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Jaspers, Karl; Immel, Oliver [Hrsg.]; Schwabe AG [Hrsg.]; Fuchs, Thomas [Hrsg.]; Halfwassen, Jens [Hrsg.]; Schulz, Reinhard [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Akademie der Wissenschaften zu Göttingen [Hrsg.]
Karl Jaspers Gesamtausgabe (Abteilung 1, Band 21): Schriften zur Universitätsidee — Basel: Schwabe Verlag, 2016

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https://doi.org/10.11588/diglit.51221#0385
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Die Idee der Universität. Für die gegenwärtige Situation entworfen [1961]

ihm zur geregelten Steigerung seiner natürlichen Anlagen verhelfen, desto glücklicher
ist er« (Goethe).85 Wer allerdings auf dieses Handwerkliche pochen wollte und dadurch
allein seiner Geistigkeit Wert geben möchte, wäre im endlos Stofflichen verloren. Blo-
ßer Fleiß wendet sich in unedlem Ressentiment gegen die Geistigkeit, in der noch wei-
tere Momente entscheidend wirksam sind.
b) Damit das Arbeiten nicht bloße Endlosigkeit werde, damit Sinn und Idee darin
sei, bedarf es eines durch guten Willen allein nicht Erzwingbaren. Ideen, selbst nicht
rational als richtig einsichtig, geben den Erkenntnissen erst ihre Wichtigkeit, dem For-
scher die treibende Kraft. Ideen wachsen aber auch nur bei dem Menschen, der stetig
arbeitet. »Einfälle« kommen unberechenbar. Wodurch das Erkennen allein gedeiht,
dieses Nichtzumachende und nicht rational Durchschaubare, bedarf der Pflege. Der
geistige Forscher gehört zu denen, die »immer daran denken«, von ihrem Studium
ganz durchdrungen sind.
c) Der Fleißarbeit und den Ideen gegenüber hat der wissenschaftliche Mensch ein
intellektuelles Gewissen. Überall sieht er, daß er sich dem guten Glück, einem dunklen
Instinkt anvertrauen muß, aber überall auch will er, soweit sein redliches Bewußtsein
reicht, Kontrolle und Herrschaft über seine Arbeit. Gegen das Gewissen ist ihm der stu-
pide Fleiß ohne Ziel, und gegen das Gewissen ist ihm bloßes Gefühl, bloße Zustim-
mung und Erbauung, die sich ihm nicht umsetzen in Gestalt und Tätigkeit. Das Zufäl-
lige sucht er auf ein Ganzes zu beziehen; er erstrebt die Kontinuität, er wehrt sich gegen
willkürliches Abbrechen, und bricht doch ab, wenn sein Gewissen ihn zwingt, einem
weiterführenden »Einfall« zu folgen, der nun seinerseits in intensiver Kontinuität ver-
folgt wird. Häufiges Abbrechen und Neuanfangen erregt sein Mißtrauen, ebenso wie
67 die absolut | regelmäßige Kontinuität des Fleißes. Weil er zu den Gründen der Ideen
strebt und diese in seiner Arbeit zur Geltung kommen lassen will, ist er der Mode und
dem bloß Aktuellen wenig zugänglich, aber der Gegenwart, dem Augenblick als dem
leibhaftigen Dasein des Ewigen aufgeschlossen. Er vermag sich einzuspinnen und er
weiß, daß niemand von außen beurteilen kann, ob er recht handelt. Sein geistiges Ge-
wissen entscheidet und kann durch keinen Rat erleichtert werden.
Die aus diesen drei Momenten bestehende forschende Haltung soll an der Univer-
sität gedeihen.
b) Der Stoff der Forschung
Das Erkennen bedarf der Inhalte. Das allumfassende Erkennen will nichts sich entge-
hen lassen. Was immer in der Welt ist, soll in den Raum der Universität gezogen wer-
den, um Gegenstand der Forschung zu werden. Nicht aus dem Kopf allein kann das
Erkannte hervorgebracht werden. Das gelingt nur in den Grenzfällen der Mathematik
und Logik, in denen wir, was wir denken, selbst konstruieren oder jeden Augenblick
in der Alltagserfahrung vorfinden. Vielmehr bedarf der Erkennende überall des Stof-
fes in der empirischen Anschauung. Die Universität schafft ihn herbei, bietet ihn dem
 
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