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Stellenkommentar
Haeckel machte die Abstammungslehre Charles Darwins durch seine populären Schriften
in Deutschland bekannt und vertrat eine monistische Weltanschauung, der zufolge Kraft
und Materie eine Einheit bilden und in der Gott mit dem allgemeinen Kausalgesetz der Na-
tur gleichgesetzt wird. Durch die Übertragung der Selektionstheorie auf die Entwicklung
der menschlichen Gesellschaft wurde Haeckel zu einem Vordenker des Sozialdarwinismus
und der Eugenik. Hauptwerke: Generelle Morphologie der Organismen. Allgemeine Grundzüge
der organischen Formenwissenschaft, mechanisch begründet durch die von Charles Darwin refor-
mierte Descendenz-Theorie (1866); Die Welträthsel. Gemeinverständliche Studien über monisti-
sche Philosophie (1899).
170 Dieser Satz, von Haeckel scherzhaft als »Naturgesetz« bezeichnet, ist durch seinen Freund Wil-
helm Bölsche überliefert und entstand Bölsche zufolge aus einem Vergleich zwischen den Leis-
tungen Haeckels mit seinen bescheidenen Jenaer Mitteln und den ungleich besser ausgestat-
teten Berliner Instituten (vgl. W. Bölsche: Ernst Haeckel. Ein Lebensbild, Dresden 1900,13).
171 Jaspers spielt hier auf das Kollegienheft Die Wissenschaft des nicht Wissenswerten des unga-
rischen Schriftstellers Lajos Hatvany (Leipzig 1908) an, in dem der Autor aus Sicht eines
Studierenden mit beißendem Spott grotesk anmutende Seminarsituationen und haarspalte-
risches Gelehrtenverhalten schildert.
172 Justus von Liebig (1803-1873); Professor für Chemie und Pharmazie in Gießen und Mün-
chen mit Schwerpunkten in der Elementaranalyse, der Radikaltheorie und der Stoffwech-
selchemie. Liebig gilt u.a. als Begründer der Agrikulturchemie und trug durch seine zahl-
reichen Vorträge und Schriften maßgeblich dazu bei, der Chemie in Wissenschaft und
Beruf Popularität zu verschaffen. Neben seiner Forschung gab Liebig auch dem wissen-
schaftlichen Unterricht entscheidende Impulse. So entwickelte er ein neues System des Stu-
dienaufbaus mit einer Verknüpfung von Vorlesungen und Praktika, mit dem auch ein Ver-
ständnis der geistigen Grundlagen der Naturwissenschaften gefördert werden sollte.
Hauptwerke: Die organische Chemie in ihrer Anwendung aufAgricultur und Physiologie (1840);
Ueberdas Studium der Naturwissenschaften und überden Zustand der Chemie in Preußen (1840).
173 Hermann Ludwig Ferdinand von Helmholtz (1821-1894); deutscher Physiologe und Physi-
ker mit Professuren in Königsberg, Bonn, Heidelberg und Berlin. Helmholtz, der u.a. For-
schungen im Bereich der Augenphysiologie, Akustik und mathematischen Analyse von Na-
turphänomenen unternahm, gilt als Universalgelehrter; er war für seine Darstellungen
theoretischer Probleme und der philosophischen Konsequenzen naturwissenschaftlicher
Forschung bekannt. Obwohl Helmholtz als Hochschullehrer wenig Erfolg hatte, gilt er als
einer der einflussreichsten Vertreter naturwissenschaftlichen Fortschrittsdenkens im
19. Jahrhundert. Hauptwerke: Über die Erhaltung der Kraft. Eine physikalische Abhandlung
(1847); Die Lehre von den Tonempfindungen als physiologische Grundlage für die Theorie der Mu-
sik (1863); Handbuch der physiologischen Optik (1856-1867).
174 Theodor Mommsen (1817-1903) war Rechtswissenschaftler und Historiker mit Forschungs-
schwerpunkt in der römischen Kaisergeschichte; 1848 erhielt er eine Professur in Leipzig,
ging nach dem politisch bedingten Verlust seiner Professur 1852 nach Zürich, später nach
Breslau. 1858 wurde Mommsen Mitglied der Berliner Akademie und hielt in den Jahren
1867-1887 Vorlesungen an der Berliner Universität. Mommsen gilt als Gegner Bismarcks
und des Antisemitismus; 1902 erhielt er für sein Werk Römische Geschichte den Nobelpreis
für Literatur. Hauptwerke: Römische Geschichte (3 Bde., 1854-1855, Bd. IV: n.v., Bd. V: 1885);
Römisches Staatsrecht (1871-1888); Römisches Strafrecht (1899).
Stellenkommentar
Haeckel machte die Abstammungslehre Charles Darwins durch seine populären Schriften
in Deutschland bekannt und vertrat eine monistische Weltanschauung, der zufolge Kraft
und Materie eine Einheit bilden und in der Gott mit dem allgemeinen Kausalgesetz der Na-
tur gleichgesetzt wird. Durch die Übertragung der Selektionstheorie auf die Entwicklung
der menschlichen Gesellschaft wurde Haeckel zu einem Vordenker des Sozialdarwinismus
und der Eugenik. Hauptwerke: Generelle Morphologie der Organismen. Allgemeine Grundzüge
der organischen Formenwissenschaft, mechanisch begründet durch die von Charles Darwin refor-
mierte Descendenz-Theorie (1866); Die Welträthsel. Gemeinverständliche Studien über monisti-
sche Philosophie (1899).
170 Dieser Satz, von Haeckel scherzhaft als »Naturgesetz« bezeichnet, ist durch seinen Freund Wil-
helm Bölsche überliefert und entstand Bölsche zufolge aus einem Vergleich zwischen den Leis-
tungen Haeckels mit seinen bescheidenen Jenaer Mitteln und den ungleich besser ausgestat-
teten Berliner Instituten (vgl. W. Bölsche: Ernst Haeckel. Ein Lebensbild, Dresden 1900,13).
171 Jaspers spielt hier auf das Kollegienheft Die Wissenschaft des nicht Wissenswerten des unga-
rischen Schriftstellers Lajos Hatvany (Leipzig 1908) an, in dem der Autor aus Sicht eines
Studierenden mit beißendem Spott grotesk anmutende Seminarsituationen und haarspalte-
risches Gelehrtenverhalten schildert.
172 Justus von Liebig (1803-1873); Professor für Chemie und Pharmazie in Gießen und Mün-
chen mit Schwerpunkten in der Elementaranalyse, der Radikaltheorie und der Stoffwech-
selchemie. Liebig gilt u.a. als Begründer der Agrikulturchemie und trug durch seine zahl-
reichen Vorträge und Schriften maßgeblich dazu bei, der Chemie in Wissenschaft und
Beruf Popularität zu verschaffen. Neben seiner Forschung gab Liebig auch dem wissen-
schaftlichen Unterricht entscheidende Impulse. So entwickelte er ein neues System des Stu-
dienaufbaus mit einer Verknüpfung von Vorlesungen und Praktika, mit dem auch ein Ver-
ständnis der geistigen Grundlagen der Naturwissenschaften gefördert werden sollte.
Hauptwerke: Die organische Chemie in ihrer Anwendung aufAgricultur und Physiologie (1840);
Ueberdas Studium der Naturwissenschaften und überden Zustand der Chemie in Preußen (1840).
173 Hermann Ludwig Ferdinand von Helmholtz (1821-1894); deutscher Physiologe und Physi-
ker mit Professuren in Königsberg, Bonn, Heidelberg und Berlin. Helmholtz, der u.a. For-
schungen im Bereich der Augenphysiologie, Akustik und mathematischen Analyse von Na-
turphänomenen unternahm, gilt als Universalgelehrter; er war für seine Darstellungen
theoretischer Probleme und der philosophischen Konsequenzen naturwissenschaftlicher
Forschung bekannt. Obwohl Helmholtz als Hochschullehrer wenig Erfolg hatte, gilt er als
einer der einflussreichsten Vertreter naturwissenschaftlichen Fortschrittsdenkens im
19. Jahrhundert. Hauptwerke: Über die Erhaltung der Kraft. Eine physikalische Abhandlung
(1847); Die Lehre von den Tonempfindungen als physiologische Grundlage für die Theorie der Mu-
sik (1863); Handbuch der physiologischen Optik (1856-1867).
174 Theodor Mommsen (1817-1903) war Rechtswissenschaftler und Historiker mit Forschungs-
schwerpunkt in der römischen Kaisergeschichte; 1848 erhielt er eine Professur in Leipzig,
ging nach dem politisch bedingten Verlust seiner Professur 1852 nach Zürich, später nach
Breslau. 1858 wurde Mommsen Mitglied der Berliner Akademie und hielt in den Jahren
1867-1887 Vorlesungen an der Berliner Universität. Mommsen gilt als Gegner Bismarcks
und des Antisemitismus; 1902 erhielt er für sein Werk Römische Geschichte den Nobelpreis
für Literatur. Hauptwerke: Römische Geschichte (3 Bde., 1854-1855, Bd. IV: n.v., Bd. V: 1885);
Römisches Staatsrecht (1871-1888); Römisches Strafrecht (1899).