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Die Idee der Universität. Für die gegenwärtige Situation entworfen [1961]
3. Die »physical and biological Sciences«: Mathematik, Physik, Chemie, Astronomie, Erdwis-
senschaften, Technik, Biophysik und Biochemie, Botanik, Bakteriologie, Zoologie, Physiologie,
physische Anthropologie, Experimentalpsychologie, Medizin.
Die Akademie hat diese Einteilung für die Einordnung für Preisarbeiten gegeben, jedoch so-
gleich hinzugefügt, sie versuche damit nicht vollständig zu sein, die Autoren sollten angeben,
in welches der drei Felder die ihrige nach ihrer Ansicht gehöre, doch bleibe das endgültige Ur-
teil bei der Akademie.398 So vorsichtig und keineswegs absolut betrachtet sie ihre Einteilung, weil
sie den Gelehrten und Forschern einen Spielraum gewähren will, wenn etwa eine neue Sache
keinen klaren Ort im Schema hätte.
Eine andere, der Praxis der Lehre und Forschung in ihren materiellen Mitteln noch nä-
here Einteilung zeigen manche Vorlesungskataloge der Universitäten, z.B. das Heidel-
berger Verzeichnis:
Theologische Fakultät: Altes Testament. Neues Testament. Kirchengeschichte. Systematische
Theologie. Praktische Theologie. Religionsgeschichte und Missionswissenschaft.
Juristische Fakultät: Rechtsgeschichte. Privatrecht und Zivilprozeßrecht. Handels- und Wirt-
schaftsrecht. Arbeitsrecht. Strafrecht. Strafprozeßrecht und Kriminologie. Öffentliches Recht.
Völkerrecht. Ausländisches Recht.
100 | Medizinische Fakultät: Anatomie. Physiologie. Physiologische Chemie und Biochemie.
Pathologie und pathologische Anatomie. Hygiene. Mikrobiologie. Serologie. Pharmakologie.
Innere Medizin. Kinderheilkunde. Psychiatrie. Chirurgie und Orthopädie. Geburtshilfe und
Gynäkologie. Augenheilkunde. Haut- und Geschlechtskrankheiten. Hals-, Nasen- und Ohren-
krankheiten. Gerichtliche Medizin. Zahnheilkunde.
Philosophische Fakultät: Philosophie. Pädagogik. Psychologie. Sprachwissenschaft. Klassische
Philologie. Lateinische Philologie des Mittelalters. Germanische Philologie. Anglistik. Romani-
sche Philologie. Slawische Philologie. Orientalische Philologie. Geschichte. Archäologie und
Kunstgeschichte. Musikwissenschaft. Geographie. Sozial-und Wirtschaftswissenschaften.
Naturwissenschaftlich-Mathematische Fakultät: Mathematik. Astronomie. Physik. Chemie.
Physikalische Chemie. Mineralogie und Petrographie. Geologie. Zoologie. Botanik.
9. Einteilungen der Wissenschaften haben je einen auf den Gesichtspunkt bezogenen re-
lativen Sinn. Mit der Befreiung unseres Erkennens von der Bindung an ein einziges fe-
stes Weltbild, darüber hinaus an eine Seinslehre überhaupt (an eine Ontologie) sind
wir offen für das Wissenkönnen in jeder nur möglichen Richtung und dürfen uns nun
nicht von neuem einfangen lassen in einen Kosmos der Wissenschaften, der in einer
Einteilung der Wissenschaften endgültig gekannt wäre.
Die konkreten Wissenschaften liegen nicht wie säuberlich abgetrennte Fächer ei-
nes Aktenschranks nebeneinander, sondern überschneiden sich. Sie treten miteinan-
der in Beziehung, ohne sich darum notwendig zu vermischen. Sie gliedern sich, ohne
darum ineinander zu fließen, auf ein unendliches erfülltes Eines hin. Dieses Leben aus
dem Ganzen, aber in je besonderer Gestalt macht das Wesen der Universität aus.
Die Idee der Universität. Für die gegenwärtige Situation entworfen [1961]
3. Die »physical and biological Sciences«: Mathematik, Physik, Chemie, Astronomie, Erdwis-
senschaften, Technik, Biophysik und Biochemie, Botanik, Bakteriologie, Zoologie, Physiologie,
physische Anthropologie, Experimentalpsychologie, Medizin.
Die Akademie hat diese Einteilung für die Einordnung für Preisarbeiten gegeben, jedoch so-
gleich hinzugefügt, sie versuche damit nicht vollständig zu sein, die Autoren sollten angeben,
in welches der drei Felder die ihrige nach ihrer Ansicht gehöre, doch bleibe das endgültige Ur-
teil bei der Akademie.398 So vorsichtig und keineswegs absolut betrachtet sie ihre Einteilung, weil
sie den Gelehrten und Forschern einen Spielraum gewähren will, wenn etwa eine neue Sache
keinen klaren Ort im Schema hätte.
Eine andere, der Praxis der Lehre und Forschung in ihren materiellen Mitteln noch nä-
here Einteilung zeigen manche Vorlesungskataloge der Universitäten, z.B. das Heidel-
berger Verzeichnis:
Theologische Fakultät: Altes Testament. Neues Testament. Kirchengeschichte. Systematische
Theologie. Praktische Theologie. Religionsgeschichte und Missionswissenschaft.
Juristische Fakultät: Rechtsgeschichte. Privatrecht und Zivilprozeßrecht. Handels- und Wirt-
schaftsrecht. Arbeitsrecht. Strafrecht. Strafprozeßrecht und Kriminologie. Öffentliches Recht.
Völkerrecht. Ausländisches Recht.
100 | Medizinische Fakultät: Anatomie. Physiologie. Physiologische Chemie und Biochemie.
Pathologie und pathologische Anatomie. Hygiene. Mikrobiologie. Serologie. Pharmakologie.
Innere Medizin. Kinderheilkunde. Psychiatrie. Chirurgie und Orthopädie. Geburtshilfe und
Gynäkologie. Augenheilkunde. Haut- und Geschlechtskrankheiten. Hals-, Nasen- und Ohren-
krankheiten. Gerichtliche Medizin. Zahnheilkunde.
Philosophische Fakultät: Philosophie. Pädagogik. Psychologie. Sprachwissenschaft. Klassische
Philologie. Lateinische Philologie des Mittelalters. Germanische Philologie. Anglistik. Romani-
sche Philologie. Slawische Philologie. Orientalische Philologie. Geschichte. Archäologie und
Kunstgeschichte. Musikwissenschaft. Geographie. Sozial-und Wirtschaftswissenschaften.
Naturwissenschaftlich-Mathematische Fakultät: Mathematik. Astronomie. Physik. Chemie.
Physikalische Chemie. Mineralogie und Petrographie. Geologie. Zoologie. Botanik.
9. Einteilungen der Wissenschaften haben je einen auf den Gesichtspunkt bezogenen re-
lativen Sinn. Mit der Befreiung unseres Erkennens von der Bindung an ein einziges fe-
stes Weltbild, darüber hinaus an eine Seinslehre überhaupt (an eine Ontologie) sind
wir offen für das Wissenkönnen in jeder nur möglichen Richtung und dürfen uns nun
nicht von neuem einfangen lassen in einen Kosmos der Wissenschaften, der in einer
Einteilung der Wissenschaften endgültig gekannt wäre.
Die konkreten Wissenschaften liegen nicht wie säuberlich abgetrennte Fächer ei-
nes Aktenschranks nebeneinander, sondern überschneiden sich. Sie treten miteinan-
der in Beziehung, ohne sich darum notwendig zu vermischen. Sie gliedern sich, ohne
darum ineinander zu fließen, auf ein unendliches erfülltes Eines hin. Dieses Leben aus
dem Ganzen, aber in je besonderer Gestalt macht das Wesen der Universität aus.