Metadaten

Jaspers, Karl; Immel, Oliver [Editor]; Schwabe AG [Editor]; Fuchs, Thomas [Editor]; Halfwassen, Jens [Editor]; Schulz, Reinhard [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Akademie der Wissenschaften zu Göttingen [Editor]
Karl Jaspers Gesamtausgabe (Abteilung 1, Band 21): Schriften zur Universitätsidee — Basel: Schwabe Verlag, 2016

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.51221#0428
License: Free access  - all rights reserved

DWork-Logo
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Die Idee der Universität. Für die gegenwärtige Situation entworfen [1961]

353

| IV. Die Daseinsvoraussetzungen 126

der Universität

Die Idee der Universität muß mit den Realitäten rechnen, die für ihre Verwirklichung
zugleich Bedingung sind und sie beschränken.
Erste Voraussetzung sind die Menschen, die sich an ihr zusammenfinden, deren
Artung und Fähigkeiten (i).
Zweite Voraussetzung ist die Macht von Staat und Gesellschaft, durch deren Wil-
len und deren Bedürfnisse die Universität erhalten wird (2).
Dritte Voraussetzung sind die materiellen Mittel, die ihr zur Verfügung gestellt wer-
den (3).
1. Die Menschen
Die wahre Universitätsidee wird vergeblich zum Bewußtsein gebracht, wenn die Men-
schen nicht mehr da sind, die sie erfüllen können. Wenn sie aber da sind, so ist die
über das Leben der Universität entscheidende Frage, ob sie gefunden und gewonnen
werden. Eine einzelne Universität hat ihren Charakter durch die Professoren, die an
sie berufen werden.
Nicht weniger hängt das Universitätsleben ab von der Art der Studenten. Eine un-
taugliche Studentenmasse würde die besten Professoren unwirksam im Schulbetrieb
versinken lassen. Es kommt daher darauf an, daß die jungen Menschen, die zum Stu-
dium berechtigt sein sollen, nach den bestmöglichen Gesichtspunkten diese Berech-
tigung erhalten. Eine Auslese muß den Zugang zur Universität bestimmen. Die Zulas-
sung verlangt notwendig eine schulmäßige Vorbildung, ohne die das Studium
vergeblich wäre. Das Studium setzt aber weiter voraus, daß der Mensch bildbar sei, daß
er die Begabungen und Charaktereigenschaften mitbringe, die sich im Universitäts-
studium entwickeln können.
| Eine Auslese findet statt durch die Art der Lehre: Es ist die Frage, an welche Stu- 127
denten sich die Universitätslehre wenden soll. Nur äußerlich an Alle, ihrem Sinn nach
an die Besten. Das Ziel ist, daß die Besten aus der nachwachsenden Generation zu freier
Entfaltung und Wirkung kommen. Was für Menschen die Besten sein werden, ist je-
doch nicht vorauszusehen. Ein Typus kann nicht bevorzugt werden, ohne vielleicht
gerade die Besten zu zerstören: die Ernstesten, die von der Wahrheitsidee ursprünglich
betroffen sind, denen Studieren, Lernen und Forschen weder bloße Beschäftigung
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften