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Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2012 — 2013

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I. Das Geschäftsjahr 2012
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Wolgast, Eike: Heribert Smolinsky (22.11.1940 – 28.7.2012)
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https://doi.org/10.11588/diglit.55656#0149
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NACHRUFE

Im Zentrum der wissenschaftlichen Arbeit von Heribert Smolinsky standen
Spätmittelalter und Reformation, insbesondere das Problem der Reform der Kirche
als Kardinalfrage des 15./16.Jahrhunderts sowie die katholische Kontroverstheologie
als zwei Seiten einer und derselben Medaille. Seine noch von Hubert Jedin inspi-
rierte Dissertation beschäftigte sich mit „Domenico de’ Domenichi und seine Schrift
‘De potestate pape et termino eins’. Edition und Kommentar“ (1975 erschienen).
Die gegenüber den Machtansprüchen des Renaissancepapsttums kritische Schrift des
Generalvikars von Rom und Bischofs von Brescia (f 1478), 1456 verfasst und nur
handschriftlich überliefert, wurde von Smolinsky mustergültig ediert und kundig
kommentiert. In Anknüpfung an die Thematik der Dissertation ging Heribert
Smolinsky in der Folgezeit mehrfach der Frage des Konziliarismus nach, die er bis
ins 20. Jahrhundert verfolgte.
Mit seiner Habilitationsschrift fand Herr Smolinsky das zentrale Thema seines
wissenschaftlichen Lebens: „Augustin von Alveldt und Hieronymus Emser. Eine
Untersuchung zur Kontroverstheologie der frühen Reformationszeit im Herzogtum
Sachsen“ (1983 erschienen). Gestützt auf umfangreiches gedrucktes und unge-
drucktes Quellenmaterial, untersuchte Smolinsky in dieser ergebnisreichen Arbeit
unter inhaltlichen und systematischen Geschichtspunkten die kontroverstheologi-
schen Schriften des Leipziger Franziskaners (f um 1535) und des herzoglich-säch-
sischen Hoftheologen (f!527). Er befreite beide Autoren aus der vorherrschenden
konfessionellen Engführung ihrer Bewertung als bloße Polemiker gegen das Neue
der reformatorischen Bewegung, indem er ihr Reformpotential nachwies, ihre
literarische Tätigkeit mit einer Analyse der antilutherischen Reformpolitik Herzog
Georgs von Sachsen verknüpfte und die Kommunikationsmöglichkeiten aufzeigte,
die die Leipziger Drucker boten, die vom Herzog bewusst als Gegenpol gegen die
Wittenberger Publikationslawine gefordert wurden.
Das Thema Kontroverstheologie, immer vor der Folie Reform der Kirche
gesehen, hat Herr Smolinsky unermüdlich mit stets weiterführenden Ergebnissen
weiter verfolgt - einen gewissen systematischen Abschluss bildete der Beitrag „Die
altgläubige Kontroverstheologie bis 1530“ (1995). Häufig wählte er einen person-
zentrierten Zugriff, indem er einzelne altkirchliche Theologen in unterschiedlichen
Kontexten untersuchte. Genannt seien in diesem Zusammenhang Arbeiten über
Thomas Murner, Johannes Cochlaeus, Georg Cassander, Jodocus Clichtoveus und
Julius Pflug, aber auch Silvester Prierias. Mit dem prominenten Luthergegner Johan-
nes Eck hat er sich mehrfach beschäftigt. In der Reihe „Katholische Theologen der
Reformationszeit“, deren letzten sechsten Band er als Mitherausgeber zu verant-
worten hatte, erschienen außer zu Alveldt und Emser biographische Skizzen zu
Murner, Michael Helding und Ambrosius Pelargus. Neben einzelnen Theologen
untersuchte Smolinsky aber auch Beziehungsgeflechte von Kontrovers- und
Reformtheologen untereinander und zu Reichsfürsten wie Georg von Sachsen und
Albrecht von Mainz und Magdeburg, dessen Verbindungen zu Humanisten und
Reformtheologen und ihrer Nutzung für die Mainzer Reichskirchenpolitik in ihren
verschiedenen Phasen Smolinsky eine wichtige Studie widmete (1991).
Dem herzoglichen Sachsen und Jülich-Kleve-Berg galten kenntnisreiche
Überblicksdarstellungen in der Reihe „Die Territorien des Reichs im Zeitalter der
 
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