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Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2012 — 2013

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I. Das Geschäftsjahr 2012
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Wiesbeck, Werner: Automobiles Radar, Stand und Visionen
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https://doi.org/10.11588/diglit.55656#0051
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70

SITZUNGEN

WISSENSCHAFTLICHE SITZUNG
HERR. WERNER WIESBECK HÄLT EINEN VORTRAG:
„Automobiles Radar, Stand und Visionen“.
Mit dem Wort Radar verbindet der Laie in erster Linie Systeme zur Ortung von
Flugzeugen und Schiffen. Dies waren auch die ersten Anwendungen nach der
Erfindung des Radars 1904 durch Christian Hülsmeyer. Doch schon vor mehreren
Jahrzehnten entwickelte sich die Vision, Radargeräte auch im Straßenverkehr zur
Verkehrssicherheit einzusetzen. Die ersten bekannten Systeme waren z.B. 1959 die
Integration eines „Collision Avoidence Radar“ in einen Cadillac Cyclone Sports-
car. Dieses Radargerät war noch mit Röhren zur Erzeugung der Sendesignale und
zu deren Verstärkung für den Empfang ausgestattet. In den 70er bis 90er Jahren ent-
wickelten sich vollständig neue Konzepte, bei denen alle Funktionen mit Halblei-
tern realisiert werden konnten. In gleicherweise entwickelten sich auch Visionen
für den Einsatz automobiler Radargeräte. Zu Beginn war die Idee beschränkt auf
die geschwindigkeitsbezogene Abstandshaltung zum vorausfahrenden Fahrzeug.
Dadurch kann vermieden werden, dass Fahrzeuge zu dicht auffahren bzw. es kön-
nen damit Auffahrunfälle direkt vermieden werden. Ende der 90er Jahre wurden
dann weitere Funktionen in die Visionen für automobile Radargeräte integriert.
Hierzu gehören insbesondere die Erfassung des toten Winkels im rückwärtigen
Sichtbereich, die frühzeitige Detektion von möglichen seitlichen Auffahrunfällen,
Nahbereichsfunktionen für Stop and Go, sowie die zuverlässige Anwendung bei
Kurvenfahrten. Die Technik wurde hierzu Ende der 90er Jahre bzw. in den folgen-
den Jahren bis 2010 in vielen Funktionen ausreichend präzisiert bzw. teilweise sogar
perfektioniert. Heute werden automobile Radargeräte weltweit von mehreren
Herstellern angeboten und inzwischen in höher wertige Fahrzeuge integriert. Sie
sind in der Lage, Entfernungen auf einige 1 0 cm genau zu messen und präzise die
Fahrbahn bezogenen Größen zu bestimmen. Auch die Geschwindigkeiten, welche
über die Dopplerfrequenz gemessen werden, werden mit hoher Genauigkeit
bestimmt.
Originär wurden die automobilen Radargeräte bei unterschiedlichen Fre-
quenzen, z.B. bei 9,4 GHz betrieben. Die tiefen Frequenzen bedingen bei den
erforderlichen Winkelgenauigkeiten zu große Antennen für die Integration in Fahr-
zeuge. In den Folgejahren wurden Entwicklungen bei 24 GHz, 35 GHz und dann
bei 76 GHz vorangetrieben. Heute werden automobile Radargeräte nur mehr in den
Frequenzbereichen um 24 GHz und bei 76 bis 80 GHz entwickelt und praktisch
betrieben. Diese hohen Frequenzen erlauben kleine Geräte mit sehr guter Integra-
tion der gesamten Technologie auf der Sendeseite und der Empfangsseite sowie der
Prozessierung der Information. Es ist abzusehen, dass aufgrund der inzwischen her-
vorragenden Eigenschaften für die Fahrsicherheit automobile Radargeräte in zuneh-
mend mehr Fahrzeugen eingesetzt werden. Für Lastkraftwagen und Busse sind sie in
wenigen Jahren per Gesetz zu installieren. Bis zum Jahr 2020 werden weltweit meh-
rere 10 Millionen automobile Radargeräte betrieben werden.
 
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