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Jaspers, Karl; Immel, Oliver [Editor]; Schwabe AG [Editor]; Fuchs, Thomas [Editor]; Halfwassen, Jens [Editor]; Schulz, Reinhard [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Akademie der Wissenschaften zu Göttingen [Editor]
Karl Jaspers Gesamtausgabe (Abteilung 1, Band 21): Schriften zur Universitätsidee — Basel: Schwabe Verlag, 2016

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.51221#0391
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Die Idee der Universität. Für die gegenwärtige Situation entworfen [1961]

sich gezeigt - in den anderthalb Jahrhunderten bedeutender Vorlesungen von Kant
bis Max Weber daß sogar Stockungen und Fehler der Sprache, grammatisch unvoll-
ständige oder falsche Sätze, unvorteilhafte Stimme den tiefen Eindruck nicht zu stö-
ren vermögen, wenn die Substanz eines geistigen Wesens sich mitteilt. Wir können
nur im schwachen Abglanz von Schilderungen und Kollegheften Kenntnis bekommen
von wirklichen Vorlesungen, die wir, soweit nicht eigene Erinnerung noch die letzten
festgehalten hat, doch soweit zu ahnen vermögen, daß sie uns Ansporn werden. -
Durch Übungen werden die Methoden im praktischen Umgang mit dem Stoff,
den Naturgebilden und menschlichen Werken, den Experimenten und Texten, mit
den Apparaten und den Begriffen im konkreten Fall zu eigen gemacht. Sie sind durch
eigene Initiative der Teilnehmer zu erweitern. Den größten Raum nimmt das Hand-
werkliche ein; die Unterschiede des Unterrichts je nach Art der besonderen Fächer
75 und der notwendigen technischen Mittel seien nicht näher erörtert. Eine | feste di-
daktische Tradition ist in vielen Fällen vorhanden, ist aber doch nur das Skelett des
Unterrichts.
Die Übungen sollen unmittelbar an die Sachen und an die Gründe der Erkenntnis
führen. Zwischen Kursen, welche nur schulmäßig etwas tradieren (und welche eine
Anpassung sind, wenn die geistige Initiative von Studenten, die die höhere Schule be-
sucht haben, nicht genügt, das Lernen in eigener Arbeit gut und schneller zu leisten),
und der eigentlichen Lehre ist grundsätzlich zu unterscheiden: Diese geht im beson-
deren indirekt auf das Ganze. Zwar wird beiläufig auf Lehrstoffe Bezug genommen, die
auch kurz vergegenwärtigt werden, um den Teilnehmern zum Bewußtsein zu bringen,
wo sie nachzuholen haben. Aber das Wesentliche bleibt, das Verständnis durch eigene
Mitarbeit an der Grenze neuer Forschungsmöglichkeiten zu üben. Die am einzelnen
Gegenstand und Problem in den Grund der Sache führende Arbeit, bei der die allge-
meinen Lehrbuchkenntnisse als vorhanden angesehen werden, gibt den Antrieb für
die lernende, die bloßen Kenntnisse erweiternde Arbeit der Studierenden. Das bloße
Lesen von Lehrbüchern ermüdet; die Fesselung an einen einzelnen Gegenstand be-
schränkt. Das eine macht das andere lebendig. -
Schließlich sind eine Form der Lehre die Diskussionen. In kleinen Kreisen werden
unter aktiver Teilnahme aller Glieder prinzipielle Fragen erörtert und wird die Grund-
lage geschaffen, auf der jeweils zwei zu einer ernsthaften Diskussion in bewegtem Hin
und Her bis zum letzten unter vier Augen veranlaßt werden können. Hier treten Leh-
rer und Studenten sich - wie überall der Idee nach - auf gleichem Niveau gegenüber,
gemeinsam in dem Bemühen, dem Geiste in klarer, bewußter Gestalt Gegenwart zu
verschaffen, und um die Impulse zu wecken, die dann allein in einsamer Arbeit zu ob-
jektiven Leistungen führen. -
Die Lehre an der Universität darf nicht im Schema gerinnen. Sie hat immer auch
persönliche Gestalt, ohne Absicht; denn nur bei reiner Sachlichkeit in der Bewegung
durch die Idee kommt eine persönliche Gestalt zur rechten Geltung. Diese Abweichun-
 
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