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Stellenkommentar
326 Lat. für: »teile und herrsche«. Der Imperativ steht für die Strategie, Gruppen aufzuspalten,
um diese leichter besiegen oder beherrschen zu können.
Vom rechten Geist der Universität
327 Der Artikel erschien am 30. Juni 1956 in Die Gegenwart als Antwort auf den zwei Wochen
zuvor erschienenen Beitrag »Die Lage der deutschen Hochschulen« des Vorsitzenden der
Westdeutschen Rektorenkonferenz, Helmut Coing (in: Die Gegenwart, Nr. 12 [16.6.1956]
357-369)-
328 Griech. für eine »Vorrede« oder ein einleitendes Kapitel.
329 Um welchen Fall es sich bei diesem Beispiel handelt, ist nicht rekonstruierbar. Allerdings
belegt der Briefwechsel zwischen Jaspers und Rossmann, dass sich wenig später auch Ross-
mann in Heidelberg genötigt sah, externe Gutachten zu seiner Arbeit vorzulegen, um den
Titel »außerordentlicher Professor« führen zu dürfen (vgl. Brief von Jaspers an Rossmann,
7. Juni 1957 [DLA, A: Jaspers]).
330 Vgl. zum »Fall Schlüter«: Einleitung zu diesem Band, Fußnote Nr. 206.
331 Das hier von Jaspers aufgestellte Postulat vom »Wagnis der Öffentlichkeit« wurde 1958
von Hannah Arendt in ihrer Laudatio anlässlich der Verleihung des »Friedenspreises des
Deutschen Buchhandels« aufgegriffen und als Leitmotiv seines eigenen philosophisch-
politischen Wirkens gewürdigt (vgl. H. Arendt: »Karl Jaspers«, in: dies., K. Jaspers: Wahr-
heit, Freiheit und Friede. Reden zur Verleihung des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels
[1958], 29-40, bes. 32-33). Obwohl Jaspers Arendt am 1. August 1956 von einem Radiovor-
trag mit dem Titel »Das Wagnis der Öffentlichkeit« berichtet, hat er keinen eigenständi-
gen Text zu diesem Thema publiziert (vgl. H. Arendt, K. Jaspers: Briefwechsel, 330). In sei-
nen 1964 gehaltenen Vorlesungen Kleine Schule des philosophischen Denkens [1965]
beschreibt er die persönliche Dimension dieses Wagnisses folgendermaßen: »Das Wag-
nis der Öffentlichkeit ist ein persönliches für jeden Einzelnen. [...] Jeder entscheidet für
sich, ob er in die Öffentlichkeit treten will oder nicht. Wer Einsicht gewonnen hat, will
sie nicht für sich behalten. Wer etwas geschaffen hat, will es sichtbar werden lassen. Wer
politisch handelt, will anerkannt werden. Das ist der große Ehrgeiz, berechtigt, wenn er
nicht auf Selbsttäuschung über das eigene Können beruht und dann sich in Eitelkeit ver-
kehrt. Aber die Öffentlichkeit ist ein Wagnis. [...] Wer in die Öffentlichkeit tritt, ist ihr aus-
geliefert. Hat er den Schritt getan, so ist der Mensch nicht mehr derselbe wie vorher«
(ebd., 121-122).
Das Doppelgesicht der Universitätsreform
332 Jaspers spielt mit dieser Bemerkung auf die Wiederbewaffnungsdiskussion an, die zwischen
1949 und 1956 in der Bundesrepublik geführt wurde. Konrad Adenauer drängte bereits kurz
nach seiner ersten Wahl auf eine Wiederbewaffnung Deutschlands, die vor allem mit Ver-
weis auf eine als notwendig erachtete Eindämmung des sowjetischen Einflussbereichs plau-
sibel gemacht werden sollte. Nach anfänglich verhaltener Resonanz bei den westlichen Ver-
bündeten und der Bevölkerung wendete sich insbesondere durch den Korea-Krieg
Stellenkommentar
326 Lat. für: »teile und herrsche«. Der Imperativ steht für die Strategie, Gruppen aufzuspalten,
um diese leichter besiegen oder beherrschen zu können.
Vom rechten Geist der Universität
327 Der Artikel erschien am 30. Juni 1956 in Die Gegenwart als Antwort auf den zwei Wochen
zuvor erschienenen Beitrag »Die Lage der deutschen Hochschulen« des Vorsitzenden der
Westdeutschen Rektorenkonferenz, Helmut Coing (in: Die Gegenwart, Nr. 12 [16.6.1956]
357-369)-
328 Griech. für eine »Vorrede« oder ein einleitendes Kapitel.
329 Um welchen Fall es sich bei diesem Beispiel handelt, ist nicht rekonstruierbar. Allerdings
belegt der Briefwechsel zwischen Jaspers und Rossmann, dass sich wenig später auch Ross-
mann in Heidelberg genötigt sah, externe Gutachten zu seiner Arbeit vorzulegen, um den
Titel »außerordentlicher Professor« führen zu dürfen (vgl. Brief von Jaspers an Rossmann,
7. Juni 1957 [DLA, A: Jaspers]).
330 Vgl. zum »Fall Schlüter«: Einleitung zu diesem Band, Fußnote Nr. 206.
331 Das hier von Jaspers aufgestellte Postulat vom »Wagnis der Öffentlichkeit« wurde 1958
von Hannah Arendt in ihrer Laudatio anlässlich der Verleihung des »Friedenspreises des
Deutschen Buchhandels« aufgegriffen und als Leitmotiv seines eigenen philosophisch-
politischen Wirkens gewürdigt (vgl. H. Arendt: »Karl Jaspers«, in: dies., K. Jaspers: Wahr-
heit, Freiheit und Friede. Reden zur Verleihung des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels
[1958], 29-40, bes. 32-33). Obwohl Jaspers Arendt am 1. August 1956 von einem Radiovor-
trag mit dem Titel »Das Wagnis der Öffentlichkeit« berichtet, hat er keinen eigenständi-
gen Text zu diesem Thema publiziert (vgl. H. Arendt, K. Jaspers: Briefwechsel, 330). In sei-
nen 1964 gehaltenen Vorlesungen Kleine Schule des philosophischen Denkens [1965]
beschreibt er die persönliche Dimension dieses Wagnisses folgendermaßen: »Das Wag-
nis der Öffentlichkeit ist ein persönliches für jeden Einzelnen. [...] Jeder entscheidet für
sich, ob er in die Öffentlichkeit treten will oder nicht. Wer Einsicht gewonnen hat, will
sie nicht für sich behalten. Wer etwas geschaffen hat, will es sichtbar werden lassen. Wer
politisch handelt, will anerkannt werden. Das ist der große Ehrgeiz, berechtigt, wenn er
nicht auf Selbsttäuschung über das eigene Können beruht und dann sich in Eitelkeit ver-
kehrt. Aber die Öffentlichkeit ist ein Wagnis. [...] Wer in die Öffentlichkeit tritt, ist ihr aus-
geliefert. Hat er den Schritt getan, so ist der Mensch nicht mehr derselbe wie vorher«
(ebd., 121-122).
Das Doppelgesicht der Universitätsreform
332 Jaspers spielt mit dieser Bemerkung auf die Wiederbewaffnungsdiskussion an, die zwischen
1949 und 1956 in der Bundesrepublik geführt wurde. Konrad Adenauer drängte bereits kurz
nach seiner ersten Wahl auf eine Wiederbewaffnung Deutschlands, die vor allem mit Ver-
weis auf eine als notwendig erachtete Eindämmung des sowjetischen Einflussbereichs plau-
sibel gemacht werden sollte. Nach anfänglich verhaltener Resonanz bei den westlichen Ver-
bündeten und der Bevölkerung wendete sich insbesondere durch den Korea-Krieg