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Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2016 — 2017

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A. Das akademische Jahr 2016
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III. Veranstaltungen
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Müller, Armin Thomas: Nietzsche und die Konservative Revolution: Oßmannstedter Nietzsche-Kolloquium vom 12. bis 15.Juni 2016, veranstaltet von der Forschungsstelle „Nietzsche-Kommentar“ in Kooperation mit der Klassik Stiftung Weimar
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https://doi.org/10.11588/diglit.55652#0094
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III. Veranstaltungen

Ziel des Kolloquiums war es aufzuzeigen, welche Gemeinsamkeiten und
Unterschiede die Nietzsche-Rezeption der „konservativ-revolutionären“ Autoren
charakterisieren, um nicht zuletzt den umstrittenen Begriff der Konservativen Re-
volution genauer zu bestimmen. Dabei gelangten Dichter (Dostojewskij, Rilke,
Hofmannsthal) ebenso in den Blick wie kulturkritische Publizisten (Chamberlain,
Spengler, Moeller van den Bruck, Niekisch). Auch die Anverwandlung Nietzsches
im Rahmen staatstheoretischer bzw. philosophischer Überlegungen durch Carl
Schmitt und Martin Heidegger wurde thematisiert. Dies bezeugt die große Spann-
breite der Tätigkeitsfelder „konservativ-revolutionärer“ Autoren, die auch Ernst
Jüngers vielseitiges Werk auszeichnet. Mit den selbsternannten Nachfolgern der
Konservativen Revolution, vertreten durch Armin Mohler und die Protagonisten
der Neuen Rechten (u. a. Karlheinz Weißmann, Götz Kubitschek, Martin Sellner),
wurde außerdem die Rezeptionsgeschichte der Konservativen Revolution in ihrem
Verhältnis zu Nietzsche beleuchtet.
Der Verbindung von Nietzsche, Konservativer Revolution und Neuer Rech-
ter nahm sich insbesondere Sebastian Kaufmann (Freiburg) in seinem Einfüh-
rungsvortrag an. Kaufmann analysierte die ideologische Instrumentalisierung von
Nietzsches Person und Werk durch neurechte Akteure in den traditionellen sowie
neuen Medien. Dabei zeigte er, wie Nietzsche auch heute durch Dekontextualisie-
rungen und Verfälschungen in Dienst genommen wird, um eine nationalistische,
fremdenfeindliche Weltanschauung zu legitimieren.
Reinhard Mehring (Heidelberg) erläuterte in seinem Abendvortrag mit dem
Titel Heideggers prometheische Revolution die politisch ambitionierte Mythisierung des
deutschen Volkes im Spiegel von Heideggers Moderne-Kritik. Heideggers Rück-
kehr in die mythischen Anfänge, die zugleich ein Sprung in die von ihm erträumte
Zukunft sei, deutete Mehring als historisch uninformierten Utopismus.
Einen Blick zurück auf die ideengeschichtlichen Ursprünge der Konservati-
ven Revolution warf Timo Beeker (Berlin), der einen Bogen von Dostojewskijs
Einfluss auf Nietzsche hin zur Aneignung Nietzsches durch die Vertreter der Kon-
servativen Revolution spannte. Beeker erläuterte, inwiefern Dostojewskijs slawo-
phile Position als Gegenprogramm zur materialistisch-rationalistischen Haltung
der „Westler“ auf „konservativ-revolutionäre“ Gedankenfiguren vorausweise.
Sven Brömsel (Berlin) skizzierte in seinem Vortrag die Nietzsche-Kritik Houston
Stewart Chamberlains, die maßgeblich von dessen hoher Wertschätzung für Wagner
geprägt sei. Während Chamberlain die frühen Wagner-apotheotischen Schriften
Die Geburt der Tragödie und Richard Wagner in Bayreuth noch positiv bewerte, verur-
teile er die späteren, Wagner-kritischen Werke Nietzsches (etwa Der Fall Wagner) als
Produkt seines geistigen Verfalls.
Um Arthur Moeller van den Brucks Nietzsche-Rezeption nachzuzeichnen, gab
Armin Thomas Müller (Freiburg) einen kritischen Überblick über die Rolle
Nietzsches in Moellers verschiedenen Schaffensphasen. Müller arbeitete die pa-

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