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Jaspers, Karl; Immel, Oliver [Hrsg.]; Schwabe AG [Hrsg.]; Fuchs, Thomas [Hrsg.]; Halfwassen, Jens [Hrsg.]; Schulz, Reinhard [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Akademie der Wissenschaften zu Göttingen [Hrsg.]
Karl Jaspers Gesamtausgabe (Abteilung 1, Band 21): Schriften zur Universitätsidee — Basel: Schwabe Verlag, 2016

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https://doi.org/10.11588/diglit.51221#0051
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L

Einleitung des Herausgebers

Ordnung schaffen. Insofern Jaspers diese Zusammenhänge in die Neuauflage der Idee
der Universität hineinträgt und sie mit Blick auf den Kampf mit dem Totalitarismus ent-
faltet, zeigt sich in der neuen Einleitung die bereits in »Das Doppelgesicht der Univer-
sitätsreform« vollzogene Verschränkung seiner philosophischen und politischen
Grundpositionen.
Die zweite zentrale Neuerung gegenüber der Ausgabe von 1946 stellt die Auseinan-
dersetzung mit dem Reformdiskurs seiner Zeit dar, die sich auch im Untertitel »für die
gegenwärtige Situation entworfen« andeutet. Neben dem von Jaspers verfassten Teil
enthält der Band eine historische und konzeptuelle Auseinandersetzung seines frühe-
ren Assistenten, des Philosophiehistorikers Kurt Rossmann, mit der Humboldt'sehen
Universitätsidee, vor allem aber mit den genannten universitären Reformbestrebungen
in der Bundesrepublik, die schließlich in ein eigenes, der Denkschrift des »Hofgeisma-
rer Kreises« gegenübergestelltes Programm zur Universitätsreform mündet.226 Zwar
überlässt Jaspers Rossmann die Rolle des Entwicklers programmatischer Überlegungen,
der Briefwechsel zwischen den beiden Autoren zeugt aber davon, dass die in der Uni-
versitätsschrift artikulierten Positionen sorgfältig diskutiert und abgestimmt wurden,
so dass die von Rossmann ausgearbeiteten Vorschläge durchaus als repräsentativ für die
Übersetzung der Jaspers’schen Grundgedanken in ein Reformprogramm gelten können.
Auffällig an der Überarbeitung der Schrift, die bereits 1958 eingeleitet und im Ja-
nuar 1961 abgeschlossen wurde,227 ist vor allem der Inhalt der völlig neuen und aus-
gesprochen umfangreichen Einleitung. Vor dem Hintergrund des in seinen Augen
maßgeblich auf die Verbreitung von Unwahrheit gegründeten Totalitarismus der NS-
Diktatur kommt Jaspers darin zunächst auf das Verhältnis von Staat und Universität zu
sprechen. Ein auf Unwahrheit gegründetes Leben gilt, so Jaspers, in Staaten, die durch
Wahrheit leben wollen, als »nicht lebenswert«.228 Daher brauche der Staat die Univer-
sitäten, an denen alle Wege der Wahrheit gegangen würden. Wie schon in »Das Dop-
pelgesicht der Universitätsreform« verknüpft Jaspers die Aufgabe der Universität un-
mittelbar mit der weltpolitischen Lage, bringt hier aber zusätzlich den Zusammenhang
von »Wahrheit, Freiheit und Friede« ins Spiel, den er 1950 in seinem Vortrag »Über Ge-
fahren und Chancen der Freiheit«229 hergestellt und 1958 in einer Rede anlässlich der
Verleihung des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels breiter ausgeführt hatte.230

226 Vgl. Fußnote Nr. 194.
227 Vgl. Brief von Rossmann an Jaspers, 13. Januar 1961, DLA, A: Jaspers. Das Buch erschien im Mai
1961.
228 Die Idee der Universität [1961], in diesem Band, 263.
229 Der Vortrag wurde im Rahmen des »Kongresses für kulturelle Freiheit« vom 26. bis 30. Juni 1950
in Berlin gehalten; EV in: Der Monat. Eine internationale Zeitschrift, Nr. 22/23 (1949/50) 396-406.
230 Jaspers hatte die Rede »Wahrheit, Freiheit und Friede« am 28. September 1958 anlässlich der Preis-
verleihung in der Paulskirche in Frankfurt a.M. gehalten (EV in: Börsenblatt für den deutschen Buch-
handel, Nr. 79 [1958] 1318-1322).
 
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