III. Veranstaltungen
an unser Beispiel mit den identischen Zwillingen, das eine perfekte Erklärung
der Korrelationen zwischen Zwillingspaaren lieferte. Quantenteilchen verhalten
sich also nicht wie identische Zwillinge, obwohl sie die gleichen Resultate zei-
gen. Wenn wir an ihnen die gleiche Eigenschaft messen, kann dies nicht so wie
bei Zwillingen dadurch erklärt werden, dass sie diese Eigenschaft bereits vor der
Beobachtung getragen haben.
Welche Lehre ziehen wir also aus der Verletzung der Bell’schen Ungleichung?
Da sie nicht stimmt, muss zumindest eine der Annahmen, die wir zu ihrer
Herleitung getroffen haben, falsch sein. Was waren diese Annahmen?
Die erste Grundannahme war die des Realismus. Das war die Idee, dass ein
experimentelles Resultat in irgendeiner Form durch Eigenschaften der Teilchen
bestimmt ist. Die zweite Grundannahme war die Lokalitätsannahme. Das war die
Annahme, dass die wirkliche physikalische Situation von, sagen wir, Messappa-
rat B inklusive dem Teilchen b unabhängig davon sein muss, welche Messung
gleichzeitig an Teilchen a durch den Messapparat A durchgeführt wird.
Eine dritte Annahme, die wir implizit verwendet haben, aber nicht explizit
ausgedrückt haben, ist die, dass jedes Teilchen Instruktionen für alle drei Mög-
lichkeiten besitzen muss. Die zugrunde liegende Annahme ist, dass es Sinn macht,
sich zu überlegen, welche experimentellen Resultate auftreten könnten, auch
wenn nur eine bestimmte Messung durchgeführt wird. Für den Fall der Zwillinge
bedeutet dies, dass es Sinn macht, sich zu sagen, dass zum Beispiel große, blauäu-
gige Zwillinge entweder blondes oder schwarzes Haar haben müssen, auch wenn
man dies nicht beobachtet. Im Falle der Messung an zwei Teilchen bedeutet dies,
dass es Sinn macht, sich zu überlegen, was das Resultat etwa bei der Schalterstel-
lung z wäre, auch wenn man nur ein Teilchen an Schalterstellung x und das andere
nur an Schalterstellung y misst.
Wir diskutieren nun einige der möglichen philosophischen Konsequenzen
des Zusammenbruchs des lokalen Realismus. Es könnte also sein, dass die Rea-
litätsannahme nicht stimmt. Dies würde im Grunde genommen bedeuten, dass
die experimentell beobachtete Eigenschaft in einem ganz konkreten Experiment
nicht eine Eigenschaft der physikalischen Wirklichkeit ist, ehe die Beobachtung
durchgeführt wird. Letztlich heißt das, dass die Wirklichkeit von der Entschei-
dung des Beobachters abhängt, welche Messung er durchführt, denn der Beob-
achter, der ein bestimmtes Experiment macht, kann ja frei entscheiden, welche
Messung er durchführt - das heißt in unserem Fall, welche Schalterstellung er
wählt, oder entlang welcher Richtung er die Polarisation eines Photons misst.
Der Zusammenbruch des Realismus würde bedeuten, dass das dann gemessene
Resultat keine Eigenschaft reflektiert, die vor der Beobachtung und unabhängig
von ihr existiert hat.
Es könnte auch sein, dass die Lokalitätsannahme nicht gilt. Ein solcher Zu-
sammenbruch der Lokalität könnte zum Beispiel bedeuten, dass irgendetwas an
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an unser Beispiel mit den identischen Zwillingen, das eine perfekte Erklärung
der Korrelationen zwischen Zwillingspaaren lieferte. Quantenteilchen verhalten
sich also nicht wie identische Zwillinge, obwohl sie die gleichen Resultate zei-
gen. Wenn wir an ihnen die gleiche Eigenschaft messen, kann dies nicht so wie
bei Zwillingen dadurch erklärt werden, dass sie diese Eigenschaft bereits vor der
Beobachtung getragen haben.
Welche Lehre ziehen wir also aus der Verletzung der Bell’schen Ungleichung?
Da sie nicht stimmt, muss zumindest eine der Annahmen, die wir zu ihrer
Herleitung getroffen haben, falsch sein. Was waren diese Annahmen?
Die erste Grundannahme war die des Realismus. Das war die Idee, dass ein
experimentelles Resultat in irgendeiner Form durch Eigenschaften der Teilchen
bestimmt ist. Die zweite Grundannahme war die Lokalitätsannahme. Das war die
Annahme, dass die wirkliche physikalische Situation von, sagen wir, Messappa-
rat B inklusive dem Teilchen b unabhängig davon sein muss, welche Messung
gleichzeitig an Teilchen a durch den Messapparat A durchgeführt wird.
Eine dritte Annahme, die wir implizit verwendet haben, aber nicht explizit
ausgedrückt haben, ist die, dass jedes Teilchen Instruktionen für alle drei Mög-
lichkeiten besitzen muss. Die zugrunde liegende Annahme ist, dass es Sinn macht,
sich zu überlegen, welche experimentellen Resultate auftreten könnten, auch
wenn nur eine bestimmte Messung durchgeführt wird. Für den Fall der Zwillinge
bedeutet dies, dass es Sinn macht, sich zu sagen, dass zum Beispiel große, blauäu-
gige Zwillinge entweder blondes oder schwarzes Haar haben müssen, auch wenn
man dies nicht beobachtet. Im Falle der Messung an zwei Teilchen bedeutet dies,
dass es Sinn macht, sich zu überlegen, was das Resultat etwa bei der Schalterstel-
lung z wäre, auch wenn man nur ein Teilchen an Schalterstellung x und das andere
nur an Schalterstellung y misst.
Wir diskutieren nun einige der möglichen philosophischen Konsequenzen
des Zusammenbruchs des lokalen Realismus. Es könnte also sein, dass die Rea-
litätsannahme nicht stimmt. Dies würde im Grunde genommen bedeuten, dass
die experimentell beobachtete Eigenschaft in einem ganz konkreten Experiment
nicht eine Eigenschaft der physikalischen Wirklichkeit ist, ehe die Beobachtung
durchgeführt wird. Letztlich heißt das, dass die Wirklichkeit von der Entschei-
dung des Beobachters abhängt, welche Messung er durchführt, denn der Beob-
achter, der ein bestimmtes Experiment macht, kann ja frei entscheiden, welche
Messung er durchführt - das heißt in unserem Fall, welche Schalterstellung er
wählt, oder entlang welcher Richtung er die Polarisation eines Photons misst.
Der Zusammenbruch des Realismus würde bedeuten, dass das dann gemessene
Resultat keine Eigenschaft reflektiert, die vor der Beobachtung und unabhängig
von ihr existiert hat.
Es könnte auch sein, dass die Lokalitätsannahme nicht gilt. Ein solcher Zu-
sammenbruch der Lokalität könnte zum Beispiel bedeuten, dass irgendetwas an
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