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Jaspers, Karl; Immel, Oliver [Hrsg.]; Schwabe AG [Hrsg.]; Fuchs, Thomas [Hrsg.]; Halfwassen, Jens [Hrsg.]; Schulz, Reinhard [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Akademie der Wissenschaften zu Göttingen [Hrsg.]
Karl Jaspers Gesamtausgabe (Abteilung 1, Band 21): Schriften zur Universitätsidee — Basel: Schwabe Verlag, 2016

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https://doi.org/10.11588/diglit.51221#0042
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Einleitung des Herausgebers

XLI

versität nicht nur als abendländische Institution, sondern spricht auch von einer »De-
mokratie der Chancen«,177 in der allen Begabten die Möglichkeit zum Studium gege-
ben wird, die aber letztlich zum Ziel haben müsse, durch Selektion eine Aristokratie
des durch Leistung ausgewiesenen Geistes hervorzubringen. In dieser kleinen Gruppe
derjenigen, die ihr Leben der grenzenlosen Wahrheitssuche widmeten, erkennen sich,
so Jaspers, »die Völker wieder«. Insofern die Universität den freiheitlichen Ort für diese
Wahrheitssuche bildet, bedeute das Leben in der Autonomie der Universität die »Teil-
nahme an einem übernationalen und überstaatlichen Geist«.178 Interessant ist an die-
sem Text vor allem die allgemeine humanistische Dimension, die Jaspers der Geistes-
aristokratie mit der Wendung verleiht, deren Wirken entspreche einem kollektiven
Willen gebildeter Völker.179 Denn hiermit erhöht Jaspers den Stellenwert der Geistes-
aristokratie ein weiteres Mal: Sie wird als entscheidendes Signum der Zivilisation aus-
gewiesen.
Eine neue Wendung nahm Jaspers’ Auseinandersetzung mit der Universität in sei-
nem Text »Hochschulreform? Das Gutachten des Hamburger Studienausschusses für
Hochschulreform«, der 1949 in Die Wandlung erschien und in dem Jaspers erstmals
eine konkrete Stellungnahme zu den Nachkriegsentwürfen einer westdeutschen Hoch-
schulreform180 formulierte. Um diese in ihrem Verhältnis zu den damaligen Reform-
bestrebungen beleuchten zu können, werden im Folgenden die wichtigsten Beiträge
und Reformvorschläge kurz skizziert, auf die sich dieser und die weiteren Beiträge zur
Hochschulreform bis zur letzten Fassung der Idee der Universität 1961 beziehen.
p. Der-westdeutsche Diskurs um Hochschulreformen in den Jahren 1948-1960
Die ersten wegweisenden Impulse erhielt der Reformdiskurs nach dem Krieg durch das
1948 verfasste »Gutachten zur Hochschulreform« des Hamburger Studienausschus-
ses für Hochschulreform.181 Mit dem Papier wurden wesentliche konzeptuelle und
ideelle Grundlagen für den Fortgang der hochschulpolitischen Reformbestrebungen

177 Ebd.,226.
178 Vgl. ebd., 227.
179 Vgl. ebd.
180 Obwohl Jaspers seit 1948 in Basel lehrte, findet sich bei ihm keine Gegenüberstellung des deut-
schen und des schweizerischen Universitätssystems. Seine Aufmerksamkeit blieb auch nach der
Übersiedlung in die Schweiz ausschließlich auf die Entwicklung der deutschen Bildungspolitik
gerichtet.
181 Das Gutachten, auch als »blaues Gutachten« bekannt, war vom Militärgouverneur für die briti-
sche Besatzungszone Deutschlands einem Hochschulausschuss aufgetragen worden, der zwölf
Mitglieder aus Wirtschaft, Kirche, Kultur und Hochschule umfasste (vgl. Stellenkommentar
Nr. 311).
 
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