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Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2016 — 2017

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A. Das akademische Jahr 2016
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II. Wissenschaftliche Vorträge
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Mair, Christian: »It's good that everything's gone, except their language, which is everything«: Zur Definition des kommunikativen und kulturellen Raums der Weltsprache Englisch am Beginn des 21.Jahrhunderts
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https://doi.org/10.11588/diglit.55652#0039
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Christian Mair

diese grundsätzliche Frage jedoch selten ausdrücklich ins Zentrum der Betrach-
tung gestellt. Ein durchaus überzeugender Erklärungsansatz kommt jedoch vom
niederländischen Soziologen Abram de Swaan,3 der in seinem Modell des globalen
Sprachsystems (Global Language System} die Rolle des Englischen im Konzert der
mehr als 6.000 Sprachen der Welt wie folgt bestimmt.
Englisch dominiert das globale Sprachsystem, indem es als seine alleinige
„Nabe“ (hub} fungiert - in einem „surprisingly efficient, strongly ordered, hier-
archical network, which ties together - directly or indirectly - the 6.5 billion in-
habitants of the earth at the global level“ (de Swaan 2010: 56). Unterhalb dieser
höchsten hierarchischen Ebene setzt de Swaan drei weitere an.
Auf der zweiten gibt es ungefähr ein Dutzend Sprachen mit transnationaler
Bedeutung (von den ehemaligen europäischen Kolonialsprachen Französisch, Spa-
nisch und Portugiesisch über das Mandarin-Chinesische bis zum Arabischen und
Russischen), die jenseits ihrer Muttersprachler-Populationen Bedeutung als lingue
franche haben, mit der globalen Geltung des Englischen jedoch nicht konkurrie-
ren können. Auf der dritten Hierarchieebene befinden sich ca. 150 standardisierte
Schriftsprachen mit institutioneller Stützung und medialer Präsenz vorwiegend
im nationalen Rahmen. Eben diese institutionelle Stützung fehlt den meisten der
mehr als 6.000 Sprachen auf der vierten und untersten Ebene, die deswegen in
zahlreichen Fällen von Marginalisierung und Verschwinden bedroht sind.
Man beachte, dass diese systemtheoretische Sichtweise die Möglichkeit eröff-
net, die Rolle des Englischen jenseits seiner Kolonialgeschichte zu verstehen. Un-
zählige Sprachen auf der Welt, und nicht nur diejenigen, die mit dem Englischen
als Kolonialsprache in Kontakt standen, weisen Anglizismen, also lexikalische Ent-
lehnungen aus dem Englischen, auf. Das Englische ist eine nachgefragte Fremd-
sprache überall auf der Welt, und zwar unabhängig vom gemeinsamen historischen
Erbe, das mit Großbritannien oder den USA geteilt wird, oder der gegenwärtigen
politischen oder kulturellen Affinität zum „Westen“. Wie der Index Translationum
der UNESCO zeigt,4 wird aus dem Englischen, in das Englische oder über Ver-
mittlung des Englischen wesentlich mehr übersetzt als aus anderen und in andere
Sprachen. Ob Großbritannien Mitglied der EU bleibt oder nicht, wird den Status
des Englischen als europäische Lingua Franca nur unwesentlich beeinflussen; wenn
Frankreich die EU verließe, wäre dies dagegen ein schwerer Schlag für die interna-
tionale Geltung des Französischen. Die Beispiele ließen sich beliebig fortsetzen.
Der Vortrag deutete diese Aspekte nur kurz an und wandte sich dem Sprach-
gebrauch in der Wissenschaft zu - zuerst mit einigen Beispiele für die bekannten

3 Abram de Swaan, The World Language System: A Political Sociology and Political Economy of Langua-
ge (Cambridge: Polity, 2002); de Swaan, „Language Systems,“ in Nikolas Coupland, ed., The
Handbook of Language and Globalization (Malden MA: Blackwell, 2010), 56-76.
4 http://portal.unesco.org/culture/en/ev.php-URL_ID=7810&URL_DO=DO_TOPIC&URL
SECTION=201.html.

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