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Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2015 — 2016

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A. Das akademische Jahr 2015
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III. Veranstaltungen
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Stork, Katharina: Wenn die Flut kommt: Gesellschaft, Technik und Hochwasser von der Antike bis heute: Abschlusstagung der Forschungsstelle „Historische und rezente Hochwasserkonflikte an Rhein, Elbe und Donau im Spannungsfeld zwischen Naturwissenschaft, Technik und Sozialökologie“ am 13. März 2015
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https://doi.org/10.11588/diglit.55653#0091
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Tagung „Wenn die Flut kommt'

Im Anschluss referierte Ulrich Kronauer zum Thema „Hochwasser als Strafe
Gottes“ und stellte fest, dass der Glaube an von Gott gesandte Katastrophen zur
Maßregelung menschlichen Fehlverhaltens in unseren heutigen Gesellschaften
nicht so fern ist, wie oft angenommen. Der Schwerpunkt seines Vortrags lag in der
deutschen Geschichte des 16. bis 18. Jahrhunderts.
Thomas Meier befasste sich in seinem Beitrag „Sehen. Können. Wollen.
Hochwasser und Hochwasserschutz im Hochmittelalter“ mit vor- und frühge-
schichtlichen Siedlungsmustern in hochwassergefährdeten Gebieten. Funde und
Befunde deuten demnach daraufhin, dass solche Gebiete nicht - wie oft vermutet
- gemieden wurden. Tatsächlich zeigen seine Forschungen, dass die Menschen be-
stehende Siedlungen in Übcrschwemmungszonen auch trotz wiederholter Hoch-
wasserereignisse nicht aufgaben.
Ob die Idee der Beherrschung der wilden und bösen Natur Einzug gehalten
hatte, als dem Menschen mit Aufklärung und Industrialisierung vermehrt
Wissen und technische Möglichkeiten zur Verfügung standen, stellte Franz-Josef
Brüggemeier auf den Prüfstand. Er widerlegte dies und stellte fest, dass ein neuer,
anderer Zugang zur Natur möglich gewesen sei. Der Mensch habe nicht die Natur
beherrschen, sondern durch das Verstehen ihrer Gesetze die bisherigen Schranken
überwinden wollen.
Im Anschluss stellte Boris Lehmann aus wasserbaulicher Sicht die aktuellen
Bestrebungen im Hochwasserschutzsektor vor, die zunehmend als in ein natur-
räumlich-soziales System eingebettetes Maßnahmenbündel erscheinen. Durch
den Verlust der natürlichen Überflutungsflächen entlang der großen Flussläufe
stellt sich heute die Herausforderung, die verlorenen Flächen neu zu erschließen
und in ein effektives Hochwassermanagement zu integrieren. Soziale Faktoren
spielen dabei ebenso eine Rolle wie ökologische Ansprüche und Sicherheitsbe-
streben.
Zum Abschluss der Vortragsveranstaltung referierte Katharina Stork über
neue Wege im Hochwasserschutz, die sich nicht länger auf technische Großpro-
jekte stützen, sondern sich in - je nach Situation - individuellen Kombinationen
aus vorrangig kleinskaligen und an die lokalen Gegebenheiten hochangepassten
Maßnahmen und Initiativen äußern.
Die Moderation der Vortragsveranstaltung übernahm Prof Dr.-Ing. Rainer
Helmig, der zusammen mit Franz-Josef Brüggemeier Projektleiter des abge-
schlossenen Forschungsprojekts war. Nach allen Vorträgen hatte das Publikum die
Gelegenheit zu Fragen, so dass rege Diskussionen das heterogene und transdiszi-
plinäre Thema von Hochwasser, Hochwasserschutz und Schutzkonflikten zusätz-
lich illustrieren konnten.
Katharina Stork, Thomas Haas

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