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Die Idee der Universität. Für die gegenwärtige Situation entworfen [1961]
1. Programme und Denkschriften
C. H. Becker: Gedanken zur Hochschulreform, 1919, und: Vom Wesen der deutschen
Universität, 1925. - Bewahrung der überlieferten Universitätsstruktur durch zeitge-
mäße Einzelreformen: Neugliederung des Lehrkörpers (statt Extraordinarien Hono-
rarprofessoren, Besoldung der Privatdozenten durch Kolleggeldgarantie bei befriste-
tem Lehrauftrag), Abbau des Kolleggeldwesens und dessen Ersatz durch den Ausbau
des Garantiesystems, studentische Selbstverwaltung, Modernisierung der »soziologi-
schen Struktur« der Hochschule.
M. Scheier: Universität und Volkshochschule, 1925. - Radikale Verneinung der Uni-
versität zugunsten von Berufsfachhochschulen. Gegen das Prinzip der Einheit von For-
schung und Lehre. Überweisung der Forschungsaufgaben an Forschungsanstalten.
Ausbau des allgemeinen Volksbildungswesens.
Studienausschuß für Hochschulreform: Hamburger Gutachten zur Hochschulreform,
1948. - Postulat der Übertragung der Selbstverwaltung der Universität an einen Hoch-
schulrat, der sich aus Vertretern der Körperschaften des öffentlichen Lebens, des Hoch-
schulsenates und der Landesregierung zusammensetzt und an seiner Spitze einen auf
Lebenszeit gewählten Präsidenten hat. Trotz Festhaltens an dem Prinzip der Freiheit
und Einheit von Forschung und Lehre starke Betonung des Schul- und Berufsausbil-
dungscharakters der Universität. Forderung von »Studienprofessoren«.
Hofgeismarer Kreis: Gedanken zur Hochschulreform. Neugliederung des Lehrkör-
pers, 1956. - Postulat der Reform des Unterrichts und der Berufsausbildung durch
248 Funktionsteilung des Lehrkörpers | nach Unterrichts- und Forschungs- und Lehrauf-
gaben. Soziologische Begründung: Notwendigkeit der Ausbildung wissenschaftlicher
Fachkräfte in großer Zahl für die »moderne Massengesellschaft«. Großer Unterrichts-,
kleiner Forschungs- und Lehrbetrieb. Betriebstechnischer Organisationsplan zur Be-
wältigung des gegenwärtigen Massenandrangs zum Studium bei zusätzlicher Bewah-
rung der äußeren Einheit der Universität aus Traditionsgründen.
H. Plessner (Herausgeber): Untersuchungen zur Lage der deutschen Hochschulleh-
rer, 1956. - Soziographisch-statistische Erhebungen. Hervorhebung der Bedeutung des
»Mittelbaues« des Lehrkörpers (Dozenten der verschiedenen Abstufungen), dessen
Verstärkung und ökonomische und soziale Sicherung gefordert wird. - Ein Hauptteil
des Werkes ist der Bericht über die Befragung zahlreicher Dozenten. Er ist von großem
Interesse. Bei der Bewertung der Resultate solcher Umfragen muß man sich aber dar-
über klar sein: Diese gesammelten Meinungen haben ihrem Inhalt nach zu gutem Teil
den Charakter soziologischer Urteile, werden dann aber zumeist selber als soziologi-
sche Wirklichkeit behandelt. Doch diese Meinungen sind nicht immer sachkundige,
wesentliche Äußerungen, vielmehr manchmal leichtfertig und willkürlich, nicht sel-
ten Typen gängiger Auffassungen. Diese sind durchaus nicht als nun einmal so seiende
Tatsachen anzuerkennen. Sie erwecken jedoch Impulse, nach Kräften an der Änderung
der bestehenden Mängel und Mißstände mitzuwirken.
Die Idee der Universität. Für die gegenwärtige Situation entworfen [1961]
1. Programme und Denkschriften
C. H. Becker: Gedanken zur Hochschulreform, 1919, und: Vom Wesen der deutschen
Universität, 1925. - Bewahrung der überlieferten Universitätsstruktur durch zeitge-
mäße Einzelreformen: Neugliederung des Lehrkörpers (statt Extraordinarien Hono-
rarprofessoren, Besoldung der Privatdozenten durch Kolleggeldgarantie bei befriste-
tem Lehrauftrag), Abbau des Kolleggeldwesens und dessen Ersatz durch den Ausbau
des Garantiesystems, studentische Selbstverwaltung, Modernisierung der »soziologi-
schen Struktur« der Hochschule.
M. Scheier: Universität und Volkshochschule, 1925. - Radikale Verneinung der Uni-
versität zugunsten von Berufsfachhochschulen. Gegen das Prinzip der Einheit von For-
schung und Lehre. Überweisung der Forschungsaufgaben an Forschungsanstalten.
Ausbau des allgemeinen Volksbildungswesens.
Studienausschuß für Hochschulreform: Hamburger Gutachten zur Hochschulreform,
1948. - Postulat der Übertragung der Selbstverwaltung der Universität an einen Hoch-
schulrat, der sich aus Vertretern der Körperschaften des öffentlichen Lebens, des Hoch-
schulsenates und der Landesregierung zusammensetzt und an seiner Spitze einen auf
Lebenszeit gewählten Präsidenten hat. Trotz Festhaltens an dem Prinzip der Freiheit
und Einheit von Forschung und Lehre starke Betonung des Schul- und Berufsausbil-
dungscharakters der Universität. Forderung von »Studienprofessoren«.
Hofgeismarer Kreis: Gedanken zur Hochschulreform. Neugliederung des Lehrkör-
pers, 1956. - Postulat der Reform des Unterrichts und der Berufsausbildung durch
248 Funktionsteilung des Lehrkörpers | nach Unterrichts- und Forschungs- und Lehrauf-
gaben. Soziologische Begründung: Notwendigkeit der Ausbildung wissenschaftlicher
Fachkräfte in großer Zahl für die »moderne Massengesellschaft«. Großer Unterrichts-,
kleiner Forschungs- und Lehrbetrieb. Betriebstechnischer Organisationsplan zur Be-
wältigung des gegenwärtigen Massenandrangs zum Studium bei zusätzlicher Bewah-
rung der äußeren Einheit der Universität aus Traditionsgründen.
H. Plessner (Herausgeber): Untersuchungen zur Lage der deutschen Hochschulleh-
rer, 1956. - Soziographisch-statistische Erhebungen. Hervorhebung der Bedeutung des
»Mittelbaues« des Lehrkörpers (Dozenten der verschiedenen Abstufungen), dessen
Verstärkung und ökonomische und soziale Sicherung gefordert wird. - Ein Hauptteil
des Werkes ist der Bericht über die Befragung zahlreicher Dozenten. Er ist von großem
Interesse. Bei der Bewertung der Resultate solcher Umfragen muß man sich aber dar-
über klar sein: Diese gesammelten Meinungen haben ihrem Inhalt nach zu gutem Teil
den Charakter soziologischer Urteile, werden dann aber zumeist selber als soziologi-
sche Wirklichkeit behandelt. Doch diese Meinungen sind nicht immer sachkundige,
wesentliche Äußerungen, vielmehr manchmal leichtfertig und willkürlich, nicht sel-
ten Typen gängiger Auffassungen. Diese sind durchaus nicht als nun einmal so seiende
Tatsachen anzuerkennen. Sie erwecken jedoch Impulse, nach Kräften an der Änderung
der bestehenden Mängel und Mißstände mitzuwirken.