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Jaspers, Karl; Immel, Oliver [Editor]; Schwabe AG [Editor]; Fuchs, Thomas [Editor]; Halfwassen, Jens [Editor]; Schulz, Reinhard [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Akademie der Wissenschaften zu Göttingen [Editor]
Karl Jaspers Gesamtausgabe (Abteilung 1, Band 21): Schriften zur Universitätsidee — Basel: Schwabe Verlag, 2016

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.51221#0540
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Stellenkommentar

465

tierten Prozesssteuerung von Arbeitsabläufen, die - auf Arbeitsstudien gestützt - detailliert
reguliert wurden. Das häufiger als »Taylorismus« bezeichnete Prinzip gilt mit negativer Kon-
notation als Synonym für Fließbandarbeit sowie für die Entfremdung vom Produktionspro-
zess und der individuellen Leistung.
57 Vgl. J. Grimm: »Selbstbiographie«, in: WF I/i, 1-27, 7.
58 Jaspers übernimmt diesen Begriff von Max Weber, der in »Die >Objektivität< sozialwissen-
schaftlicher und sozialpolitischer Erkenntnis« [1904] mit Blick auf die Ausgangspunkte der
Kulturwissenschaften von einer »chinesischen Erstarrung des Geisteslebens« spricht, die
drohe, wenn darauf verzichtet werde, immer neue Fragen an das Leben zu stellen (in: Ge-
sammelte Aufsätze zur Wissenschaftslehre, Tübingen 6i985,146-214,184).
59 Die Wendung stammt aus Goethes Faust 1, allerdings heißt es dort »gekreuzigt«, nicht »ver-
lästert«: »Die wenigen, die was davon erkannt, / Die thöricht g’nug ihr volles Herz nicht
wahrten, / Dem Pöbel ihr Gefühl, ihr Schauen offenbarten, / Hat man von je gekreuzigt und
verbrannt« (WA I/14, 36).
60 Das in dieser stark existenzphilosophisch geprägten Auslegung der Kommunikation zum
Ausdruck gebrachte reziproke Abhängigkeitsverhältnis der Akteure in Bezug auf die Kon-
stituierung eines Selbst, das Jaspers hier erstmals artikuliert, bildet in seinem 1931/1932 er-
schienenen Hauptwerk Philosophie einen wichtigen Baustein für sein für die Selbstwerdung
zentrales Konzept der »existentiellen Kommunikation« (vgl. PhilosophieII, bes. 57, 60-72).
61 Vgl. hierzu die Literaturangaben in Stellenkommentar Nr. 9.
62 Unter »Eristik« wird die Kunst des wissenschaftlichen Streitgesprächs verstanden. Der Begriff
verweist auf die Göttin des Streits und der Zwietracht der griechischen Mythologie, »Eris«.
Als wahrscheinlichster Begründer der Eristik gilt Euklid aus Megara (450-ca. 370 v.Chr.).
63 Dt.: »Ohne Übereinstimmung in den Grundvoraussetzungen kein logischer Streit.« Die
Aussage geht mutmaßlich auf die Scholastik zurück, lässt sich jedoch keinem bestimmten
Autoren zuordnen.
64 »Urburschenschaft« ist eine Bezeichnung für die erste, am 12. Juni 1815 in Jena gegründete,
neue Art der Studentenverbindung. Die Gründung der ersten Burschenschaft folgte der Idee
einer Abschaffung der landsmannschaftlichen Gliederung der Studentenschaft (über Re-
gionen definierte Zusammenschlüsse) und damit der Verabschiedung der Kleinstaaterei zu-
gunsten der Zusammenführung aller Studenten in einer einheitlichen Burschenschaft.
65 Gemeint sind die Ehen zwischen Friedrich Wilhelm Joseph Schelling (1775-1854) und der
Schriftstellerin Caroline Schelling (geb. Michaelis, 1763-1809), John Stuart Mill (1806-1873)
und der Frauenrechtlerin Harriet Taylor Mill (geb. Hardy, 1807-1858) sowie das englische
Dichterehepaar Robert Browning (1812-1889) und Elizabeth Barrett Browning (geb. Barrett,
1806-1861).
66 Zur Fußnote: Die Bezeichnung »geistiger Epikureer« spielt auf den griechischen Philoso-
phen Epikur (341-271 v.Chr.) an. Den Fluchtpunkt der epikureischen Philosophie bildet die
Herbeiführung der individuellen Glückseligkeit (eudaimonia) durch ein Denken, welches
durch die Erfassung der Wahrheiten der sinnlichen Wahrnehmung gelenkt wird. Als
höchste Form der Glückseligkeit wird die unerschütterliche Gemütsruhe (ataraxia) verstan-
den, die sich von den Beunruhigungen der körperlichen sowie der durch Geschäfte und
Sorgen ausgelösten Leidenschaften frei hält. Jaspers kritisiert die von ihm mit dem »Epiku-
reer« assoziierte, in der Kommunikation distanzierte Haltung, die in seinen Augen ein
wechselseitiges Offenbarwerden unmöglich macht.
 
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