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Jaspers, Karl; Immel, Oliver [Hrsg.]; Schwabe AG [Hrsg.]; Fuchs, Thomas [Hrsg.]; Halfwassen, Jens [Hrsg.]; Schulz, Reinhard [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Akademie der Wissenschaften zu Göttingen [Hrsg.]
Karl Jaspers Gesamtausgabe (Abteilung 1, Band 21): Schriften zur Universitätsidee — Basel: Schwabe Verlag, 2016

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https://doi.org/10.11588/diglit.51221#0543
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468

Stellenkommentar

82 Anfang 1919 stimmte der katholische Historiker und Politiker Martin Spahn (1875-1945)
den Plänen des Chefredakteurs des Regensburger Anzeigers, Franz Wetzel, zu, eine katholi-
sche »Führerhochschule« zu gründen. Diese sollte vor dem Hintergrund des Versuchs, dem
Katholizismus bei der Neuformation des deutschen Staates nach der Novemberrevolution
Einfluss zu verschaffen, dazu dienen, akademisch ausgebildete Katholiken auf die Über-
nahme der Macht im Staat vorzubereiten (vgl. G. Clemens: Martin Spahn und der Rechtska-
tholizismus in der Weimarer Republik, Mainz 1983, 71). Während diese Pläne nicht umgesetzt
werden konnten, wurde der Begriff der »Führerhochschule« in der NS-Zeit zusammen mit
dem der »Reichsuniversität« verwendet, unter dessen Titel der NS-Staat 1939 die Universi-
tät Prag und 1941 die Universitäten Straßburg sowie Posen neu gründete (vgl. hierzu auch:
Einleitung zu diesem Band, Fußnote Nr. 76).
83 Die Verknüpfung von Hellenismus und Deutschtum, insbesondere mit Blick auf die Uni-
versitätsidee, wurde vor allem im Zuge des Versuchs der Begründung einer deutschen Iden-
tität in Abgrenzung zum napoleonischen Frankreich bemüht. Lt. Walter Rüegg wurden die
hellenischen Freiheitskriege der akademischen Jugend als Vorbild für den Widerstand ge-
gen Napoleon präsentiert »und von Pädagogen die Rückkehr zum Griechentum als dem
unbefleckten reinen Morgen des Welttages gleichgesetzt mit der geistigen Befreiung [...]
Deutschlands von der Hegemonie der vergreisten lateinisch-romanischen Kulturen« (»The-
men, Probleme, Erkenntnisse«, in: ders. [Hg.]: GdUE IV, 21-45,34); vgl. zum »übernationa-
len« Charakter der Universitätsidee: K. Jaspers: »Der übernationale Sinn der abendländi-
schen Universität« [1949], in diesem Band, 225-227.
84 Der Spruch wird in leicht abgewandelter Form (»Der kommt oft am weitesten, der nicht
weiß, wohin er geht« - engl.: »No one rises so high as he who knows not whither he is go-
ing«) dem Staatsmann und Lordprotektor von England, Schottland und Irland, Oliver
Cromwell (1599-1658), zugeschrieben. In den allgemeinen deutschen Sprachgebrauch ein-
gegangen ist er aber v.a. als Motto der vom Schriftsteller und Dichter Christian Morgen-
stern (1871-1914) im Jahr 1892 mitgegründeten Zeitschrift Deutscher Geist.
85 Das Zitat entstammt einem Brief Johann Wolfgang von Goethes an Wilhelm von Humboldt
vom 17. März 1832 (vgl. J. W. v. Goethe: WA IV/49,281).
86 Erwin Rohde (1845-1898), deutscher Altphilologe und zeitweise ein enger Freund Nietz-
sches mit Professuren in Jena, Tübingen, Leipzig und Heidelberg. Hauptwerke: Der griechi-
sche Roman und seine Vorläufer (1876); Psyche. Seelencult und Unsterblichkeitsglaube der Grie-
chen (2 Bde., 1890-1894).
87 Diese Aussage ist in den Werken und Briefen Erwin Rohdes nicht nachweisbar.
88 Gemeint sind I. Kant, F. W. J. Schelling, J. G. Fichte, F. D. E. Schleiermacherund W. v. Hum-
boldt.
89 Vgl. Stellenkommentar Nr. 78.
90 Jaspers spielt hier auf den Imperativ »Werde der, der du bist« an, der auf den griechischen
Dichter Pindar (522 oder 518-nach 446 v.Chr.) zurückgeht. Die Formel wurde Ende des
19. Jahrhunderts vor allem durch Friedrich Nietzsches pointierte Verwendung bekannt. So
heißt es bei ihm: »Werde der, der du bistc das ist ein Zuruf, welcher immer nur bei wenig
Menschen erlaubt, aber bei den allerwenigsten dieser Wenigen überflüssig ist« (Nachgelas-
sene Fragmente 1876-77, KGWIV/2, 436).
91 »Wolffianismus« ist eine Bezeichnung für die Tradierung der philosophischen Grundmo-
tive des Philosophen und Mathematikers Christian Wolff (1679-1754) sowie für das Wirken
 
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