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Jaspers, Karl; Immel, Oliver [Editor]; Schwabe AG [Editor]; Fuchs, Thomas [Editor]; Halfwassen, Jens [Editor]; Schulz, Reinhard [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Akademie der Wissenschaften zu Göttingen [Editor]
Karl Jaspers Gesamtausgabe (Abteilung 1, Band 21): Schriften zur Universitätsidee — Basel: Schwabe Verlag, 2016

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.51221#0542
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Stellenkommentar

467

73 »Schlechte Philosophie« galt spätestens seit dem 19. Jh., insbesondere aus theologischer
Perspektive, als Bezeichnung für moralisch fragwürdige philosophische Standpunkte. Jas-
pers bezieht sich indes auf eine andere Bedeutung, die er mit hoher Wahrscheinlichkeit
vom Philosophen und Hegel-Schüler Karl Rosenkranz übernommen hat. Dieser sprach vom
Urteil der »schlechten Philosophie« aus Sicht der empirischen Naturwissenschaften, wo
der Begriff als Bezeichnung für »leichtfertige Systemmacherei« verwendet worden sei (vgl.
ders.: Kritische Erläuterungen des Hegel’schen Systems, Königsberg 1840, 92).
74 Der Ausdruck »Sauerteig der Wissenschaft« geht auf Philipp Fritz zurück, der ihn 1841 in sei-
nem Werk Homilien über die geoffenbarten Religionswahrheiten (Regensburg 1841,167) prägte.
75 Die humanitas bezeichnet seit der römischen Antike ein stark von der griechischen Auffas-
sung des Menschen beeinflusstes Ideal, das mit dem eigentlich Menschlichen identifizierte
Eigenschaften, Verhaltensweisen und Tugenden umfasst. Ursprünglich ist der Begriff aus
der Auseinandersetzung Roms mit dem Griechentum seit dem 2. Jh. v.Chr. hervorgegan-
gen und wurde insbesondere von Cicero klar konturiert (vgl. R. Rieks: »Humanitas«, in:
HWPh III, 1231-1232; F. Beckmann: Humanitas. Ursprung und Idee, Münster 1952, 7, 43). Lt.
Beckmann sah Cicero in der humanitas dasjenige im menschlichen Verhalten, das dem so-
zialen Leben das Rauhe, Verkrampfte und Grausame nimmt (ebd., 19). Auch die kultivierte,
vor allem geistvolle Lebensführung und Konversation wird mit der Humanitas in Verbin-
dung gebracht (ebd., 25-26). Ohne diesem antiken Ideal ausdrücklich zu widersprechen,
deutet Jaspers die humanitas in erster Linie als das geistig geprägte Wesen des Menschen.
76 In seiner Psychologie der Weltanschauungen schreibt Jaspers dieses Diktum Aristoteles zu:
»Der Mensch will erkennen und die Welt will erkannt werden, das scheint der Sinn des Da-
seins; so haben Aristoteles und viele spätere dem philosophischen Denken den Gipfel der
Wertpyramide eingeräumt« (ebd., 223).
77 Vgl. Stellenkommentar Nr. 34.
78 Eigtl.: »Sacrifizio dell’ intelletto«, ist ein Idiom aus dem Italienischen, das wörtlich über-
setzt »Opfer des Verstandes« bedeutet und sprichwörtlich für die Unterwerfung der eige-
nen, besseren Einsicht unter eine höhere Deutungs- und Machtinstanz steht.
79 Auch an dieser Stelle greift Jaspers auf neuhumanistisches Gedankengut zurück. Die Frei-
heit des Lernens und die damit verbundene Möglichkeit des Scheiterns wurde bereits von
Schleiermacher in die Aussage gefasst: »So haben sie [die Studenten] also volle Freiheit sich
der Trägheit zu überlassen und den nichtswürdigen Zerstreuungen, und können anstatt ei-
nes löblichen Fleißes die schönste Zeit ihres Lebens unverantwortlich verschwenden« (Ge-
legentliche Gedanken, 69).
80 Die Urheberschaft dieses Spruchs ist umstritten. Er wird sowohl Johann Friedrich Herbart
(1776-1841) als auch Wilhelm von Humboldt (1767-1835) zugeschrieben.
81 Das für Jaspers’ Universitätskonzept grundlegende Postulat des Vorrangs der Geistesaristo-
kratie im universitären Leben wurde bereits 1802 von Schelling prägnant formuliert: »Das
Reich der Wissenschaften ist keine Demokratie, noch weniger Ochlokratie, sondern Aris-
tokratie im edelsten Sinne. Die Besten sollen herrschen« (Vorlesungen über die Methode des
akademischen Studiums, SW 5,207-352,237). Nachhaltig geprägt haben dürfte Jaspers auch
Max Webers Gebrauch des Wortes. In dem von Jaspers in seine Literaturempfehlungen auf-
genommenen Vortrag »Wissenschaft als Beruf« bezeichnet Weber die wissenschaftliche
Schulung nach Art der Tradition der deutschen Universitäten als eine »geistesaristokra-
tische Angelegenheit« (MWGI/17, 71-111, 79).
 
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