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Die Idee der Universität. Für die gegenwärtige Situation entworfen [1961]
richten? Was aber muß diesem zweckhaften Machen vorausgehen als Idee, die aus dem
Ernst jedes Einzelnen, seines Entschlusses zur Wahrheit den Maßstab für die besonde-
ren Planungen findet?
Diese Unterscheidung weist auf die Grundtatsache: eine sachgemäße Hochschul-
reform kann zwar nur unter den realen Bedingungen von Staat und Gesellschaft, aber
entscheidend doch nur aus dem Inneren der zeitlosen Idee der Universität erfolgen.
Die Reform ist auf die materiellen Mittel, aber nicht weniger auf die unplanbare gei-
stige Initiative angewiesen.384
36 | Reformen durch Entwürfe mit endlosen, fast beliebigen Detaillierungen und Re-
glementierungen sind nichtig ohne Führung durch die Idee. Die Idee wird nicht ge-
lernt, sondern kommt im Sichbesinnen, im Widerhall auf ihre aus der Überlieferung
hörbaren Ansprüche zur Wirkung in jeweiliger Wiedergeburt.
Was nicht zu machen ist, läßt sich erwecken. Daß wir uns mitteilen, ermutigt. Wir
sollen nicht historisch Vergangenes wiederholen, aber die ewige Idee, die wir im Ver-
gangenen schon wirksam sehen und die immer in die Zukunft weist, für unseren Au-
genblick verwirklichen.
Voraussetzung der Universitätsreform ist die Wiedergeburt in gemeinsamer Den-
kungsart. Sie erfolgt schon in der Verwirklichung der Idee durch die einzelnen Wis-
senschaften und in dem gedanklichen Ausdruck ihres Weges im Ganzen der Univer-
sität.
Die geschichtliche Erinnerung an das von lang her und für immer Wahre der Idee
stärkt die Gesinnung für die Gegenwart. Daß sie da und keineswegs, als nunmehr ver-
altet, verschwunden ist, daß sie vielmehr nie veralten kann und unter neuen Bedin-
gungen in neuem Rahmen wieder verwirklicht werden soll, ist eine Voraussetzung gei-
stiger Existenz.
Der gegenwärtigen Wirklichkeit der Idee entspringen die Maßstäbe und die Urteils-
kraft für Universitätsfragen. Reformen, die ihre Motive nicht zugleich an der Idee ge-
prüft haben, sind vordergründliche, zerstreuende und verwirrende Polypragmasie.351
Nur wer die Idee der Universität in sich trägt, kann für die Universität sachentspre-
chend denken und wirken. Wer nicht, der sieht nur einen Betrieb, der sich organisie-
ren läßt nach Zweck und Mittel, und der im übrigen die Sache einer konventionellen
Gesellschaft und ihrer Manieren ist. Der Zweck gilt ihm als bekannt: Ausbildung zu
den Berufen, in denen man spezifische Kenntnisse braucht. Die Berufe sind ihm Lei-
stungsweisen, wie die Herstellung und der Vertrieb von Waren. Dieser Betrieb wird un-
ter traditionellen rhetorischen Wendungen verkleidet.
Wer aber aus der Idee der Universität wirkt, tut es schon in der Weise, wie er forscht,
welchen Sinn er seiner Forschung gibt, wie er lehrt, wie er in seinen Schriften die Sa-
37 ehe mitteilt. | Er tut es in der Universitätsverwaltung an einem Maßstab, der sich nicht
als ein nur rationaler zur Verfügung stellen läßt, sondern als Geist, der Geist will, alles
Geschehen an der Universität durch ihn führen möchte.
Die Idee der Universität. Für die gegenwärtige Situation entworfen [1961]
richten? Was aber muß diesem zweckhaften Machen vorausgehen als Idee, die aus dem
Ernst jedes Einzelnen, seines Entschlusses zur Wahrheit den Maßstab für die besonde-
ren Planungen findet?
Diese Unterscheidung weist auf die Grundtatsache: eine sachgemäße Hochschul-
reform kann zwar nur unter den realen Bedingungen von Staat und Gesellschaft, aber
entscheidend doch nur aus dem Inneren der zeitlosen Idee der Universität erfolgen.
Die Reform ist auf die materiellen Mittel, aber nicht weniger auf die unplanbare gei-
stige Initiative angewiesen.384
36 | Reformen durch Entwürfe mit endlosen, fast beliebigen Detaillierungen und Re-
glementierungen sind nichtig ohne Führung durch die Idee. Die Idee wird nicht ge-
lernt, sondern kommt im Sichbesinnen, im Widerhall auf ihre aus der Überlieferung
hörbaren Ansprüche zur Wirkung in jeweiliger Wiedergeburt.
Was nicht zu machen ist, läßt sich erwecken. Daß wir uns mitteilen, ermutigt. Wir
sollen nicht historisch Vergangenes wiederholen, aber die ewige Idee, die wir im Ver-
gangenen schon wirksam sehen und die immer in die Zukunft weist, für unseren Au-
genblick verwirklichen.
Voraussetzung der Universitätsreform ist die Wiedergeburt in gemeinsamer Den-
kungsart. Sie erfolgt schon in der Verwirklichung der Idee durch die einzelnen Wis-
senschaften und in dem gedanklichen Ausdruck ihres Weges im Ganzen der Univer-
sität.
Die geschichtliche Erinnerung an das von lang her und für immer Wahre der Idee
stärkt die Gesinnung für die Gegenwart. Daß sie da und keineswegs, als nunmehr ver-
altet, verschwunden ist, daß sie vielmehr nie veralten kann und unter neuen Bedin-
gungen in neuem Rahmen wieder verwirklicht werden soll, ist eine Voraussetzung gei-
stiger Existenz.
Der gegenwärtigen Wirklichkeit der Idee entspringen die Maßstäbe und die Urteils-
kraft für Universitätsfragen. Reformen, die ihre Motive nicht zugleich an der Idee ge-
prüft haben, sind vordergründliche, zerstreuende und verwirrende Polypragmasie.351
Nur wer die Idee der Universität in sich trägt, kann für die Universität sachentspre-
chend denken und wirken. Wer nicht, der sieht nur einen Betrieb, der sich organisie-
ren läßt nach Zweck und Mittel, und der im übrigen die Sache einer konventionellen
Gesellschaft und ihrer Manieren ist. Der Zweck gilt ihm als bekannt: Ausbildung zu
den Berufen, in denen man spezifische Kenntnisse braucht. Die Berufe sind ihm Lei-
stungsweisen, wie die Herstellung und der Vertrieb von Waren. Dieser Betrieb wird un-
ter traditionellen rhetorischen Wendungen verkleidet.
Wer aber aus der Idee der Universität wirkt, tut es schon in der Weise, wie er forscht,
welchen Sinn er seiner Forschung gibt, wie er lehrt, wie er in seinen Schriften die Sa-
37 ehe mitteilt. | Er tut es in der Universitätsverwaltung an einem Maßstab, der sich nicht
als ein nur rationaler zur Verfügung stellen läßt, sondern als Geist, der Geist will, alles
Geschehen an der Universität durch ihn führen möchte.