Metadaten

Jaspers, Karl; Immel, Oliver [Hrsg.]; Schwabe AG [Hrsg.]; Fuchs, Thomas [Hrsg.]; Halfwassen, Jens [Hrsg.]; Schulz, Reinhard [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Akademie der Wissenschaften zu Göttingen [Hrsg.]
Karl Jaspers Gesamtausgabe (Abteilung 1, Band 21): Schriften zur Universitätsidee — Basel: Schwabe Verlag, 2016

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.51221#0200
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Die Idee der Universität [1946]

125

Weil Wissenschaftlichkeit als Haltung Bedingung der Wahrhaftigkeit ist, wird Phi-
losophie zum Garanten der Wissenschaftlichkeit gegen die Wissenschaftsfeindschaft.
Sie sieht eine unerläßliche Bedingung der Menschenwürde in der Bewahrung der wis-
senschaftlichen Denkungsart. Ihr gilt Mephistos Drohung als wahr: »Verachte nur Ver-
nunft und Wissenschaft, des Menschen allerhöchste Kraft, ... so hab ich dich schon
unbedingt -«k223

| Zweites Kapitel

31

Geist. Existenz. Vernunft

Unsere Vergegenwärtigung des Sinns von Wissenschaft stieß auf etwas, das mehr als
Wissenschaft ist, auf ihren Grund und ihr Ziel, die beide nicht aus ihr selber zu bewei-
sen sind, vielmehr den Gang der wissenschaftlichen Arbeit führen. Was dieses sei, ist
von der Philosophie zu erhellen".224 Es ist das Unerläßliche, ohne das Wissenschaft leer
und sinnlos wird. Hier, wo es nur auf die Universitätsidee ankommt, die entscheidend
durch Wissenschaft charakterisiert ist, muß ein kurzer Hinweis genügen. Ich muß
mich auf dogmatisch scheinende Sätze beschränken:
Wir nennen das Umgreifende,218 aus dem und in dem wir leben: Geist, Existenz,
Vernunft. Geist ist das Vermögen der Ideen; Existenz ist der Ernst des Unbedingten in
bezug auf Transzendenz; Vernunft ist die Alloffenheit des Wesens.

i Ueber das Wesen der Wissenschaft konnten hier nur thesenartige Aufstellungen gebracht wer-
den. Ich erlaube mir, auf weitere Ausführungen an folgenden Stellen meiner Schriften hinzuwei-
sen:
»Philosophie«. Berlin 1932 Bd. I, S. 8sff (Grenzen der Weltorientierung), S. i49ff (Systematik
der Wissenschaften), S. 2i2ff (Positivismus und Idealismus), S. 3i8ff (Philosophie und Wissen-
schaft).
»Nietzsche«. Berlin 1936. Das Kapitel »Wahrheit«, S. i4/ff.
»Die geistige Situation der Zeit«, Berlin 1931. S. 118ff (Wissenschaft), S. 167 ff (Das ursprüngliche
Wissenwollen).
»Descartes und die Philosophie«, Berlin 1937. S. 32ff (Die Methode), S. 95 ff (Wirkung der Ver-
kehrung des Sinns moderner Naturwissenschaft).
»Existenzphilosophie«, Berlin 1938 (Daraus in der ersten Vorlesung über »Philosophie und Wis-
senschaften« und in der zweiten Vorlesung über »Vernunft«).
ü Ueber Geist, Existenz, Vernunft eingehend in meinem Werk »Von der Wahrheit«. Es ist bisher un-
gedruckt, weil der nationalsozialistische Staat mir in den letzten Jahren Veröffentlichungen ver-
bot.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften