202
Die Idee der Universität [1946]
Die Mannigfaltigkeit der Gesichtspunkte, die wir einnehmen mußten, kann ablen-
ken von dem Einen, auf das alles ankommt, der Universitätsidee als solcher, in der und
aus der zu leben den Sinn der Hochschule ausmacht. Die Idee war nicht in einigen For-
mulierungen fertig vor Augen zu stellen, sondern indirekt zu erwecken. Sie soll in uns
immer wacher werden. Sie soll den Maßstab geben für die Beurteilung aller besonde-
ren Realitäten der Institution und ihrer Daseinsnotwendigkeiten. Man kann sie nie-
mandem vermitteln, der sie nicht verborgen schon mitbringt. Wir können nur klären,
was uns gemeinsam ist. Daher brachten wir nichts eigentlich Neues.
Wir sind ergriffen von der Idee, der unser Leben diente, aber zu schwach, sie mit
dem Enthusiasmus zum Ausdruck zu bringen, den sie verdient. Wir wissen, daß an ihre
Verwirklichung in ständig sich wandelnder Gestalt das Leben der allseitig zur Erschei-
nung drängenden Wahrheit gebunden ist.
Deutschland lebt für immer durch seine Dichtung und Musik; diese sind durch Fü-
gung nur in ihren großen Zeiten schöpferisch. Deutschland lebt auch für immer durch
seinen Beitrag zur Wissenschaft und Philosophie. Wir begehren nur eins: daß deren
Überlieferung und fortschreitendem Forschen ein Raum vergönnt werde, in dem sich
bewähren darf, was jederzeit, im Glück und im Verhängnis, unser redlichstes Bemü-
hen sein kann.
Die Idee der Universität [1946]
Die Mannigfaltigkeit der Gesichtspunkte, die wir einnehmen mußten, kann ablen-
ken von dem Einen, auf das alles ankommt, der Universitätsidee als solcher, in der und
aus der zu leben den Sinn der Hochschule ausmacht. Die Idee war nicht in einigen For-
mulierungen fertig vor Augen zu stellen, sondern indirekt zu erwecken. Sie soll in uns
immer wacher werden. Sie soll den Maßstab geben für die Beurteilung aller besonde-
ren Realitäten der Institution und ihrer Daseinsnotwendigkeiten. Man kann sie nie-
mandem vermitteln, der sie nicht verborgen schon mitbringt. Wir können nur klären,
was uns gemeinsam ist. Daher brachten wir nichts eigentlich Neues.
Wir sind ergriffen von der Idee, der unser Leben diente, aber zu schwach, sie mit
dem Enthusiasmus zum Ausdruck zu bringen, den sie verdient. Wir wissen, daß an ihre
Verwirklichung in ständig sich wandelnder Gestalt das Leben der allseitig zur Erschei-
nung drängenden Wahrheit gebunden ist.
Deutschland lebt für immer durch seine Dichtung und Musik; diese sind durch Fü-
gung nur in ihren großen Zeiten schöpferisch. Deutschland lebt auch für immer durch
seinen Beitrag zur Wissenschaft und Philosophie. Wir begehren nur eins: daß deren
Überlieferung und fortschreitendem Forschen ein Raum vergönnt werde, in dem sich
bewähren darf, was jederzeit, im Glück und im Verhängnis, unser redlichstes Bemü-
hen sein kann.