das Bild der Universität als Ort und Bewährungsraum
des geistigen Adels aufleben.
Eine weitere wesentliche Neuerung gegenüber der Erstausgabe bildet die stark er-
weiterte Auseinandersetzung mit der Wissenschaft und die Aufnahme der bereits 1938
artikulierten Überlegungen zum Verhältnis von Wissenschaft und Philosophie.147
Trotz der Verfehlungen der Wissenschaft im NS-Staat zeigt Jaspers ein größeres Ver-
trauen in deren Leistungsfähigkeit als noch 1923 und hebt den allgemeinen Geltungs-
anspruch wissenschaftlicher Erkenntnisse hervor.148 Auch sein Blick für den Kosmos
der Wissenschaften, deren Ordnung und Bedeutung, hat sich gegenüber der Erstaus-
gabe deutlich geschärft. So hält er es für unerlässlich, den ganzen Umfang modernen
Wissens und Forschens in die Universität zu integrieren, was sich vor allem in seinem
Eintreten für die Einrichtung einer technischen Fakultät niederschlägt.149 150 Ferner sieht
er in der Wissenschaft nun explizit ein unerlässliches empirisches Korrektiv für das
Philosophieren. Allerdings bedürfen Jaspers zufolge umgekehrt auch die Wissenschaf-
ten der Führung durch die Philosophie. Indem die Philosophie für ihn gleichsam den
Motor des ursprünglichen Wissenwollens bildet, kommt ihr die Aufgabe einer Bewah-
rung und Wächterschaft über die Wissenschaftlichkeit zu.I5° Eine wesentliche, weil
sinnvermittelnde Voraussetzung der Wissenschaft erblickt Jaspers dabei in der »Füh-
rung durch Ideen«, deren orientierende Kraft ihm zufolge über die Tiefe und Bedeu-
tungsschwere der Forschung entscheidet.

145 Ebd., 127.
146 Ebd., 128.
147 Jaspers hatte bereits in seinen 1937 gehaltenen und 1938 unter dem Titel Existenzphilosophie ver-
öffentlichten Vorlesungen am Freien Deutschen Hochstift über das Verhältnis von Philosophie
und Wissenschaft reflektiert (Existenzphilosophie, bes. 3-11).
148 K. Jaspers: Die Idee der Universität [1946], in diesem Band, 113.
149 Ebd., 167-168. Wie ein undatiertes, mit dem Titel »Struktur einer fiktiven Universität mit Techni-
scher Fakultät« versehenes Typoskript aus dem Nachlass zeigt, hatte Jaspers für die Einrichtung
und Gliederung einer technischen Fakultät ein Konzeptpapier entwickelt, in dem die einzelnen
Disziplinen den jeweiligen Fakultäten zugeordnet sind und das insbesondere für die technische
Fakultät eine detaillierte Aufgliederung mitsamt Erläuterungen enthält.
150 K. Jaspers: Die Idee der Universität [1946], in diesem Band, 125.
 
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