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Die Idee der Universität. Für die gegenwärtige Situation entworfen [1961]
Lehrkörper »mit starker Forschungsgruppe«, 2. die Detachierung des Unterrichts an
»vorwiegend jüngere Kräfte« des Lehrkörpers, 3. die Einrichtung einer »starken beam-
teten Unterrichtsgruppe«.
Das Gesamtschema der vorgeschlagenen Neugliederung des Lehrkörpers nach
Funktionen zeigt dann folgendes Bild:
»1. Endstufe (über 40 Jahre): a) Ordinarien, b) Extra-Ordinarien und beamtete Pro-
fessoren, c) Lehrkräfte für Berufsvorbildung, d) Wissenschaftliche Beamte, e) Neben-
amtliche Dozenten. -
2. (35-40 Jahre): f) Dozenten, g) Lehrkräfte für Berufsausbildung, h) Wissenschaft-
liche Beamte, i) Nebenamtliche Dozenten. -
3- (30-35 Jahre): k) Dozenten, 1) Lehrkräfte für Berufsvorbildung und Wissen-
schaftliche Beamte (z.T. Assistenten), m) Nebenamtliche Dozenten. -
4. Wissenschaftliche Hilfskräfte (nicht zum Lehrkörper gehörend): n) Assistenten,
o) Wissenschaftliche Angestellte, p) Stipendiaten.«440
Was eine sorgfältige, die aktuellen Notstände berücksichtigende Betriebsplanung
zur Verbesserung des Unterrichts- und Ausbildungswesens an der bestehenden Uni-
versität in Vorschlag bringen kann, ist hier scheinbar geschehen. So perfekt aber auch
diese Planung ist, ebenso strittig und fragwürdig ist ihre Praemisse, den bestehenden,
als unzulänglich erkannten Funktionalismus durch einen betriebstechnisch einwand-
freien zu ersetzen. Die Funktionsaufteilung des Lehrkörpers nach Unterrichts- und For-
schungs- und Lehrgruppen würde nicht nur zu einer Zweiteilung der Universität füh-
ren, sondern das Ende der Universität selber bedeuten. Denn eine in ihrer inneren und
äußeren Struktur zu einem lediglich noch der Verwaltung des Wissenschaftsbetriebs
220 und der Schulung von wissenschaftlichen | und technischen Fachkräften dienenden
Funktionsapparat umgewandelte Universität wäre trotz des ä part noch beibehaltenen
und durch eine kleine »Spitzengruppe« des Lehrkörpers repräsentierten Forschungs-
und Lehrprinzips nur noch dem Namen nach Universität. Die für sie aufgewandten
Mittel würden letztlich nur der kostspieligen Erhaltung ihrer so komplizierten Appara-
tur, der Lebensfristung ihrer Funktionäre und der doch mehr oder minder zwangsläu-
fig mangelhaft bleibenden Berufsausbildung ihrer Studierenden dienen. Dem Ungeist
dieser gründlichen Umständlichkeit und der sie unterstützenden formaljuristischen
Rechtfertigung sind jedoch Grenzen gesetzt. Denn diese so differenzierte, durch die
vielfach sich überschneidenden Kompetenzen ihrer Funktionäre behinderte Organi-
sation könnte auch als Sammelinstitut von Fachhochschulen, zu dem sie dann noch
mehr, als sie es bisher schon ist, werden würde, den in sie gesetzten Erwartungen für
die Ausbildung wissenschaftlicher Fachkräfte schwerlich genügen. Echte wissenschaft-
liche Fachschulen würden das zu ihrem Teil besser zu leisten vermögen.
Nicht eine weitere Funktionalisierung der bestehenden Universität zur Bedarfsdek-
kungsanstalt an wissenschaftlich-technischen Fachkräften kann zu einer neuen Gestalt
der Universität, derer wir bedürfen, führen. Umgekehrt bedarf es gerade der Befreiung
Die Idee der Universität. Für die gegenwärtige Situation entworfen [1961]
Lehrkörper »mit starker Forschungsgruppe«, 2. die Detachierung des Unterrichts an
»vorwiegend jüngere Kräfte« des Lehrkörpers, 3. die Einrichtung einer »starken beam-
teten Unterrichtsgruppe«.
Das Gesamtschema der vorgeschlagenen Neugliederung des Lehrkörpers nach
Funktionen zeigt dann folgendes Bild:
»1. Endstufe (über 40 Jahre): a) Ordinarien, b) Extra-Ordinarien und beamtete Pro-
fessoren, c) Lehrkräfte für Berufsvorbildung, d) Wissenschaftliche Beamte, e) Neben-
amtliche Dozenten. -
2. (35-40 Jahre): f) Dozenten, g) Lehrkräfte für Berufsausbildung, h) Wissenschaft-
liche Beamte, i) Nebenamtliche Dozenten. -
3- (30-35 Jahre): k) Dozenten, 1) Lehrkräfte für Berufsvorbildung und Wissen-
schaftliche Beamte (z.T. Assistenten), m) Nebenamtliche Dozenten. -
4. Wissenschaftliche Hilfskräfte (nicht zum Lehrkörper gehörend): n) Assistenten,
o) Wissenschaftliche Angestellte, p) Stipendiaten.«440
Was eine sorgfältige, die aktuellen Notstände berücksichtigende Betriebsplanung
zur Verbesserung des Unterrichts- und Ausbildungswesens an der bestehenden Uni-
versität in Vorschlag bringen kann, ist hier scheinbar geschehen. So perfekt aber auch
diese Planung ist, ebenso strittig und fragwürdig ist ihre Praemisse, den bestehenden,
als unzulänglich erkannten Funktionalismus durch einen betriebstechnisch einwand-
freien zu ersetzen. Die Funktionsaufteilung des Lehrkörpers nach Unterrichts- und For-
schungs- und Lehrgruppen würde nicht nur zu einer Zweiteilung der Universität füh-
ren, sondern das Ende der Universität selber bedeuten. Denn eine in ihrer inneren und
äußeren Struktur zu einem lediglich noch der Verwaltung des Wissenschaftsbetriebs
220 und der Schulung von wissenschaftlichen | und technischen Fachkräften dienenden
Funktionsapparat umgewandelte Universität wäre trotz des ä part noch beibehaltenen
und durch eine kleine »Spitzengruppe« des Lehrkörpers repräsentierten Forschungs-
und Lehrprinzips nur noch dem Namen nach Universität. Die für sie aufgewandten
Mittel würden letztlich nur der kostspieligen Erhaltung ihrer so komplizierten Appara-
tur, der Lebensfristung ihrer Funktionäre und der doch mehr oder minder zwangsläu-
fig mangelhaft bleibenden Berufsausbildung ihrer Studierenden dienen. Dem Ungeist
dieser gründlichen Umständlichkeit und der sie unterstützenden formaljuristischen
Rechtfertigung sind jedoch Grenzen gesetzt. Denn diese so differenzierte, durch die
vielfach sich überschneidenden Kompetenzen ihrer Funktionäre behinderte Organi-
sation könnte auch als Sammelinstitut von Fachhochschulen, zu dem sie dann noch
mehr, als sie es bisher schon ist, werden würde, den in sie gesetzten Erwartungen für
die Ausbildung wissenschaftlicher Fachkräfte schwerlich genügen. Echte wissenschaft-
liche Fachschulen würden das zu ihrem Teil besser zu leisten vermögen.
Nicht eine weitere Funktionalisierung der bestehenden Universität zur Bedarfsdek-
kungsanstalt an wissenschaftlich-technischen Fachkräften kann zu einer neuen Gestalt
der Universität, derer wir bedürfen, führen. Umgekehrt bedarf es gerade der Befreiung